Geldern Zu wenig Azubistellen: Kritik an Firmen der Region

Geldern · Deutscher Gewerkschaftsbund sieht Arbeitgeber in der Pflicht. Die Lage sei "eine Katastrophe" für Jugendliche.

Es gibt zu wenig Ausbildungsplätze in der Region. Das beklagt der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB). "Aktuell stehen für 6111 ausbildungsplatzsuchende Jugendliche nur 3811 Ausbildungsplätze in der Region Niederrhein (Wesel und Kleve) zur Verfügung", erklärt die Organisation. Sie sieht Unternehmen und Arbeitgeberverbände in der Pflicht, mehr für den Nachwuchs zu tun.

Gleichzeitig berichten die Industrie- und Handwerkskammern regelmäßig von Plätzen, die sie nicht besetzen könnten. "Natürlich haben die Arbeitgeberverbände Recht damit, wenn sie jedes Jahr aufs Neue zum Ausbildungsstart Anfang August von unbesetzten Lehrstellen reden", sagt Fabian Kuntke vom DGB in der Region Niederrhein dazu. "Jedoch stehen auch in diesem Jahr wieder nicht genügend Ausbildungsplätze zur Verfügung, um den Gesamtbedarf zu decken."

Ende Juli seien laut Agentur für Arbeit in Wesel 1987 betriebliche Ausbildungsplätze besetzt gewesen. Bei 2530 Jugendlichen waren Verbleib und Planungen unklar. Ferner standen 1180 noch unbesetzte Ausbildungsplätze 1712 unversorgten Bewerbern gegenüber. "Für die betroffenen Jugendlichen ist die Situation auf dem Ausbildungsmarkt eine Katastrophe", meint Fabian Kuntke.

Verantwortlich für diese Situation seien vor allem die Unternehmen. "Viele Betriebe scheuen die Mühen, die eine Ausbildung junger Menschen mit sich bringt, und stellen lieber bereits fertig geschultes Personal ein. Damit schneidet sich die Wirtschaft ins eigene Fleisch: Der Ausbildungsplatzmangel von heute ist der Fachkräftemangel von morgen", kritisiert Fabian Kuntke. Bis zum Herbst könne sich zwar noch einiges tun, aber derzeit stehe der Ausbildungsmarkt unter keinem guten Stern.

Auch die Arbeitgeberverbände sollten auf Betriebe einwirken, damit sich die Lage ändert, meint der DGB. Laut Bundesverfassungsgericht brauche es für ein auswahlfähiges Angebot 112,5 Stellen pro 100 Suchende. Dass würde für die Region Niederrhein ein Angebot von rund 6875 Stellen bedeuten, so der DGB.

(RP)
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