Geldern Zukunft der Glockengasse

Geldern · Die Pläne für das Hertie-Gebäude sehen eine Spielhalle mit Gastronomie in der Glockengasse vor. Dortige Geschäftsinhaber beurteilen das Vorhaben kritisch. Sie wünschen, seitens der Stadt stärker eingebunden zu werden.

Die Glockengasse, findet Martin Link, sei so etwas wie ein Hinterhof inmitten der Innenstadt. "Man sieht uns nicht", sagt er. Seit 13 Jahren hat der Goldschmied sein Geschäft in der Glockengasse, Laufkundschaft gebe es kaum. Der Grund sei die schlechte Anbindung an den Rest der Stadt. "Man hat uns immer wieder Durchgänge versprochen", sagt Gisela Grabowski vom Fotostudio Selhof. Was beide ärgert: Die Verbindung zwischen Glockengasse und Markt, die durch das Hertie-Ladenlokal führt, wird es künftig wohl nicht mehr geben.

Textilunternehmen

Wenn das Gebäude wie geplant von einem Investor genutzt wird, soll zum Markt hin ein Textilunternehmen angesiedelt werden. Auf der Fläche zur Glockengasse könnte eine Spielhalle mit Außengastronomie entstehen (RP berichtete). Damit entfällt der kurze Weg zwischen Markt und Glockengasse — und Kundschaft für die dort ansässigen Läden, glauben Grabowski und Link.

Über die Idee, eine Spielhalle in die Glockengasse zu bringen, sagt Grabowski: "Ich sehe da für unsere Geschäfte keine Chance." Eine Spielhalle verstärke nicht das Tagesgeschäft der Einzelhändler. Auch viele Bürger wundern sich über das Konzept, mit einer Spielhalle eine Stadt beleben zu wollen.

Die Stadt könne aber, sagt Bürgermeister Janssen, die Nutzung der Räume nicht verbieten. Zwar habe sie Ende der 80er Jahre beschlossen, dass Spielhallen nur in bestimmten Bereichen Gelderns angesiedelt werden dürfen. Die Glockengasse gehört nicht dazu. Laut Baunutzungsordnung sind aber Vergnügungsstätten im Innenstadtbereich zugelassen.

Und: Die Änderung in den 80er Jahren ist laut Janssen nie Ortsrecht geworden. Die Stadt könne dem Investor damit eine Befreiung von der Regel oder eine Ausnahmegenehmigung erteilen — und würde das, sofern dieser nicht nur eine Spielhalle, sondern auch Außengastronomie anbiete, auch tun. So lautet außerdem ein Beschluss des Stadtrates.

Nur eine Voranfrage

Bisher, betont Wirtschaftsförderin Ute Stehlmann, gebe es nur eine Nutzungsvoranfrage des Investors. es handelt sich dabei um keinen konkreten Antrag. Die Stadt habe bei dem Investor auch eine andere Nutzung ins Spiel gebracht und ihm Kontakt zu Einzelhändlern vermittelt, die den 480 Quadratmeter großen Hertie-Bereich zur Glockengasse hin übernehmen würden. Mit einer Entscheidung rechnet Stehlmann bis zum Ende der Sommerferien.

Gisela Grabowski wünscht sich, dass die Stadt die Geschäftsleute der Glockengasse stärker einbezieht. "Die Grundstimmung ist gegen eine Spielhalle. Aber wir wissen ja auch gar nichts über das genaue Konzept." KOMMENTAR

(RP)
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