Die Spitzen der Gelderner Kliniken Zusammenarbeit zum Wohl des Patienten

Geldern · Vor Beginn einer neuen Serie rund ums Gelderner Krankenhaus und die Gelderlandklinik bat die RP zur Bestandsaufnahme. Die Verantwortlichen standen Rede und Antwort. Ein Problem ist und bleibt, neue Ärzte an den Niederrhein zu locken.

 In entspannter Atmosphäre führten Michael Klatt und Monika Kriegel das Interview im Clemens-Hospital.

In entspannter Atmosphäre führten Michael Klatt und Monika Kriegel das Interview im Clemens-Hospital.

Foto: Gerhard Seybert

Ihre Häuser sind in der Region verwurzelt. Seit wann gibt es sie?

BORSCH Die Gelderland-Klinik besteht seit 1989. Das St.-Clemens-Hospital gibt es bereits seit 1843. Früher stand es in der Gelderner Innenstadt. Am jetzigen Standort befindet es sich seit 1973.

Wie viele Menschen sind bei Ihnen beschäftigt?

BORSCH 660 arbeiten im St.-Clemens-Hospital, 110 in der Gelderland-Klinik. Dazu kommen noch 25 Beschäftigte in unseren Praxen im Gesundheitszentrum.

Wie sieht es mit dem Nachwuchs aus?

KUCZERA Wir haben Probleme, die Arztstellen zu besetzen. Das hat mit der ländlichen Region zu tun. Die Fort- und Weiterbildung im Haus ist sehr gut. Auch das, was wir in den einzelnen Disziplinen leisten können. Der Umfang ist für ein 312-Betten-Haus überdurchschnittlich gut. KRIEGER Die Gelderland-Klinik ist relativ gut besetzt. Unsere Ärzte haben sich auf Psychosomatik spezialisiert und reisen zum Teil von weiter weg an. Im Prinzip ist es aber schwierig, Stellen neu zu besetzen.

Wie werben Sie Nachwuchskräfte?

BORSCH Es gibt Agenturen, die Uni-Absolventen in Deutschland und im Ausland anwerben und vermitteln. Als einzelnes Haus sind wir dazu kaum in der Lage. KUCZERA Die Vertragskultur hat sich geändert. Es wird viel auf die individuellen Bedürfnisse eingegangen. Wir unterstützen zum Beispiel bei der Suche nach einem Kindergartenplatz und bei der Wohnungssuche. Zum Teil stellen wir Wohnraum für die ersten Monate, gerade bei Kollegen aus dem Ausland. Die Karriereplanung hat für die Chefärzte eine höhere Wertigkeit. Wir begleiten Mitarbeiter in der Karriereplanung. KOHLSCHREIBER Bei den Pflegekräften herrscht kein Mangel an Nachwuchs. Wir fördern die Aus- und Weiterbildung. Im Pflege- und Funktionsdienst gibt es neben den Fachweitergebildeten (Intensiv/Anästhesie, OP) weitere Spezialisten beispielsweise für Wundversorgung, Ernährung und Pflegeüberleitung. Die Ausbildung erfolgt zielgerichtet und praxisnah durch Praxisanleiter. Zu dem gibt es ein ausgewogenes Fortbildungsprogramm und eine mitarbeiterorientierte Personalentwicklung.

Wie sehr nimmt die Dokumentation für die Krankenkassen und Gesundheitsbehörden Sie in Anspruch?

KUCZERA Der Dokumentationsaufwand nimmt deutlich zu, unter anderem wegen der Krankenkassen und dem Patientenrechtegesetz. Wir versuchen dort, wo es sinnvoll ist, diese Arbeit vom Arzt wegzuhalten. Es gibt zum Beispiel Codierfachkräfte. Es geht aber auch nicht, dass man den Arzt komplett entkoppelt von Dokumentation und Abrechnung. Das sogenannte "Case Management", also die Behandlung eines Falles, erfordert die Kommunikation aller beteiligten Mitarbeiter parallel zur Versorgung des Patienten, die im Vordergrund steht. Unser Pfund ist das gute Miteinander und die hohe Treue: Man kennt sich. KOHLSCHREIBER Die fächerübergreifende und sektorale Zusammenarbeit zwischen Clemens-Hospital, Gelderlandklinik und dem Medizinischen Versorgungszentrum, zum Wohl des Patienten, ist beeindruckend. Vieles läuft auf dem kurzen Dienstweg.

Welchen Einzugsbereich haben Sie?

KRIEGER In die Gelderlandklinik kommen Patienten aus dem ganzen Bundesgebiet, zu 90 Prozent aus Nordrhein-Westfalen. Die Reha-Behandlung dauert in der Regel länger. Die durchschnittliche Verweildauer beträgt fünf Wochen. Früher lag sie bei acht Wochen. BORSCH Unsere Krankenhauspatienten kommen hauptsächlich aus dem Südkreis Kleve, aber das variiert je nach Fachgebiet. Sie bleiben durchschnittlich eine Woche. Aber in der Geriatrie zum Beispiel ist die Verweildauer länger. KUCZERA Da beträgt sie im Durchschnitt zwölf Tage. Hier versorgen wir auch überregional, ebenso wie bei der Dialyse.

Wie sehen Sie den Status der medizinischen Versorgung?

KUCZERA Wir machen eine gehobene Grund- und Regelversorgung, bei der Versorgungsstufe sicher über dem Durchschnitt. Auch vom Mix her. Für ein 312-Betten-Haus haben wir viele Abteilungen. Von der Diagnostik über die Therapie bis zur Früh-Rehabilitation ist alles aus einem Guss. BORSCH Statt einem Chefarzt gibt es in der Inneren Medizin jetzt vier Chefärzte. Das ist ein Zeichen für die Spezialisierung. Wir sind deutlich breiter aufgestellt als früher. SIMSON Wir haben bei der Psychosomatik hier fast ein Alleinstellungsmerkmal, stehen aber auch in Konkurrenz zu Kliniken deutschlandweit. Die ambulante Versorgung hinkt hinterher. Es gibt leider Wartezeiten.

Welche Weichen stellen Ihre Häuser für die medizinische Versorgung des Gelderlands?

KUCZERA Wir investieren weiter: Anfang 2013 wurde die Radiologie erneuert, die diagnostischen Möglichkeiten sind gestiegen. Die Qualifikation bleibt ein wichtiges Thema, zum Beispiel bei der OP-Technik. Stichwort "Knopflochchirurgie": Auch bei Notfällen ist mittlerweile der minimal-invasive Eingriff Standard. Jede Narbe, die der Patient nicht hat, ist eine gute Narbe. SIMSON Wir haben eine kontinuierliche Entwicklung. Wir hatten einen Ausbau bei extremer Adipositas. 2012 fand ein Symposium statt, und wir forschen auch darüber. In diesem Jahr behandelte ein Symposium psychische Belastungen im Beruf. Viele Arbeitnehmer geraten massiv unter Druck. Wir reagieren mit besonderen Behandlungsangeboten, setzen Schwerpunkte. KRIEGER Unser Angebot ist sehr weit gefasst über das psychosomatische Spektrum. Alles wird parallel weiterentwickelt.

Ihre Wünsche an die Politik?

SIMSON Das Budget im Reha-Bereich ist gedeckelt, obwohl die Zahl der Fälle nach oben geht. Der Kostendruck führt leider zu einer Reduktion der Behandlungszeiten. BORSCH Wir würden gerne mehr investieren, aber das Land stellt relativ wenig Fördermittel zur Verfügung. Zu wenig Medizinabsolventen kommen in den Krankenhäusern an. Im ambulanten Bereich müsste das Problem bei der Vernetzung gelöst werden. Bei der Überweisung zur Rehabilitation gibt es weiterhin zu viele Antragshürden.

MICHAEL KLATT STELLTE DIE FRAGEN.

(RP)
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