Issum Zweite Apotheke: Streit im Issumer Rat

Issum · Emotionale Diskussion um Ansiedlung im Wohlfühlhaus. Einige Politiker fühlen sich unter Druck gesetzt und fordern geheime Abstimmung. Am Ende gibt es eine knappe Entscheidung für die Apotheke. Wolfgang Höfert bitter enttäuscht.

 Der Anbau für das Wohlfühlhaus am Vogt-von-Belle-Platz: Hier soll die neue Apotheke ihr Zuhause finden.

Der Anbau für das Wohlfühlhaus am Vogt-von-Belle-Platz: Hier soll die neue Apotheke ihr Zuhause finden.

Foto: Seybert

So etwas hat es im Issumer Rat lange nicht mehr gegeben: Ein Antrag, die Öffentlichkeit für einige Minuten von der Sitzung auszuschließen. Eine geheime Abstimmung, weil sich einige Ratsmitglieder unter Druck gesetzt fühlen. Ein Bürgermeister, der an die Politiker appelliert, sachlich zu bleiben - auch, weil Gerüchte über ihn und andere in Umlauf gesetzt worden seien. Was genau er damit meint, war bisher nicht in Erfahrung zu bringen. Der - eigentlich auf den ersten Blick harmlose - Grund dafür ist ein Antrag von Elke und Roland Borgmann vom Wohlfühlhaus. In dem beauftragen sie den Rat zu prüfen, ob eine Apotheke in ihrem Erweiterungsbau ausnahmsweise zulässig ist.

Diese Diskussion um eine mögliche zweite Apotheke in Issum ist emotional. Denn betroffen sind hier zwei Familienunternehmen aus dem Altbierdorf. Auf der einen Seite steht die Familie Borgmann, die die Apotheke gerne in der Erweiterung ihres Wohlfühlhauses auf dem Vogt-von-Belle-Platz hätte. Auf der anderen Seite steht Wolfgang Höfert von der Löwen-Apotheke, der sein Geschäft von einer möglichen weiteren Apotheke außerhalb des Ortskerns bedroht sieht. Aber nicht nur deshalb war die Stimmung im Rat aufgeheizt. Grund ist die Ortskernentwicklung. Da war sich die Issumer Politik einig, dass das Dorfzentrum gefördert und umgebaut wird, um langfristig mehr Menschen in den Ort zu locken. Dazu gehört auch das sogenannte Einzelhandelskonzept - also die Regelung, dass sich bestimmte Geschäfte nur innerhalb des Zentrums ansiedeln dürfen. Der Von-Belle-Platz gehört nicht dazu, das hatte der Issumer Rat erst im Sommer beschlossen. Dass jetzt trotzdem um eine Apotheke ausgerechnet auf diesem Platz diskutiert wurde, verärgert den Inhaber der Löwen-Apotheke im Ortskern, Wolfgang Höfert, der in der Ratssitzung mit Belegschaft anwesend ist. Er sieht eine düstere Zukunft für sein Geschäft: "Es geht gar nicht um die zweite Apotheke an sich. Sondern um den klaren Standortvorteil außerhalb des Zentrums bei den Ärzten." Die Löwen-Apotheke würde als Anziehungspunkt wegfallen und das bedeute weniger Laufkundschaft für die anderen Geschäfte, so die Befürchtung einer Händlerin aus dem Ortskern. Eine Meinung, die auch Günter Beier von der CDU in der Ratssitzung teilt: "Jeder, der nicht mehr zur Löwen-Apotheke geht, ist einer weniger, der in den Ortskern kommt." Jochen Lischewski von der SPD ist hingegen überzeugt, dass eine zweite Apotheke gut ist für Issum: "Das macht die Ortskernentwicklung nicht kaputt. Viele Patienten aus dem Wohlfühlhaus fahren auch jetzt nicht zur Apotheke ins Zentrum, sondern nach Geldern oder Nieukerk."

Als die Stimmzettel ausgezählt sind und sich der Rat knapp für die zweite Apotheke entschieden hat, verlassen Höfert und seine Mitarbeiter den Saal. Von der Issumer Politik ist der Apotheker "bitter enttäuscht", sagt er: "Das Grundstück an der Apotheke, was hinten raus zum neuen Platz ,An de Pomp' liegt, habe ich abgegeben, weil ich den Ortskern mitfördern wollte. Und jetzt so eine Entscheidung." Die Investoren hingegen haben jetzt grünes Licht. Für ein Statement waren sie am Mittwoch nicht zu erreichen.

(RP)
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