Goch-Asperden Abflug im alten Kloster

Goch-Asperden · Der Gocher Bildhauer Udo Sander zeigt rund 70 Arbeiten, Bilder, Stahl-Skulpturen und Grafiken im Kreuzgang von Graefenthal. Die Eröffnung der Ausstellung ist am Sonntag, es spricht Prof. Gunter Senft.

 Udo Sander neben der Arbeit "Abflug" vor dem Kreuzgang des Klosters Graefenthal in Asperden. Der Gocher Bildhauer und Zeichner zeigt hier ab Sonntag eine Auswahl aus seinem Werk.

Udo Sander neben der Arbeit "Abflug" vor dem Kreuzgang des Klosters Graefenthal in Asperden. Der Gocher Bildhauer und Zeichner zeigt hier ab Sonntag eine Auswahl aus seinem Werk.

Foto: Evers Gottfried

Abflug. Das ist mehr als der schnöde Start eines Ferienfliegers. Bei Udo Sander ist der "Abflug" der Schritt in eine neue Dimension, in die Schwerelosigkeit, die Leichtigkeit des Seins in den Lüften. Einer Leichtigkeit, der bei Übermut aber stets der Absturz wie Ikarus droht. Sanders Abflug ist der Moment des letzten Schritts vor der Kante, der Moment, wo der Gleitende den Boden unter den Füßen zurücklässt und die Schwingen spreizt. Die Schwingen präsentieren sich in seiner Skulptur als blitzblanke halbkreisförmige Flügel, in denen sich die Umgebung spiegelt. Der Mensch mit den Flügeln drückt sich auf der Kante des Podestes ab, um gleich zu schweben - man glaubt, den Luftzug zu spüren.

"Luftzug" heißt die Ausstellung im Kloster Graefenthal, in dem die Figur steht und alte Kreuzgewölbe und mürben Backstein in ihren Schwingen spiegelt. Udo Sander zeigt hier im Kreuzgang ab kommenden Sonntag, 12. März, rund 70 Arbeiten, darunter etwa 50 Bilder und Grafiken. Die Eröffnung ist um 15 Uhr, es spricht der Sprachwissenschaftler Prof. Gunter Senf vom Max-Planck-Institut in Nimwegen.

Während im geschützten Kreuzgang des Klosters die Grafik auf der rauen Backsteinwand zu sehen ist, sollen auf dem Gang die kleineren Skulpturen und draußen die großen stehen. Draußen auch eine der Lauf-Vogel-Lauf-Skulpturen, verspricht Sander. Die Kleinplastiken wurden aus Bronze, Edelstahl oder Eisen, das auch rosten darf, gearbeitet, sagt Sander.

Der 71-Jährige hat die Ausstellung in vier Bereiche unterteilt: die Tänzer, die abstrakten Raumarbeiten, Werke aus der Serie Luftzug und nicht zuletzt auch Bilder zum Thema Natur. Seine Skulpturen arbeitet der Gocher Künstler aus Stahlstäbe und Draht, die sich zur Figur formen, dann geschweißt und schließlich geschliffen werden. Letztlich entstehen so gleichzeitig transparente wie geschlossene Körper aus Stahl.

In Graefenthal sollen nicht nur seine schönen Stahltänzer und Tänzerinnen im Mittelpunkt stehen. Arbeiten auf Papier zeigen den Zeichner und seine schwingenden Figuren, Bilder, die sich der Ästhetik des Körpers und der Bewegung widmen. Oder der Einfachheit des Strichs, wie bei der großen Zeichnung vom Seiltänzer, der elegant wie auf Spitzen stehend über das Seil balanciert.

Sander, der Meisterschüler bei Professor Kricke an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf war, arbeitete nach dem Studium auch als Kunsterzieher am Gocher Gymnasium. Er schuf für seine Heimatstadt den Brunnen am Steintor und das Denkmal am ehemaligen Synagogenplatz.

"Die Ausstellung im Kloster Graefenthal ist ein Luftzug durch Udo Sanders Zeichnungen, Aquarelle und Skulpturen", sagt Marcia Sander, die Tochter des Künstlers.

(RP)
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