Goch Arbeitsagentur zeichnet "Heiligenweg" aus

Goch · In der Gocher Pflegeeinrichtung werden sehr viele Azubis besonders intensiv ausgebildet. Praxishelfer unterstützen den Nachwuchs, der sogar psychiatrische Pflege erlernen kann. Zertifikat fürs große Engagement; Neubau in Planung.

 Barbara Ossyra, Chefin der Arbeitsagentur Wesel (2.v.r.), überreichte das Ausbildungszertifikat an Leitung und Mitarbeiter des Betreuungs- und Pflegezentrums Haus Am Heiligenweg.

Barbara Ossyra, Chefin der Arbeitsagentur Wesel (2.v.r.), überreichte das Ausbildungszertifikat an Leitung und Mitarbeiter des Betreuungs- und Pflegezentrums Haus Am Heiligenweg.

Foto: GOTTFRIED EVERS

Eine ungewöhnliche "Firma" erhält den diesjährigen Preis für besonders engagiertes Ausbilden im Kreis Kleve: Barbara Ossyra, Chefin der Arbeitsagentur Wesel, überreichte gestern das "Ausbildungszertifikat 2015 / 2016" an die Leitung des Betreuungs- und Pflegezentrum Haus Am Heiligenweg in Goch. Dass eine Einrichtung der Altenhilfe überhaupt und dann noch in solchem Maße und der Qualität wie das Haus Am Heiligenweg ausbilde, sei ungewöhnlich, so die Geschäftsführerin der Arbeitsagentur.

Das Pflegeheim, das vor 22 Jahren als "Seniorenbetreuung" startete, hat nicht nur namentlich eine Änderung durchgemacht. Frank Günzel, Heimleiter und stellvertretender Geschäftsführer (Inhaberin ist seine Mutter Ingrid Günzel), berichtet davon, dass im Haus derzeit 81 zum Teil überraschend junge Menschen leben. "Die Bewohner sind 41 bis 101 Jahre alt. Unter den jüngeren sind viele Männer und Frauen mit psychischen Erkrankungen wie Psychosen, Schizophrenie oder Korsakow-Syndrom."

Die meisten von ihnen kamen nach langjährigem Alkohol- oder Drogenmissbrauch in die Landesklinik Bedburg-Hau und galten dort irgendwann als austherapiert. "Diese Patienten sollen aber nicht dauerhaft in einer Klinik leben, weshalb der Landschaftsverband geeignete Einrichtungen für ihre Unterbringung sucht", erklärt Frank Günzel.

Am Heiligenweg gibt es für einen Personenkreis, der sich selbst oder auch andere gefährden könnte, sogar eine geschlossene / geschützte Abteilung. "Mit diesem Angebot sind wir im weiten Umkreis das einzige Heim, weshalb wir immer häufiger Patienten aus dem Maßregelvollzug zugewiesen bekommen", berichtet der Heimleiter. Für diese Personen besteht ein Unterbringungsbeschluss des Gerichtes.

Das Haus am Heiligenweg beschäftigt unter anderem Pfleger, die früher in der Landesklinik arbeiteten. "Unseren Auszubildenden stellen wir es frei, auch in der psychiatrischen Pflege zu arbeiten", betont Pflegedienstleiter Frank Mergens. Eine Reihe von ihnen tue das aber durchaus gerne. Zumal jeder Azubi einen Praxisanleiter als Paten an die Seite gestellt bekommt. "Die Zusatzqualifikation zum Praxisanleiter ermöglichen wir allen unseren Pflegekräften", sagt Mergens. Die erfahrenen Kollegen helfen dem Nachwuchs in Theorie und Praxis.

70 Mitarbeiter sind am Heiligenweg beschäftigt, dazu zwölf Auszubildende - ab Herbst werden es 16 sein. "Sie haben bei uns die Möglichkeit, eine dreijährige Ausbildung mit Blockunterricht oder eine dreieinhalbjährige mit zwei Schultagen pro Woche zu machen", erklärt der Pflegedienstleiter. Jungen Leuten mit noch fehlendem Realschulabschluss wird eine einjährige Helferausbildung angeboten. "Wenn sie die daran anschließende Prüfung mit gutem Erfolg abschließen, können sie eine reguläre Ausbildung anschließen." Mehrere der angehenden Pfleger im Hause nutzen die Möglichkeit ausbildungsbegleitender Hilfen, was für Arbeitgeber und benachteiligte Azubis (die auch älter sein können) gleichermaßen entlastend ist, wie Barbara Ossyra betont. Ossyra: "Im Kreis Kleve stehen 1720 Bewerbungen nur 1120 Ausbildungsplätze gegenüber. Gerade in der Pflege gibt es jedoch sehr gute Möglichkeiten." Ingrid Günzel betont, dass junge Leute, die auf den ersten Blick (was etwa Noten angeht) nicht so sehr überzeugen können, in der Praxis oft sehr verlässliche, gute Kräfte werden.

Das Haus am Heiligenweg wird demnächst nach den neuen Altenheim-Richtlinien umgebaut. Da durch die Vielzahl an Einzelzimmern nur noch 65 statt der bisher 81 Patienten unterzubringen sind, wird ein zweites Haus in der Innenstadt errichtet. Da noch nicht alle Genehmigungen da sind, wird der Standort noch nicht mitgeteilt. Die forensischen Patienten bleiben am Heiligenweg.

(RP)
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