Goch Aufs Jugendheim warten neue Aufgaben

Goch · Politik und Verwaltung versprechen sich viel von dem Konzept, das ein auswärtiger Pädagoge für Goch erarbeitet. Nicht zuletzt brauchen junge Migranten eine Anlaufstelle und Hilfen, heißt es. Ausschuss erwartet Zwischenbericht.

 Gestern im (Aushilfs-)Astra: Kinder und Betreuer spielen mit der Modelleisenbahn-Anlage.

Gestern im (Aushilfs-)Astra: Kinder und Betreuer spielen mit der Modelleisenbahn-Anlage.

Foto: Gottfried Evers

Wenn nicht gerade Sonntag oder Montag ist - an diesen Tagen ist das Jugendzentrum geschlossen - können sich junge Gocher an jedem Nachmittag zwischen 15 und 20 Uhr in den ehemaligen Büroräumen der Standortverwaltung an der Pfalzdorfer Straße treffen. Sie gehen dazu an dem Gebäude, das bis zum vergangenen Jahr "ihr Astra" war, vorbei und betreten die nur notdürftig renovierte Baracke, die jetzt als Jugendheim dient.

Björn Peters als Leiter, Hausmeister Ralf Scharff und Hilfskräfte sind als Ansprechpartner da und bieten einige Gruppenaktivitäten an. Viel ist das nicht, und deshalb hat der Pädagoge Frank Geldmacher vom Rat den Auftrag bekommen, ein neues Konzept für die Jugendarbeit zu erstellen. Die Politik hofft, bald von ersten Zwischenergebnissen zu hören.

Katharina Verhoeven-Scholz (CDU) ist Vorsitzende des Jugendhilfeausschusses in Goch. Auf Anfrage der RP erklärte sie, mit Bürgermeister Ulrich Knickrehm für die nahe Zukunft einen Gesprächstermin vereinbart zu haben, bei dem es um die Jugendarbeit gehen soll. Für sie ist klar, dass sich Politik und Verwaltung nicht bis zum Herbst - dann will Geldmacher das Konzept fertiggestellt haben - zurücklehnen können.

"Der Jugendhilfeausschuss erwartet, regelmäßig informiert zu werden, zudem gehen wir davon aus, dass die Verwaltung Herrn Geldmacher, wie er es wünschte, einen Ansprechpartner aus dem Rathaus zur Seite stellt", sagt Verhoeven-Scholz." Der freiberufliche Dozent will Studenten der Hochschule Arnheim-Nimwegen in die Befragungen und Untersuchungen einbeziehen, um das Projekt zum einen vergleichsweise günstig zu halten (10. 000 Euro), zum anderen aber auch, weil sie den Jugendlichen altersmäßig nahestehen. Das findet auch Grünen-Ratsfrau Hilde Fielenbach-Hensel gut, die, wie sie selbst sagt, "seit 20 Jahren den Zustand der Jugendarbeit in Goch beklagt". Auch, als das schöne Astra noch zur Verfügung stand, sei dort in ihren Augen viel zu wenig passiert. Vor allem, weil das Personal bei weitem nicht ausreiche.

Nicht zuletzt ist in der Stadt seit 2013 die Stelle eines Jugendpflegers unbesetzt. Dabei sind die Aufgaben sicherlich umfassender geworden. "Denken Sie nur an die ständig wachsende Anzahl von Flüchtlingen und anderen Migranten. Die brauchen ganz dringend Unterstützung. Da muss jemand hingehen, ihre Lebensumstände und Aufenthaltsorte kennen, die kann man nicht vom Büro aus betreuen", mahnt Fielenbach. Sie hofft, dass Vereine und Verbände, wie sie es beim Runden Tisch angekündigt haben, tatsächlich mit der Stadt zusammen die internationale Gocher Jugend als ihre Sache betrachten und sich engagieren.

Das Anna Stift hat aus dem Umstand, dass es das geräumigere Jugendheim nicht mehr gibt, die Konsequenz gezogen, seine Jugendhilfeprojekte in andere Räume zu verlegen. "U-Turn" für Schulverweigerer findet jetzt in ehemaligen Büros an der Weezer Straße statt, die sozialpädagogisch angeleitete Lerngruppe trifft sich am Südring. "Diese Ausweichadressen wurden aus der Not heraus entwickelt. Lernen kann man dort, Freizeitgestaltung und Entspannung sind dort allerdings nicht möglich", sagt August Böckenhüser von der Jugendhilfe des Stifts.

Ob es in Goch auf Sicht ein neues Jugendheim gibt und mehr Personal für den Bereich - auch das dürfte sich aus dem neuen Konzept ableiten. "Bis wir das nicht in Händen haben und diskutieren können, wird sicherlich nichts Grundsätzliches angepackt", meint die Ausschussvorsitzende.

(RP)
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