Goch Fünf-Ringe-Haus zeigt Schmuggel-Geschichte

Goch · Bei der Ausstellungs-Eröffnung plauderte Bundesministerin Barbara Hendricks aus dem Schmuggel-Nähkästchen.

 Auf Einladung des Heimatvereins Goch, der die Ausstellung organisiert hat, kam auch Barbara Hendricks (vorne, 2.v.l.) zur Eröffnung.

Auf Einladung des Heimatvereins Goch, der die Ausstellung organisiert hat, kam auch Barbara Hendricks (vorne, 2.v.l.) zur Eröffnung.

Foto: KLAUS-DIETER STADE

1995 verschwanden die Grenzposten und Zöllner zwischen den Niederlanden und Deutschland im Rahmen der Umsetzung des "Schengener Abkommens" und Niederrheiner auf beiden Seiten der Grenze konnten ohne Kontrollen ins Nachbarland einreisen, dort nach Herzenslust einkaufen und anschließend ungehindert wieder nach Hause fahren. Dass das nicht immer so war, daran erinnert die Ausstellung "20 Jahre Schengener Abkommen: Auf Schmugglerpfaden zur Reisefreiheit" im Haus zu den fünf Ringen am Gocher Markt.

Neben zahlreichen Dokumenten und einer umfangreichen Zeittafel, die die Schmugglergeschichte am Niederrhein nachzeichnet, haben die Mitglieder des Heimatvereins historische Ausstellungsstücke wie beim Grenzübertritt beschlagnahmte Waren und Zolluniformen zusammengetragen. Ebenfalls zu sehen: Igelketten und Krähenfüße. Dabei haben Igelketten nichts mit den possierlichen kleinen Tieren zu tun und Krähenfüße sind kein kosmetisches Problem. Vielmehr waren die stacheligen Metallteile ein probates Mittel der Zöllner gegen motorisierte Schmuggler. Denn neben dem "kleinen Grenzverkehr", an dem fast jeder Niederrheiner in irgendeiner Weise Anteil hatte, zeigt die Ausstellung auch jene, die in ganz anderen Größenordnungen geschmuggelt haben. Dabei wurden tonnenweise Getreide oder Tabak über die Grenze gebracht, auch Kaffee oder Fahrräder waren beliebtes Schmugglergut. Gerade in den 1930er Jahren waren Verfolgungsjagden zwischen Schmugglern und Zollbeamten auf der Gocher Heide nicht ungewöhnlich, teilweise kam es sogar zu Schießereien.

Willi Vaegs, Vorsitzender des Heimatvereins Goch, nutzte die Ausstellungseröffnung, um sich für das Engagement und die Arbeit der Mitglieder des Heimatvereins und die Unterstützung und Hilfsbereitschaft des Hauptzollamtes Duisburg und der Polizeiinspektion Kleve zu bedanken. Er betonte die Bedeutung des Schengener Abkommens für die Region: "Der Wegfall der Grenzkontrollen war eine große Erleichterung für die Niederrheiner auf beiden Seiten der Grenze."

Eine Meinung, die Bundesministerin Barbara Hendricks als gebürtige und heimatverbundene Niederrheinerin teilt. Auch sie konnte sich noch gut an die Autoschlange vor der Grenze und den kritischen Blick der Zöllner erinnern, aber auch an die Fahrt nach Nimwegen mit der Familie, wenn Winterkleidung eingekauft und auf dem Rückweg gleich unter der alten Kleidung getragen wurde: "Wir waren zwar auf der Rückfahrt etwas dicker als auf der Hinfahrt, aber das ist nie jemanden aufgefallen." Vor dem Hintergrund der gegenwärtigen Flüchtlingskrise in Europa wurde die Ministerin ernst und betonte den großen Freiheitsgewinn, der durch den Wegfall der Grenzkontrollen für die Menschen vor 20 Jahren entstanden war. "Grenzen waren oft Grund und Ort blutiger Kriege und standen für Feindschaft. Bei dem Gedanken, dass Leute heute wieder nach Grenzen rufen, bin ich bestürzt."

Jürgen Hoymann vom Hauptzollamt Duisburg Mitinitiator verwies als Mitinitiator der Ausstellung auf das Gästebuch am Eingang des Fünf-Ringe-Hauses: "Wir würden uns in Zukunft über die eine oder andere Schmuggleranekdote der Besucher freuen."

Die Ausstellung ist bis zum 20. Dezember jeweils samstags und sonntags von 10 bis 17 Uhr geöffnet, der Eintritt ist kostenlos.

(nabr)
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