Goch Buch aus Goch über den Arbeiterdichter Heinrich Lersch

Goch · Es hat ihn genervt, wenn man ihn auf seinen berühmten Großvater ansprach. Auf dessen Gedichte, die er können sollte. Kennengelernt hat er seinen Großvater nicht. Den Mann, der 1914 in den Krieg zog und schnell ernüchtert wurde, der als Soldat verschüttet wurde, immer kränklich war und 1936 früh starb.

Martin Lersch und Pagina-Verlags-Chef Franz Engelen.

Martin Lersch und Pagina-Verlags-Chef Franz Engelen.

Foto: Gottfried Evers

Und doch war er stolz auf seinen Vorfahr, der als Lyriker in die Literaturgeschichte einging: Der in Goch lebende Künstler und RP-Karikaturist Martin Lersch ist der Enkel des Gladbacher Arbeiterdichters und Kesselschmiedes Heinrich Lersch. Das Museum Schloss Rheydt erinnert jetzt in einer Ausstellung an den 125. Geburtstag des Lyrikers.

Martin Lersch hat dazu ein Büchlein herausgebeben, das sich an die kleinen Kladden der Gedichtbände seines Großvaters orientiert. Erschienen ist das griffige Werk beim Gocher Pagina-Verlag (Schreiben, Freunde, Familie. Heinrich Lersch 1889-1936. 19.95 Euro, ISBN 978-3-944146-46-1). Heinrich Lersch sei ein Mensch voller Widersprüche gewesen, so wie auch er, der Enkel, ein Mensch voller Widersprüche sei: "Er war ein liebevoller Chaot, ein Anarchist", sagt Lersch.

Heinrich Lersch wurde im gleichen Jahr geboren, wie Hitler und Wittgenstein: 1889. Er habe eines der bekanntesten Kriegsgedichte zum Ersten Weltkrieg geschrieben, habe sich später zum Nationalsozialismus bekannt - doch sein Verhältnis zu den Nazis sei ambivalent geblieben, schreibt der Literaturwissenschaftler Ralf Georg Czapla in dem Band zur Ausstellung. Lersch starb nach einem Unfall schon 1936 - man wisse nicht, so Czapla weiter, ob er sich nicht doch früher oder später vom Nationalsozialismus abwandt hätte. Zu groß seien die Unterschiede zum sozialistischen Arbeiterdichter mit katholischen Wurzeln gewesen.

Martin Lersch hat den lesenswerten Band, in dem fünf Autoren Leben und Werk des Dichters beleuchten, mit Stichen von Künstlerfreunden seines Großvaters, mit Fotos aus Familienbesitz illustriert.

(RP)
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