Goch Bürgerwind für die Nachbarkommune

Goch · Die Gemeinde hat drei Areale als Konzentrationsflächen für Windkraft ausgewählt. Die Einwohner können sich Anteile sichern und sollen so vom Ökostrom profitieren.

Goch: Bürgerwind für die Nachbarkommune
Foto: Malz, Ekkehart (ema)

GOCH/WEEZE Für den Bürgermeister ist es ein echtes Wunschergebnis: "Das ist hier die Möglichkeit, möglichst viele Menschen mitzunehmen und an der Entscheidung zu beteiligen", sagt Ulrich Francken. Von Anfang an sei es das Ziel der Gemeinde gewesen, eine Verspargelung zu vermeiden. Statt verstreuter Windräder sollten die Anlagen konzentriert werden. Daher hat die Kommune drei Konzentrationsflächen festgelegt, jetzt dürfen nur noch hier Windräder errichtet werden: im Baaler Bruch, im Gebiet Kalbeck und im Höster Feld (Protest kam unter anderem aus Goch).

Gleichzeitig war der Kommune wichtig, eine "Wertschöpfung vor Ort" zu erreichen. Im Klartext: Weeze wollte keine Investoren von außerhalb, sondern heimische Unternehmen.

Das waren die Häuser Wissen und Kalbeck, die zusammen mit Geschäftsführer Frank Dudek die Bürgerwind Weeze Planungsgesellschaft gegründet haben. Von Anfang an habe es die Rückendeckung von Politik und Verwaltung gegeben. "Denn die Planungsgesellschaft hat ein Modell gewählt, mit dem möglichst viele Bürger beteiligt werden", sagt Francken. Einmal haben werden die Häuser Kalbeck und Wissen eine Bürgerstiftung gründen. In diese soll ein Teil der Pacht fließen, den es für die Anlagen gibt. Das Geld der Stiftung soll für Projekte der Stadt verwendet werden. Gerechnet wird mit einem fünfstelligen Betrag pro Jahr. Das Geld soll auch nicht angespart, sondern möglichst umgehende ausgezahlt werden, um schnell zu helfen. Denkbar wäre beispielsweise, einer Familie zu helfen, deren Haus abgebrannt ist und die schnell Unterstützung benötigt. Aber auch Vereine und Verbände könnten gefördert werden. Vorbild ist ein ähnliches Projekt in Wünnenberg, wo mit Geldern der Stiftung ein Kindergarten für behinderte Menschen unterstützt wird. Die Stiftung soll demnächst gegründet werden. Weiterer "Bürgeransatz" ist, dass ein Windrad als Genossenschafts-Projekt geplant wird. Die Anlage soll quasi von den Bürgern selbst finanziert werden. Dafür wird eine Genossenschaft gegründet. Jeder hat dann die Möglichkeit, Anteile an dem Windrad zu kaufen. Erst einmal sollen die Anteile nur an Weezer verkauft werden. Denkbar ist aber auch, dass sich Bürger aus den angrenzenden Kommunen an dem Windrad beteiligen.

Insgesamt sind mit den neuen Konzentrationsflächen bis zu zwölf Windräder im Weezer Gemeindegebiet möglich. Allein im Baaler Bruch hatte die Kommune zunächst mit 14 Windrädern von 200 Metern Höhe geliebäugelt. Jetzt dürften dort jedoch nur fünf Windräder mit einer Durchschnittshöhe von unter 150 Metern realisierbar sein. Die Deutsche Flugsicherung sieht hier Risiken für den Fall eines Sonderflugs nach Sichtflugregeln bei bestimmten Wetterverhältnissen auf dem Flughafen Weeze. Im Gebiet Kalbeck sind maximal vier Windräder mit einer Höhe von 200 Metern genehmigungsfähig. Im Höster Feld wären drei Anlagen denkbar. Allerdings muss man sich hier mit den Betreibern der zwei Anlagen absprechen, die dort bereits stehen.

Die Planungsgesellschaft will jetzt aufs Tempo drücken. Im kommenden Jahr sollen die Baugenehmigungen auf den Weg gebracht werden. Genehmigungsbehörde ist der Kreis. Das Tempo sei nötig, weil sich nach 2016 die Förderrichtlinien für Ökostrom ändern. Dann sei es nicht mehr möglich, die Anlage wirtschaftlich zu betreiben. Gebaut werden soll ab 2017, das Projekt hat ein Volumen von rund 40 Millionen Euro.

(RP)
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