Goch Bunte Wagen bei Nierswalder Erntedank

Goch · Straßengemeinschaften sorgen für viel Atmosphäre beim Festzug durch das Dorf. Die Erntekrone erhält in diesem Jahr die Volkstanzgruppe für ihre Verdienste. Schon seit 1950 hat die Erntedankfeier in Nierswalde Tradition.

 "Unser täglich Brot": Stilecht mit altem Gerät vom Feld, Brötchenkette und Windmühle. Nur einer der rund zehn Wagen, die am Wochenende durch Nierswalde gezogen sind.

"Unser täglich Brot": Stilecht mit altem Gerät vom Feld, Brötchenkette und Windmühle. Nur einer der rund zehn Wagen, die am Wochenende durch Nierswalde gezogen sind.

Foto: Gottfried Evers

Fopp-Fopp-Fopp. Dem bollernden Motor nach zu urteilen, dürfte der alte Hela-Traktor nicht mehr allzu oft im Einsatz sein. An besonderen Tagen kommt das Schmuckstück aber immer noch auf die Straße. An Samstagen etwa, wenn das ganze Dorf auf den Beinen ist, um den Erntedankzug durch Nierswalde zu sehen. Wenn wie zum Dank auch noch die Spätsommer-Sonne scheint, geht es im Schritt-Tempo an den Hunderten Zuschauern im Ortskern vorbei. Gemütlich, stolz. Ein bisschen wie früher. Fopp-Fopp-Fopp.

Neben dem kirchlichen Erntedankfest haben die Bewohner der Reichswaldsiedlung schon immer der seit Gründung des Ortes im Jahr 1950 ihren Erntedank gefeiert. Seit 65 Jahren ziehen die Nierswalder einmal jährlich durch das Dorf, um die Ernte zu präsentieren - und sich für eben diese zu bedanken. "In diesem Jahr haben wir zehn teilnehmende Wagen", sagt Christoph Kistner-Bahr vom Erntedank-Organisationsteam.

Neben festen Gruppen, die jedes Jahr am letzten Samstag im September teilnehmen, sorgen vor allem die Straßengemeinschaften für die Dekoration der Wagen, wie Kistner-Bahr erklärt. Alle vier Jahre wechseln sich die Gemeinschaften ab, in diesem Jahr zogen die Bewohner des Schützenwegs, der Königsberger-, Glatzer, Görlitzer, Kösliner-, Danziger- und Tilsiter Straße von der Polizei geleitet durch Nierswalde. Bei der Gestaltung haben die sich in erster Linie natürlich an alles das gehalten, was vor der Haustür wächst: Kürbisse, Kartoffeln, Salatköpfe und viel mehr. Und während am Samstag auf den Feldern vor dem Ort noch Erntemaschinen über den Acker pflügten, zogen durch den Ortskern die geschmückten Traktoren.

Aber nicht nur. Auch Kinder auf Kettcars gehören dazu, sogar eine alte "Ente" von Citroen wurde für den Zug zweckentfremdet. Ebenfalls Thema auf der Straße: "Unser täglich Brot". Aufwendig mit Mühle und Brötchenkette. Die beste Laune des Tages dürfte aber auf dem Wagen der Kindertagesstätte Bullerbü geherrscht haben. Die kleinen Zugteilnehmer hatten schon vor Abfahrt größtmöglichen Spaß beim Grüßen der aufgereihten Dorfbewohner.

Zu den vielen Traditionen im Rahmen des Nierswalder Erntedankfests gehört auch die Übergabe der von der Volkstanzgruppe aus Ähren gebundene Erntekrone. Meist wird die an verdiente Bürger des Ortes überreicht, die dann in einer Kutsche am Zug teilnehmen. Die deutlich größere Kutsche in diesem Jahr ließ es schon vermuten: Anders als sonst wurde nicht nur ein Ehepaar, sondern gleich eine ganze Gruppe geehrt. Aktuelle und ehemalige Mitglieder der Tanzgruppe selbst bekamen die Krone überreicht. Schließlich sorgen sie auch schon seit 65 Jahren beim Festakt für die entsprechende Unterhaltung. "Die Gruppe hat es sich wirklich verdient", wie Christoph Kistner-Bahr sagt.

Mittlerweile zum dritten Mal fand im Anschluss an den Zug der Erntefestnachmittag statt. Der Abschluss der Feierlichkeiten im Ort, die wie kaum in einem anderen Dorf von der Beteiligung der Bewohner lebt. Und wenn dabei auch noch das Wetter mitspielt, wie in diesem Jahr, kann man verstehen, warum die Nierswalder gerne "Danke" sagen.

(lukra)
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