Das Flair aus 1001 Nacht

Goch · Das Ehepaar Wozny-Koepp hält einen Bildervortrag im Weezer Wellenbrecher über ihre Reise entlang der Seidenstraße.

goch/weeze "Abenteuer Seidenstraße - Kulturschock oder Märchen aus 1001 Nacht?" heißt der Bildervortrag, den das Ehepaar Annette Wozny-Koepp und Hansi Koepp aus Goch am Donnerstag, 26. April, ab 19.30 Uhr auf Einladung der VHS Goch im Weezer Wellenbrecher hält. Anmeldungen möglich unter der Telefonnummer 02823 973113 bei der VHS Goch. Dre Eintritt ist kostenlos.

Im Untertitel Ihres Vortrags fragen Sie: "Kulturschock oder Märchen aus 1001 Nacht? " Wie lautet Ihre Antwort?

Annette Wozny-Koepp Das orientalische Flair der Märchen aus 1001 Nacht ist unterwegs auf der Seidenstraße durchaus zu spüren und absolut faszinierend. Dennoch gab es immer wieder Situationen des hautnahen Kulturschocks.

Wie viel nostalgischen Charme strahlt die Seidenstraße heute noch aus?

Hansi Koepp Sicherlich hat die Seidenstraße ihre wirtschaftliche Bedeutung schon längst eingebüßt. Sowohl der chinesische Seehandel als auch Eisenbahn- und LKW-Transitstrecken ersetzen Kamelkarawanen, die einst die unpässliche Strecke vom Mittelmeer bis nach China durch Wüsten und über höchste Gebirgsketten bewältigen mussten. Heute trifft man vor allem dort auf den nostalgischen Charme, wo alte Eselskarren und bepackte Kamele vor der Kulisse orientalischer Baukunst stehen.

Worin liegen die Gemeinsamkeiten der von Ihnen bereisten Länder Turkmenistan, Usbekistan, Kirgistan und Kasachstan?

Wozny-Koepp Alle vier Länder bilden gemeinsam Turkestan, was auf Persisch "Land der Türken" heißt. Es sind turkstämmige Länder. Doch damit endet auch schon die augenscheinliche Gemeinsamkeit. Sowohl die Staatsformen als auch das Landschaftsbild und der Wohlstand, bedingt durch Reichtum an Bodenschätzen, sind in den vier Ländern sehr unterschiedlich. Darauf gehen wir im Vortrag ein.

Wie modern sind die Städte entlang der Seidenstraße geworden?

Koepp In Turkmenistan stockt einem der Atem, wenn man sieht, mit welchem Ehrgeiz daran gearbeitet wird, Asgabat, am Rande der Wüste, zu einer der modernsten Städte der Welt zu machen. In Usbekistan beeindrucken die Städte entlang der Seidenstraße mit ihren prachtvollen Bauten im orientalischen Stil. Sie haben eine wertvolle Ausschmückung und wurden bestens restauriert.

Die orientalische Gastfreundschaft soll sprichwörtlich sein. Wie haben Sie das erlebt?

Wozny-Koepp Wir waren auf dieser Reise leider unübersehbar als Touristen unterwegs, und es war deshalb nicht so einfach, auf Tuchfühlung mit den Einheimischen zu kommen. Dennoch waren sie uns gegenüber sehr offen und haben Gelegenheiten gesucht, uns einzuladen. Zum Beispiel haben mein Mann und ich in Usbekistan eine Privatführung von Germanistikstudenten bekommen. Sie haben sich gefreut, auf diese Weise ihre Deutschkenntnisse anwenden zu können. Auch haben uns viele Menschen, besonders Pilger, um ein gemeinsames Foto gebeten.

Die meisten Ziele, über die Sie bislang für die VHS berichtet haben, konnten Sie individuell bereisen. Die Seidenstraße haben Sie mit einer Gruppe erkundet. Welche Vor- und Nachteile brachte das mit sich?

Koepp Turkmenistan ist ein sehr spezielles Land, das man nicht auf eigene Faust bereisen kann. Das Regime ist diktatorisch, es gilt als mysteriös und abgeschottet. Es war auch schwierig, ein Visum zu bekommen. Ein besonderer Anreiz dieser Gruppenreise lag darin, dass wir in 22 Tagen vier Länder bereisen konnten. Das wäre finanziell und logistisch für uns nicht machbar gewesen, so gern wir sonst auch individuell reisen. Für jedes Land brauchte man einen neuen Bus sowie einen einheimischen Fahrer und Reiseführer. Hinzu kam die Sprachbarriere, denn wir sprechen weder Russisch noch Türkisch. Der Preis, den wir dafür im übertragenen Sinne zahlen mussten, war, dass wir in der Gruppe eher als Touristen abgestempelt wurden.

Wozny-Koepp Das Wunderbare an der angebotenen Reise war, dass sie eine ausgewogene Mischung aus Kultur- und Naturerfahrung bot. In Kasachstan und besonders in Kirgistan hatten wir sehr beeindruckende Naturerlebnisse. Das waren kleinerer Bergtouren oder auch ein Passanstieg mit Hilfe eines alten russischen Unimog. Die Krönung war eine Übernachtung in einer traditionellen Jurte bei einer Nomadenfamilie in der atemberaubenden Steppe auf knapp 4000 Meter Höhe.

Welches der vier Länder würden Sie gern noch einmal intensiver bereisen?

Koepp Wir würden gern unsere Reise im Osten fortsetzen und Kirgistan weiter erkunden, um noch viele einsame Wanderungen durch die Naturschönheiten des mächtigen Tian Shan Gebirges zu unternehmen. Auch die Seen in der Region sind zauberhaft. Reizvoll wäre auch die Weiterreise nach China und in die Mongolei, gern mit der Transsibirischen Eisenbahn.

Wozny-Koepp Dann aber in der Holzklasse.

DIE FRAGEN STELLTE MICHAEL SCHOLTEN.

(RP)
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