Goch-Pfalzdorf Das neue Pfälzer-Archiv in Louisendorf

Goch-Pfalzdorf · Gestern wurde das Jakob-Imig-Archiv mit einer kleinen Feier wieder eröffnet. Gemeinde, NRW-Stiftung und Landschaftsverband Rheinland unterstützten den Umbau der alten Lehrerwohnung zum Pfälzerachiv.

 Josef Jörissen, Armin Huber (NRW-Stiftung) und Jürgen Graven im Jakob-Imig-Archiv.

Josef Jörissen, Armin Huber (NRW-Stiftung) und Jürgen Graven im Jakob-Imig-Archiv.

Foto: Gottfried Evers

Die Glas-Virtinen sind noch in stoßsichere Knisterfolie eingewickelt, die Regale im neuen Archivkeller in aller Eile eingeräumt. Und doch ist das erste kleine Museumszimmer schon zu erkennen. Eine der neuen Vitrinen ist ausgepackt und eingeräumt. Unten liegt mit schwungvoller Beschriftung der historische Plan der Siedlung Louisendorf mit der typischen Kirchen-Raute und den kleinen Parzellen, die unter die Siedler verlost wurden. Darüber alte Bücher aus dem 18. und dem 19. Jahrhundert: Wie man so in einer Volksschule unterrichtet, beschreibt das eine, das andere zeigt historische Funde aus der Gegend.

Daneben steht das Modell der Plaggenhütte, in der Agnes Schröder, geborene Balzen, "Focken Agnes" genannt, lebte: eine Hütte mit Lehmwänden, Ziegenstall und Strohdächern. Man erfährt, dass die Behausung 1896 abgebrochen wurde. Später soll Josef Jörissen von der Vereinsgemeinschaft Louisendorf und Verfasser der Gemeinde-Chronik erzählen, dass diese Behausung luxuriös war im Vergleich zu ersten Nur-Dach-Hütten der Siedler, in denen Tiere und Menschen unter einem Dach lebten.

Auf den letzten Drücker wurde das Jakob-Imig-Archiv der Pfälzer in der alten Schule in Louisendorf fertig, das gestern Vormittag in einer Feierstunde nach dem Umbau wieder eröffnet wurde - die Vitrinen kamen wegen des Verdi-Streiks erst gestern kurz vor der Feier, sagte Ortsvorsteher Jürgen Graven. Dass Louisendorf ein lebendiges Dorf ist, in dem man zusammensteht und in dem zwölf Vereinen vieles stemmen, belegte der Besuch: Graven begrüßte die Ehrengäste vor "vollem Haus" in der alten Schule, die Treff der Bürger und Vereine ist.

Die Pfälzer, die vom Hunsrück auszogen, die freie Welt in Amerika zu erreichen, und die hier am Niederrhein strandeten, verteilen sich auf drei Ortschaften in drei Kommunen: In Kalkar liegt die jüngste Pfälzersiedlung Neulouisendorf, in Goch die älteste, Pfalzdorf, und schließlich in Bedburg-Hau Louisendorf, benannt nach der preußischen Königin der Herzen, Louise. Dörfer, die in ihrer Siedlungsstruktur so erhalten sind, wie Louisendorf gibt es in Europa nur noch eines in Ungarn, so Graven.

Das sei allein Grund genug, das Archiv dieser letzten so gut funktionierenden Siedler- und Mundart-Insel in den drei Ortschaften im Kreis Kleve zu unterstützen, erklärte Armin Huber von der NRW-Stiftung. Huber outete sich als "heimlicher" Freund der Region, vor allem der Pfälzer. "Die Pfälzer sind nicht nur in ihren Dorfgemeinschaften sehr aktiv, sie haben auch den langen Atem, Dinge wie das Imig-Archiv umsetzen zu können", sagte der Mann von der NRW-Stiftung.

Bedburg-Haus Bürgermeister Peter Driessen freute sich, dass mit der Wiedereröffnung des Imig-Archivs das 2004 von seine Vorgänger Hans Geurts gestartete Projekt zur Stärkung des Ortes jetzt 2015 einen vorläufigen Höhepunkt gefunden habe. Als der Antrag kam, den Keller trockenzulegen, und archivgerecht einzurichten, habe man als Verwaltung ebenso wie die Politik einstimmig dafür gestimmt, das Vorhaben zu unterstützen, sagte er.

Jetzt lag das Ergebnis vor: Josef Jörissen von der Vereinsgemeinschaft und Jürgen Graven führten durch die weiß getünchten, sanierten und beheizten Keller-Archivräume und machten in der Imig-Stube des 1994 verstorbenen Heimatforschers halt. Graven betonte, dass das Pfälzerarchiv auch Museum sei und er sich auf dessen 5000. Besucher freue. Ebenso freue man sich aber auch über die vielen Archivalien, die inzwischen über Schenkungen oder Erbschaften an das Archiv kommen.

(RP)
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