Goch-Kessel Der Kesseler Spargel wächst doch noch

Goch-Kessel · Die ersten fünf Kilo Mitte April. So spät wie seit Menschengedenken nicht. Rekordverdächtig ist, im negativen Sinne, der Start für die Ernte des Kesseler Spargels. Johannes und Kerstin Ophey sind erleichtert, dass es endlich losgeht.

 Noch kann Johannes Ophey nur wenige Spargel auf seinen Feldern stechen.

Noch kann Johannes Ophey nur wenige Spargel auf seinen Feldern stechen.

Foto: Klaus Dieter Stade

Spargel. Für Johannes Ophey gehört er seit Kindertagen zum Jahreslauf, ganz selbstverständlich. Wenn der Osterhase kam oder gerade weg war, dann erntete Papa den ersten Spargel. Schon Johannes Opheys Großvater war Spargelbauer in Kessel.

Nun: die dritte Generation. Nein, sagt Johannes Ophey, er könne sich nicht daran erinnern, dass es jemals so lange gedauert habe, bis die ersten Liliengewächse ihre weißen Köpfe aus den sorgsam angehäufelten Beeten steckten. "Wirklich noch nie", sagt Johannes Ophey. Jetzt, erst jetzt, Mitte April, geht es los. Mit Sorge schauen Kerstin und Johannes Ophey erstens zum Himmel und zweitens auf das, was die Wetterfrösche so verbreiten. Kühler werden soll's am Wochenende.

Schon wieder Wachstumsbremse, kalter Boden für das Kesseler Königsgemüse? "Die erste Wärme sitzt jetzt jedenfalls schon mal im Boden drin", sagt Kerstin. Und die Opheys tun alles dafür, dass sie auch da drinbleibt. Folie bedeckt die Beete. Auf den meisten noch mit der dunklen Seite nach oben. Die nimmt viel mehr Sonnenenergie auf als die weiße. Wenngleich: Auch die sieht man schon auf den Opheyschen Spargelfeldern. Johannes erzählt, warum er sie gewendet hat: "Da drunter wachsen spätere Sorten, und wir möchten auch, dass dann ein Teil wirklich für später ist."

Jetzt zählt erst mal, dass überhaupt was wächst. Freudestrahlend hätten die Spargelstecher die ersten Stangen buchstäblich begrüßt, sagt Kerstin Ophey. Fünf Kilo waren es in dieser Woche am ersten Tag. Tendenz seitdem: steigend, stark steigend. So stark, dass die Opheys in ihrem Restaurant und Hof-Café ab sofort mittags (bitte nach telefonischer Voranmeldung) und abends Tag für Tag eigenen Spargel servieren können. Täglich frisch gestochen. Und: Hier gibt es wirklich Kesseler Spargel. Keinen anderen. Eine Garantie, die andere Anbieter nicht mehr geben können. Kein Wunder, denn: Johannes und Kerstin Ophey sind fast die letzten Landwirte, die den Spargelanbau im Dorf Kessel hochhalten. Mit Arbeit rund ums Jahr, Engagement, Kreativität — und mit Hoffnungen. Darauf, dass die Saison, die gerade endlich begonnen hat, gut wird. Angst, dass nun allzu stark und reichlich wachsender Spargel die Preise verderben könnte? "Erst mal sind wir froh, dass er wächst", sagt Johannes Ophey. Und er weiß von den vielen Besuchen und Anrufen wartender Stammkundschaft: Da gibt es einen "Bedarfs-Überhang". Denn: So viele Schleckermäuler warten darauf, endlich den ersten heimischen Freilandspargel zu bekommen: Da ist eines garantiert — reißender Absatz. Fertig zubereitet mit ausschließlich frischen weiteren Zutaten direkt vom Ophey-Team oder tagesfrisch beim Ab-Hof-Verkauf. So frisch, dass er das tut, was alle Spargelliebhaber so schätzen, wenn man das Gemüse beim Reingreifen in die Kiste hört. Er quietscht. Quietschfrisch. "Und dann sagen die Leute: Hier kriegste den richtigen Spargel", erzählt Johannes Ophey. Und freut sich. Über die Wertschätzung, die die Kundschaft diesem Gemüse entgegenbringt. Wertschätzung für ein heimattypisches Produkt.

Übrigens: Der Spargel, der Opheys, der auf insgesamt sechs Hektar angebaut wird, hat buchstäblich niederrheinische Wurzeln. Die Pflanzen kaufen Johannes und Kerstin nicht irgendwo bei Massenproduzenten beispielsweise in den Niederlanden. Schon die Pflanzen selbst haben eine feine Kinderstube: Sie stammen von einem seit Generationen erfolgreichen Walbecker Züchter. Klar, man bekomme sie anderswo billiger, erzählt Johannes Ophey. "Aber da wissen wir: Die Pflanzen sind gesund, die Qualität stimmt, und der Spargel ist richtig lecker." Sechs Hektar — aber nicht alles steht im Ertrag. Auf einem Hektar wird beispielsweise in dieser so kurz gewordenen Saison bis "Sint Jan" gar nichts geerntet. Da wächst die Zukunft heran. Infos im Web unter www.ophey-spargelhof.de

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort