Goch Die Freunde der Sparkasse

Goch · Wenn das neue Sparkassengesetz durchgesetzt wird, werden die Träger am Kapital der Kasse beteiligt und sollen daraus Ausschüttungen zu Gunsten des Gemeinwohls stattfinden. Schlechtere Zeiten für Ehrenamtler?

kevelaer / goch / weeze Gerd Blombach, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Goch-Kevelaer-Weeze, kündigt eine intensive Kampagne gegen das neue Sparkassengesetz an, das NRW-Finanzminister Helmut Linssen auf den Weg gebracht hat und das zum neuen Jahr Wirklichkeit werden könnte. Nicht nur der Vorstand der Sparkasse im Mittelkreis ist entschieden gegen die Novelle, auch die Sparkassenverbände, der Städtetag, der Landkreistag und der Städte- und Gemeindebund sind sich in ihrer Ablehnung einig. In Kurzform wird befürchtet, dass gesunde, leistungsstarke Sparkassen missbraucht werden, um fremde leere Taschen zu füllen. Und Ehrenamtler argwöhnen, dass sie künftig auf Spenden ihres Geldinstituts verzichten müssen. Klaus Schürmanns, Vorsitzender des Kevelaerer Bädervereins, und Willi Vaegs, Vorsitzender des Gocher Heimat- und Verkehrsvereins, erläuterten gemeinsam mit Blombach und SPD-Landtagsmitglied Norbert Killewald der Presse ihre Bedenken.

„Ohne die Förderung der Sparkasse ginge bei uns Vieles nicht“, weiß Schürmanns. 50 000 Euro habe der Verein in den vergangenen Jahren für eine Rutsche, Sprunganlage, Beachvolleyballfeld und Kleinkindbecken bekommen. Die Ehrenamtler, die an ungezählten Tagen und Wochenenden für ihren Verein im Einsatz seien, sähen ihre Arbeit dadurch bestätigt. Ähnlich sieht’s Willi Vaegs: „Seit 2000 haben wir 40 000 Euro für Schilder an den Gocher Baudenkmälern erhalten, wir konnten das Mühlenrad der Susmühle sanieren und eine mehrbändige Chronologie der Stadt herausgeben. Die Reparatur der Schutzhütte an der Niers oder ein Konzert zu Ehren eines großen Gochers – ohne Spenden der Sparkasse wäre das nicht möglich.“ Dass nun das Engagement von Ehrenamtlern bröckeln könnte – dazu dürfe es nicht kommen, findet Killewald, der überzeugt davon ist, dass sich die Kommunen keinesfalls in gleicher Weise für die Vereine einsetzen werden, wie das die Sparkassen bisher getan hätten. Immerhin etwa 300 000 Euro pro Jahr mache das Blombach-Institut gemeinnützig locker. Viele Vereine verlassen sich seit Jahren auf die regelmäßige Unterstützung.

Kein Kapital

Blombach beanstandet zunächst, dass die Kommunen kein Kapital in die Sparkasse eingebracht haben, durch das neue Gesetz aber am Gewinn beteiligt werden sollen. An diesem Trägerkapital orientiert sich die Ausschüttung. Die nicht mehr, wie bisher, gemeinnützig sein muss, sondern nur dem „Gemeinwohl“ zu dienen hat. Blombach: „Das kann auch der Dienstwagen des Bürgermeisters sein oder die Kanalisation.“ Wenn die Kommunen das Geld, das die Sparkassen erwirtschaftet haben, bekommen sollen (Trägerkapital) – was soll den Kaufmann Blombach dann noch motivieren, gut zu wirtschaften? Eine besonders unerträgliche Vorstellung ist es für den Sparkassenchef, an die West LB gekettet zu werden. Gerade habe er 900 000 Euro zur Rettung des angeschlagenen Hauses beitragen müssen.

(RP)
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