Goch Die Kunst Connection

Goch · Eine lange Tradition zu Weihnachten setzt sich fort: Der Kalender mit zwölf signierten und nummerierten Kunstdrucken ist rechtzeitig erschienen.

 Kreatives Chaos, das wohl geordnet ist: Konrad Stüven mit dem neuen Kalender der artconnection in seiner Werkstatt in Goch.

Kreatives Chaos, das wohl geordnet ist: Konrad Stüven mit dem neuen Kalender der artconnection in seiner Werkstatt in Goch.

Foto: Gottfried Evers

Die Bilder sind farbintensiv bis minimalistisch, abstrakt bis gegenständlich. Als Künstler trifft man alte Bekannte und lernt neue kennen. Zwölf mal gibt's im Kalender der Gocher artconnection echte Kunst: Druckgrafik, signiert und nummeriert von Künstlern aus der stark erweiterten Region, Auflage 250 Stück. Konrad Stüven und Liz Betton sortieren am großen Tisch in der Werkstatt mitten zwischen Papieren und Farben und Maschinen und all jenen Dingen, die der in Goch lebender Drucker sammelt, die letzten Exemplare zusammen. Sie werden in braunes Packpapier geschlagen, bekommen die Nummer der Auflage und gehen in die Welt.

Es ist ein Kalender, der Kunst für alle bietet - das ist ein schönes Prinzip, das sich seit Jahren bewährt, weil Künstler und Drucker ohne Honorar arbeiten und mit dem Erlös der nächste Kalender finanziert wird. Konrad Stüven, Initiator dieser Kunst-Connection, bringt so die Bilder 250 Mal unter die Leute, denn die Kalender-Liebhaber bekommen ein einzelnes Blatt schon für unter sieben Euro. Der Kalender kostet seit eh und je 75 Euro, zu haben bei Buchhandlung Hintzen in Kleve und in der Buchhandlung am Markt in Goch sowie bei der artconnection, Tel. 02823 80307. Ein Passepartout und ein feines Kalendarium sind inklusive.

Stüven konnte für 2017 die Klever Künstlerin Elisabeth Schink vom Projektraum25 erstmals für den Kalender gewinnen: Es waren ihren Insektenbilder, die sie unter anderem im Telpost an der Biegung des Flusses, wo sich der Rhein in Rijn und Waal teilt, gezeichnet und gemalt hat. Mit wenigen braunfarbenen Strichen warf sie Bienen und anderes Getier zart aufs Blatt, Beton in die Farbe gemischt. Im Kalender steht eine solche Biene auf dem schweren Druckpapier. "Bienen symbolisieren für mich Lebensenergie", sagt Schink.

Mischte Schink unter ihre Farben Beton, so mischt Conrad Stüven für den Druck von Günther Zins Stahl unter die Farbe: Metallisch violett schimmert so der Hintergrund des Schnittes von Günther Zins, auf dem zwei versinkende längliche Quader die dritte Dimension auf dem Blatt erzeugen. Zins, dessen minimalistische Stahlskulpturen national und international in öffentlichen Räumen zu finden sind, ist seit geraumer Zeit mit Blättern im Kalender vertreten.

Minimalistisch in diesem Jahr auch das Blatt von Arno Beijk: Ein Stück Horizont liegt hellblau irgendwo im oberen Drittel des Blattes, unten die zur Linie laufende Signatur des Niederländers, der sonst auf seinen Kalenderblättern ins Blattwerk der Bäume guckt, die sein Atelier umgeben. Satt und voller Farbe dagegen das Blatt von Andreas Alba, der wie Schink erstmals einen "Monat" im Kalender hat. Der Künstler aus Lüdinghausen unterlegt einen dunklen kalligraphischen Schriftschwung mit satten Farben. "Das sind drei Druckvorgänge - für jede Farbe eine neue Platte", erklärt Stüven. Und die Farbe Gelb musste für jedes Blatt zweimal gedruckt werden: Sie mischt sich mit dem kräftigen Rot in einer Schnittmenge zu Orange, aber erst nach dem zweiten Druckgang: "Beim ersten Mal säuft das Gelb im Rot ab", sagt Drucker Stüven.

Satte Farben hat auch das Blatt von Aloys Cremers, das im Januar das Jahr "eröffnet", Figuren vor grüner Wiese. Fein ins Holz geschnitten wieder der Stich von Wilfried Porwoll, wo ein Hahn aus einem Weltkäfig bricht und das chinesische Jahr eröffnet. Die Kubanerin Zhenia Couso Martell porträtiert ein Mädchen im Schwimmbad, das optimistisch aus dem Blatt schaut. Barbara Wichelhaus zaubert eine zarte Figuration aufs Blatt, in der man ein altes Auto erkennen kann, kräftig mit kräftigen Strichen ist der strubbelige Hund von Kerstin Wichelhaus geschnitten. Hans Brög strichelt sein Werk mit vorsichtigen Stift in die Druckplatte. Auf dem Kalenderblatt von Ute Bracht stehen zwei Menschen vor der untergehenden Sonne.

Claudia Sper aus Duisburg arbeitete in jüngster Zeit mit Fotos auf transparentem Papier. In ihrem Druck für die artconnection sind es Flechtwerke, die in die Bleiplatte geprägt werden, bevor das Werk gedruckt wird. Ihr schönes, gelbes Blatt strahlt im April und bildet mit den Blättern der vergangenen Jahre eine prächtige Serie.

(RP)
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