Goch Doppelter Einsatz für den Arbeitsmarkt

Goch · An der Berufsschule Goch ist eine Klasse für Azubis eingerichtet worden, die eine Doppelqualifikation anstreben. Viele junge Menschen nutzen diese Möglichkeit, um auf dem Arbeitsmarkt bessere Chancen zu haben.

 Profitieren von der Doppelqualifikation an der Berufsschule Goch: Markus Peeters und Marco Seegers (r.).

Profitieren von der Doppelqualifikation an der Berufsschule Goch: Markus Peeters und Marco Seegers (r.).

Foto: EVERS / nik

Vor wenigen Jahren noch war Marco Seegers Schüler der Anne-Frank-Hauptschule in Geldern. Er machte einen guten 10-B-Abschluss und dachte daran, das Abitur anzuhängen, um später bessere berufliche Möglichkeiten zu haben. "Ich hab's am Berufskolleg Geldern versucht, aber nach einem Jahr aufgegeben. Ich begann eine Lehre im Metallbau, das war aber auch nicht das Richtige. Die Firma Diebels suchte jemanden als Fachkraft für Lagerlogistik, ich bewarb mich, durfte probearbeiten, und das hat mir von Anfang an Spaß gemacht." Und "nebenbei" hat Marco auch noch die Chance, die Fachhochschulreife zu erlangen, denn Diebels ermöglicht ihm, zusätzliche Unterrichtsveranstaltungen zu besuchen. An der Berufsschule in Goch ist eigens eine Klasse für solche Azubis eingerichtet worden, die sich eine Doppelqualifikation zutrauen.

"Früher konnte man das nicht bündeln, musste erst die Ausbildung abschließen und dann im Anschluss ein Jahr Vollzeit-Schule machen", berichtet die Koordinatorin des Standorts Goch am Berufskolleg Kleve, Anja Oppenhorst. Oder neben dem Beruf jahrelang zur Abendschule gehen - auch ziemlich anstrengend. In Goch werden bekanntlich die kaufmännischen Azubis unterrichtet; sehr viele von ihnen finden anschließend Beschäftigung in einem Kreis Klever Unternehmen. Darauf setzt auch der 20-jährige Marco, der sich bei Diebels (heute Anheuser-Busch InBev) schon zuhause fühlt. Ob er später studieren möchte, weiß er noch nicht, in einem großen Unternehmen gibt es auch ohne Studium viele interessante Stellen.

"Studieren ohne Plan macht wenig Sinn", findet Markus Peeters, der dieselbe Ausbildung absolviert hat wie der Gelderner und es inzwischen zum Meister und Ausbilder gebracht hat. Klar, die Doppelqualifizierung ist nichts für Faulpelze; zusätzlich zur "normalen" Berufsschule kommt noch Unterricht an einem Abend pro Woche dazu. "Entsprechend sind auch nur noch sieben der anfangs 17 Azubis dabei", räumt Anja Oppenhorst ein. Verschiedene Büroberufe sind dabei, auch medizinische Fachangestellte und eben Marco aus der Lagerlogistik. Sie alle haben Ehrgeiz.

Warum stimmen Betriebe dem Ansinnen ihrer jungen Mitarbeiter zu - die Chance, dass höher Qualifizierte das Unternehmen verlassen, steigt doch? "Es ist ja heute nicht mehr so einfach, überhaupt gute Lehrlinge zu finden", weiß Peeters. Und wenn jemand ein Ziel ins Auge fasse und verfolge, sage das schon viel Positives über ihn aus. Ausbilden sei schließlich nicht zuletzt eine soziale Verantwortung - jemanden gut an den Start zu bringen eine Herausforderung, der sich Unternehmen stellen sollten.

"Mich hat die Ausbildung damals motiviert, den Meister zu machen", erzählt der gerade mal 24 Jahre alte Peeters. Geschafft hat er das in Samstagskursen - er bereut nicht, die Anstrengung auf sich genommen zu haben. Und er überzeugt die noch jüngeren Kollegen natürlich durch sein starkes Vorbild. An der Gocher Berufsschule kann man sich jetzt übrigens auch für eine vierjährige Fachschule anmelden, die zum "staatlich geprüften Betriebswirt FH" qualifiziert - ohne Studium.

So weit ist Marco noch nicht. Jeden Mittwoch paukt er Deutsch, Mathe, Englisch und Naturwissenschaften, um das Fachabitur zu schaffen. Hinzu kommt ein "normaler" Berufsschultag, im zweiten Ausbildungsjahr werden es zwei sein. Der 20-Jährige gibt doppelt Gas. Und glaubt an seine Zukunft.

(RP)
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