Goch Dunkle Wolken über Neu-See-Land

Goch · Gewitterstimmung am See auf dem ehemaligen Kasernengelände: Weil ein Unternehmen mögliche Lärmschutz-Klagen vermeiden möchte, sucht es mit der Stadt nach einer Lösung. Bis es so weit ist, ruhen die Arbeiten in Neu-See-Land.

Goch: Dunkle Wolken über Neu-See-Land
Foto: settnik

Wer das bislang rege Treiben in Gochs größtem Neubaugebiet, "Neu-See-Land" getauft, beobachtete, wird nicht so schnell bemerkt haben, dass es derzeit ein Problem gibt. Lediglich diejenigen, die sich als Kaufinteressenten bei der Stadtentwicklungsgesellschaft GO! gemeldet haben und sich nun fragen, warum es nicht weitergeht - die könnten stutzig werden. So wie ein Ehepaar aus Pfalzdorf. Die beiden haben ihr Traumgrundstück sogar schon gekauft und warten nun seit längerer Zeit auf einen Bescheid, um mit dem Bau beginnen zu können. Weil allzu viel Zeit ins Land ging, fragte der Mann mal bei der Go! nach. Und erfuhr Beunruhigendes.

 Die Eigentümer dieser und vieler anderer noch zu bauenden Häuser möchten in Ruhe und Frieden in dem neuen Quartier leben.

Die Eigentümer dieser und vieler anderer noch zu bauenden Häuser möchten in Ruhe und Frieden in dem neuen Quartier leben.

Foto: SETTNIK

"Mir wurde bestätigt, dass aufgrund von Problemen mit einem Nachbarn auf nicht absehbare Zeit Stillstand in Neu-See-Land herrscht. Weitere Informationen gab es aber nicht. Unsere Versuche, telefonisch Kontakt mit der Geschäftsführung der GO! zu bekommen, schlugen fehl. E-Mails wurden nicht beantwortet." So geht man nicht mit Käufern um, finden die Pfalzdorfer. "Man ist so hilflos, es macht einen wütend. Wir wissen im Moment nicht, wie es weitergeht. Unser Haus haben wir bereits verkauft, müssen in absehbarer Zeit ausziehen und können dann nicht in unser neues Haus einziehen, sondern müssen die weitere Entwicklung in einer Ferienwohnung abwarten", ärgert sich der RP-Leser.

Was die Hintergründe sind, das hat er sich aus Bröckchen, die ihm von hier und dort zugetragen wurden, zusammengereimt. Von der Stadt gab es schließlich bisher (auch für die Medien) keinerlei Informationen. Auch von anderen unmittelbar Betroffenen hörte er, dass es seit Ende Februar keine Beurkundungen, Grundstücksverkäufe und Baugenehmigungen mehr gibt und dieser Zustand durchaus noch länger anhalten dürfte. Nach RP-Informationen hat ein Industrieunternehmen in der Nachbarschaft auf von ihm verursachte Lärm-Emissionen hingewiesen, die zumindest für einen Teil des Baugebietes oberhalb der zulässigen Grenze lägen. In den Unterlagen zur Bauplanung tauchen diese Werte offenbar nicht auf.

Um später von Käufern, die sich getäuscht fühlen könnten, nicht zur Verantwortung gezogen zu werden, wollen beide - Unternehmen und Stadt Goch - die Sache jetzt anscheinend gemeinsam klären. Die Rede ist von zwei Gutachtern, die miteinander intensiv am Thema arbeiten. Was die Emissionen angeht: Bewohner des Emmericher Wegs hatten sich schon vor Jahren über nächtliche Störgeräusche beklagt. Von einem "Dauergrollen" berichteten Leidtragende der RP schon im Jahr 2008.

Die Politik, von der Stadtspitze um Stillschweigen gebeten, äußert sich auf Nachfrage durchaus. Stellt zum Beispiel fest, dass im Werkstattverfahren zur Neugestaltung des ehemaligen Kasernengebietes die zu erwartenden Lärmstörungen nicht zur Sprache kamen. Und dass man sich wundere, warum der Firma erst jetzt, wo es bereits um den dritten Bauabschnitt gehe, auffalle, dass da wohl ewas zu klären ist. Er habe dem Bürgermeister geraten, mit der Sache schnell an die Öffentlichkeit zu gehen, sagte ein Ratsmitglied - berücksichtigt wurde dieser Tipp nicht. Nun lassen Betroffene die Katze aus dem Sack.

Die Opposition versichert allerdings, dem Bürgermeister und der Stadtentwicklungsgesellschaft wegen der Sachlage keine Vorwürfe machen zu wollen. "Wir sind von der Nachricht des Unternehmens alle kalt erwischt worden", hieß es. Allerdings erwarte man, dass die beiden Gutachter schnell eine tragfähige Lösung finden, damit es weiter gehen kann mit den ambitionierten Plänen für das neue Stadtquartier. Die Stadt, die schon erheblich in die Infrastruktur des Geländes investiert hat, muss zur Refinanzierung schließlich Grundstücke verkaufen. Eine Stellungnahme aus dem Rathaus war gestern nicht mehr zu bekommen, sie ist aber für heute fest zugesagt. Nicht nur das Paar aus Pfalzdorf ist gespannt.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort