Goch Ein Maler fährt zur EM

Goch · Christian van Baal aus Goch hat sich nach diversen siegreichen Wettbewerben ein Ticket zu den Euro-Skills ergattert. Die kreative und vielseitige Arbeit in seinem Beruf macht dem 21-jährigen Maler und Lackierer Spaß.

Innungsbester der Maler- und Lackiererinnung Kleve, Sieger im Kammerwettbewerb, Sieger im Landeswettbewerb, Drittplatzierter auf Bundesebene, Aufnahme ins deutsche Maler-Nationalteam - die Reihe der Auszeichnungen, die Christian van Baal aus Goch in seinem Handwerk bereits ergattert hat, sind Zeugen einer im Kreis einzigartigen Erfolgsgeschichte. Bei der Internationalen Farbenfachmesse in München holte sich der 21-Jährige zuletzt noch einen Preis mehr: Van Baal belegte einen hervorragenden dritten Platz und qualifizierte sich damit für die diesjährige "Europameisterschaft" der Handwerksjugend im schwedischen Göteborg, den Euro-Skills.

Und doch: Bescheiden geblieben, erklärt der junge Geselle, seine Fähigkeiten vor allem dem Familienbetrieb zu verdanken. "Alles, was ich bisher erarbeitet habe, habe ich schon von meinem Vater gelernt. Sonst wäre ich niemals so weit gekommen", sagt der 21-Jährige. In Goch nämlich, im heimischen Malerbetrieb van Baal, hat die Karriere des jungen Handwerkers begonnen. "Ich bin mit dem Beruf groß geworden. Schon zu Schulzeiten half ich in den Ferien mit." Die Maler- und Lackierer-Ausbildung ebenfalls im Familienbetrieb zu machen, stand da quasi schon fest. "Ich durfte von Anfang an in allen Bereichen von den Fußböden bis zu den Edeltechniken mitarbeiten", sagt van Baal.

Die Edeltechniken sind inzwischen sein Spezialgebiet geworden. Ob in der derzeit angesagten Beton-Optik, als Nachahmung von gebrochenem Stein oder mit metallischen Farben gestrichen - die kreative Gestaltung von Wänden macht dem Gesellen besonders viel Spaß. "Die Wände werden dadurch individuell und exklusiv, jede Arbeit ist ein Unikat", erklärt van Baal. Die Kreativität sei es auch, die ihn generell an dem Beruf begeistert, ergänzt er: "Man gestaltet etwas immer wieder neu und anders. Ich bin kein Typ, der jeden Tag das Gleiche tun oder die ganze Zeit sitzen kann. Als Maler hat man einfach viel Abwechslung."

Eine Einstellung, mit der van Baal perfekt in das Nationalteam passt. Da heute zunehmend viele junge Leute lieber einen Bürojob annehmen und im Handwerk Fachkräftemangel herrscht, versucht der Bundesverband mit der Nationalmannschaft um Nachwuchs für sein Handwerk zu werben. "Das Team soll jungen Leuten den Beruf näher bringen und zeigen, dass man auch im Handwerk viel erreichen kann", sagt van Baal. "Gerade wenn man alle Bildungswege mitnimmt, stehen einem viele Türen offen."

Eine dieser Türen war für den jungen Gocher die Qualifikation für die Euro-Skills. Vier Aufgaben musste er dafür bei der Internationalen Farbenfachmesse bewältigen: Dazu gehörte es, eine Türe mit dem Pinsel in Hochglanz zu lackieren und dabei einen perfekten Verlauf hinzubekommen, eine Akzentleiste zu streichen und dabei ohne abzukleben freihand eine saubere Kante zu erreichen sowie eine Mustertapete makellos um eine Tür, ums Eck und im Rundbogen anzubringen.

Der Schwerpunkt aber lag bei der Gestaltung eines großen Wandlogos, bestehend aus Kreisen, Dreiecken und acht Farben. Mit Bleistift und Zirkel durfte vorgezeichnet werden, das Ausmalen musste dann freihand geschehen. "Das war schon eine Herausforderung", erzählt der 21-Jährige. "Für jeden Millimeter Abweichung gab es einen Punktabzug." Vor tausenden Menschen zu arbeiten machte die Sache nicht einfacher: Auch der junge Gocher stand, wie er sagt, total unter Strom. "Um einen standen stets 20 Leute herum, die einem auf die Finger geschaut haben - und alle waren vom Fach",sagt er lachend. Erst einmal in die Arbeit vertieft, konnte van Baal die Kritiker dann ausblenden. Und selbst unter Druck setzen wollte er sich ohnehin nicht: "Natürlich hätte ich auch gerne gewonnen, aber auf dieser Ebene waren nur noch die Besten der Besten dabei, so dass es letztlich einfach nur ein super Gefühl war, es überhaupt so weit geschafft zu haben."

Die Europameisterschaft im Dezember kann van Baal ganz entspannt angehen. In Schweden arbeiten muss nur der Erstplatzierte. Die restlichen fünf Mitglieder des Nationalteams kommen als moralische Unterstützung mit. Dennoch steht Sightseeing für van Baal nicht auf dem Plan: "Ich fahre nicht dahin, um durch die Stadt zu laufen. Ich freue mich darauf, zu sehen, wie andere Nationen arbeiten. Sie haben wieder ganz andere Techniken und Produkte." Bei diversen Schullungen im Zuge der Vorbereitung hat er bereits viele neue Tricks und Kniffe kennengelernt.

Und in Zukunft? In zwei Monaten legt van Baal seine Meisterprüfung ab, um irgendwann den heimischen Betrieb in dritter Generation zu übernehmen.

(beaw)
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