Goch Ferienkinder testen neues Jugendheim

Goch · In den letzten drei Wochen der Sommerferien bietet die Stadt Goch ein Ferienprogramm an. Weil das "Astra" nicht mehr zur Verfügung steht, dienen jetzt alte Kasernengebäude als Treffpunkt. Neues Konzept für Jugendarbeit in Vorbereitung.

 Zur Abgrenzung des Kindergartens und des Jugendbereichs vom noch unbebauten Kasernengrundstück sind hohe Zäune nötig.

Zur Abgrenzung des Kindergartens und des Jugendbereichs vom noch unbebauten Kasernengrundstück sind hohe Zäune nötig.

Foto: Gottfried Evers

Die Bushaltestelle an der Pfalzdorfer Straße / Einmündung Ostring heißt "Kaserne" - und genau danach sehen die im Hintergrund liegenden Gebäude, in der neuerdings die Gocher Jugendarbeit stattfindet, auch aus. Während bekanntlich das eigentliche Kasernengelände geräumt ist, um in den kommenden Jahren Wohnbebauung Platz zu machen, ist die alte Standortverwaltung erhalten worden. In diesen Räumen hinter dem ehemaligen Jugendheim "Astra" findet nun die kommunale Ferienbetreuung von Gocher Kindern statt. Denn das "Astra" wurde bekanntlich zum Kindergarten umgebaut. Das freundliche Gebäude samt schön angelegtem Spielplatz lässt die Baracken dahinter um so grauer aussehen.

Den sechs- bis zwölfjährigen Schülern, die dort derzeit Kicker, Billard und Tischtennis spielen, macht die schlichte Atmosphäre offenbar nicht viel aus. Bei gutem Wetter können sie im Hof und auf einer kleinen Grünfläche Basketball und Fußball spielen, das angelieferte Mittagessen wird unter einem Zeltdach verspeist, das auch für Basteleien gut geeignet ist. Insbesondere die Mädchen fühlen sich beim Malen und Bänderflechten wohl, alle freuen sich auf Highlights wie die Wasserolympiade oder das Stationsspiel in der Stadt. Auch der Irrland-Besuch oder der Theater-Tag zum Abschluss sind traditionelle Ferienspaß-Bestandteile.

 Ein alter Schultisch dient als zusätzliche Tischtennisplatte.

Ein alter Schultisch dient als zusätzliche Tischtennisplatte.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

"Wir bemühen uns, das Programm ähnlich wie in anderen Jahren auch zu gestalten", sagt Björn Peters, der Leiter des Jugendzentrums. So lange es trocken und einigermaßen warm sei, funktioniere das auch. Schließlich sind die Hallen hinter dem provisorisch renovierten Bürotrakt durchaus geräumig. Allerdings nicht zu heizen und sehr urig möbliert. Die verschlissenen Sofas und verschiedenartigen Tische sind gespendet worden; "es musste ja schnell gehen, wir sind noch nicht dazu gekommen, die Ausstattung zu verbessern", sagt Peters. Weil Kita-Plätze fehlen und den Rechten der Eltern entsprochen werden musste, ging das Thema Kindergarten vor.

Während jetzt beim Ferienspaß sich ein Dutzend Betreuer um die 70 Kinder, die in jeder Woche kommen, kümmert, ist Björn Peters für die alltägliche offene Jugendarbeit, die nach den Ferien wieder losgeht, alleine zuständig. Dienstags bis donnerstags von 15 bis 21 Uhr, freitags von 15 bis 20 Uhr und 14-tägig samstags von 15 bis 20 Uhr können Jugendliche sich dort treffen. Eine altersgemäße Aufteilung gibt es wegen Personalmangels nicht mehr; Zehn- und 15-Jährige müssen miteinander zurecht kommen. Zwei Honorarkräfte bieten Gitarren- und Schlagzeugunterricht an - vorerst in einer der Hallen, für den Winter wird noch ein Ausweichquartier gesucht. Andere (Bildungs-)Angebote sind bereits ausquartiert - etwa das Projekt "U-Turn" des Anna-Stiftes.

 Auf solch kaputten Sofas sitzen die Kinder zuhause vermutlich nicht.

Auf solch kaputten Sofas sitzen die Kinder zuhause vermutlich nicht.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Weil die Räumlichkeiten nur ein Aspekt der Jugendarbeit sind, soll eine Studentengruppe jetzt an einem Konzept für die Einrichtung arbeiten. Vermutlich wird es dabei nicht zuletzt um die Frage gehen, wie viel (qualifiziertes) Personal nötig ist. Denn auf Dauer kann ein Mann alleine die Aufgaben eines städtischen Jugendzentrums sicher nicht erfüllen. Der Leiter des Fachbereichs war gestern für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Vermutlich wird sich Goch auf die schwierige Haushaltslage berufen. Denn im Kinder- und Jugendhilfegesetz ist laut Christophe Göller vom Landesjugendamt geregelt, dass "Kommunen einen angemessenen Anteil ihres Gesamthaushaltes für die offene Kinder- und Jugendarbeit aufwenden müssen. Art und Umfang liegt jedoch im Ermessen der Kommune. Insofern besteht auch kein individueller Rechtsanspruch."

(RP)
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