Goch Firmenvertreter werben um Nachwuchs

Goch · Deutlich weniger Schüler als in früheren Jahren folgten der Einladung von Bürgerforum und Sparkasse zur Ausbildungsmesse im Kastell. Dabei geben sich die Berufspraktiker viel Mühe, die Jugendlichen zu informieren.

 Adam Radolak und Franz Douteil mit Theodor Lust und Benjamin Akkoyunlu an einem Stand der Elektro-Innung.

Adam Radolak und Franz Douteil mit Theodor Lust und Benjamin Akkoyunlu an einem Stand der Elektro-Innung.

Foto: GOTTFRIED EVERS

Sie sehen dieses Angebot als sehr wichtig und nützlich an, wollen unbedingt dabei sein. Eine ganze Reihe von ihnen fragte von sich aus, ob sie denn wohl kommen dürften, schließlich gehe es um die berufliche Zukunft. Die Rede ist allerdings nicht von den Schülern, die sich schließlich überlegen müssen, wie es nach dem Schulabschluss weitergehen soll. Heutzutage sind es vorrangig die Betriebe, die auf die Ausbildungs- und Stellenbörsen der Region setzen. Denn viele von ihnen suchen Hände ringend Nachwuchs. Interessierte Unternehmer und nicht allzu viele Schüler erlebten gestern auch die Veranstalter des "Berufsforum Goch", hinter dem das Bürgerforum (BFG) sowie die Verbandssparkasse stehen. Janine Guba ist die neue Chef-Organisatorin - und nimmt die Verschiebungen gelassen zur Kenntnis.

"Wir haben Anmeldungen von rund 200 Schülern, das sind in der Tat nicht mehr so viele wie vor Jahren, als bis zu 500 kamen. Aber es gibt nun mal deutlich weniger Schüler und mehr Angebote um uns herum." Schulen kümmern sich deutlich intensiver als früher um die Berufsvorbereitung, weit mehr Jugendliche als vor Jahrzehnten machen Abitur und stellen sich auf ein Studium ein. Die regionale Wirtschaft hat es schwer, ihre Ausbildungsplätze zu besetzen. Zumal sich das Interesse der Jugend auf einige wenige Berufsfelder konzentriert und andere kaum wahrgenommen werden.

Was auch eine Chance sein kann. "Wir sind inzwischen das einzige Unternehmen in ganz Nordrhein-Westfalen, das Schuhfertiger ausbildet", erzählt Nicole Lübbering von Elten in Uedem. In einer Region, in der einst in diversen Werkstätten Leder auf Leisten genagelt wurde, um die Menschen mit Schuhen zu versorgen, ist der Beruf des Schuhmachers heute fast völlig in Vergessenheit geraten. Glück für eine Gocher Hauptschülerin, die diese Nische für sich entdeckt hat und angenommen wurde. Wahrscheinlich wird sie nicht industrielle Schuhfertigung, sondern das traditionelle Schuhmacherhandwerk lernen, denn sonst müsste sie zur Berufsschule nach Pirmasens. Weit weg für eine 16-Jährige.

Sabrina Albert von der Firma Horlemann hält Ausschau nach künftigen Elektrotechnikern. Das dürfen auch gerne Mädchen sein, aber noch immer interessieren die sich eher für die kaufmännischen Berufe. Oder Gofa, die Gocher Fahrzeugwerke: "Bei uns können Metallbauer lernen, individuelle Lkw-Auflieger herzustellen. Wir beschäftigen 170 Mitarbeiter und nehmen pro Jahr vier Azubis für den kaufmännischen und ebenso viele für den technischen Bereich", erklärt Lisa Keypers, Personalfachfrau.

Ganz viel Personal haben die Krankenhäuser und Arztpraxen der Umgebung nötig. Gleich zwei Krankenpflegeschulen kümmern sich um deren Ausbildung - die des Karl-Leisner-Klinikverbundes und des Landschaftsverbands. Gute Berufsaussichten und ebensolche Möglichkeiten, sich weiter zu qualifizieren. Damit werben auch Polizei, Bundeswehr oder Finanzverwaltung, außerdem Kommunen und deren Betriebe wie etwa die Gocher Stadtwerke. Bildungseinrichtungen wie etwa die Volkshochschule oder das Theodor-Brauer-Haus komplettieren das Angebot.

"Vielleicht müssen wir etwas am Konzept ändern, vielleicht andere Zeiten in den Blick nehmen", meint Janine Guba. Eventuell kämen am Nachmittag ja auch noch einige Schüler, die das Forum mit der Klasse nicht besuchten. Denn auch weiter gilt: Alle Firmen suchen guten Nachwuchs und hoffen, unter den Schülern geeignete Interessenten zu finden.

(RP)
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