Goch/Kleve/Kevelaer Freudenberg-Team spielt dreimal Momo

Goch/Kleve/Kevelaer · Im vierten Jahr erarbeiten Schauspieler der Freudenberg-Werkstätten ein großes Theaterstück. Diesmal dient die berühmte Geschichte von Michael Ende als Vorlage. Aufführungen im März in Kevelaer, Kleve und Geldern.

 Die Mitglieder der Haus-Freudenberg-Theaterwerkstatt freuen sich auf ihren Bühneneinsatz.

Die Mitglieder der Haus-Freudenberg-Theaterwerkstatt freuen sich auf ihren Bühneneinsatz.

Foto: Klaus Dieter Stade

Den wenigsten Ensembles gelingt es, die Klever Stadthalle oder das Kevelaerer Bühnenhaus zu füllen. Da müssen schon sehr namhafte Besetzungen tragender Rollen in populären Stücken auf dem Programm stehen. Über solche Sorgen können die Aktiven der Theater-Werkstatt Haus Freudenberg nur lächeln. Oder besser laut lachen, denn das tun sie lieber. Wenn die geistig beeinträchtigten Mitarbeiter des Hauses zu einer ihrer Aufführungen einladen, sind die Reihen voll besetzt. Das war im vergangenen Jahr bei "Romeo und Julia"und davor bei "Alice im Wunderland" und "Sommernachtstraum" so, und das wird mit einiger Sicherheit bei "Momo" nicht anders sein. In der Gocher Niederlassung stellten jetzt Barbara Stephan, Geschäftsführerin von Haus Freudenberg, Theaterpädagogin Anna Zimmermann-Hacks und die Schauspieler selbst ihr neues Stück vor.

"Momo und die Zeit-Diebe" ist ein perfektes Stück für die 80-köpfige Gruppe, und es passt bestens in die Zeit, findet die Initiatorin und Regisseurin, die sich nicht als Chefin, sondern als Team-Mitglied sieht. "Nur in einem Punkt lasse ich nicht mit mir reden: Ich besetze die Rolle", erklärt Anna Zimmermann-Hacks. Schließlich hat sie mit den Akteuren intensiv über das Stück gesprochen und die meist jungen Männer und Frauen dabei beobachtet. Dabei ist Joanna Bailey, die alltags in der Gelderner Freudenberg-Küche arbeitet, als "Momo" erkannt worden. Das Mädchen ist damit sichtlich glücklich, ebenso wie die anderen Schauspieler.

Susanne Gregorio zum Beispiel, die in Goch lebt und arbeitet, ist erstmals dabei und kann von den Proben gar nicht genug bekommen. "Es macht viel Spaß, und es ist auch toll, dass wir viel tanzen", berichtet sie. Auf der Bühne zu stehen, Applaus zu bekommen, sich inder Zeitung wiederzufinden - das gefällt auch Daniela Sträter und den übrigen Ensemblemitgliedern. Am kräftigen Sprechgesang haben alle sichtlich Freude: "Eure Zeit wird euch geklaut", skandieren sie kräftig und mit Ganzkörpereinsatz, denn dies ist die zentrale Aussage bei "Momo": Achtung, Zeitdiebe!

Genau dieses Motiv hat die Theaterfrau und Freudenberg-Mitarbeiterin Anna Zimmermann-Hacks angesprochen. "Wir hetzen doch alle von Termin zu Termin, nehmen uns für Freunde und Familie zu wenig Zeit, lassen andere, nicht zuletzt digitale Medien, über uns bestimmen", erklärt sie. Streit mit der Mutter um zu laute Musik, die Angst vor dem Gewitter, Aufsässigkeit gegenüber einem Polizisten - viele überraschende Aspekte kommen vor. "Die Arbeit mit Behinderten ist gerade deshalb so kreativ, weil jede Szene ganz anders wird als sie im Entwurf angelegt war. Jeder Schauspieler bringt seine Stärken und Schwächen ein, setzte die Aufgabe ganz individuell um." Wichtig sei ihr, dass jeder Akteur seine Rolle verstehe, wenn auch nicht unbedingt das ganze Stück. Der Moment ist wichtig - eben dieser Augenblick, den auch Momo aus der Geschichte Michael Endes so schätzt.

Natürlich stellen die Freudenberger ihr Stück in stark bearbeitetet Form vor, Nachspielen wäre ja auch langweilig. In jedem Fall wird das Programm rund zwei Stunden dauern - ein ausgewachsenes Bühnenstück also. Die Schreiner und Techniker der Werkstätten haben sich vielfach praktisch eingebracht. Und zwar in ihrer Freizeit.

Die Aufführungen finden statt am Samstag, 4. März, 19 Uhr im Konzert- und Bühnenhaus Kevelaer, am Freitag, 10. März, 19 Uhr in der Klever Stadthalle, Samstag, 18. März, 19 Uhr im Lise-Meitner-Gymnasium Geldern. Karten zu acht Euro (der Erlös fließt zurück ins Projekt) bei Freudenberg in Kleve und Geldern, im Klever Café Samocca und im Servicecenter Kevelaer. Der Vorverkauf beginnt am 23. Januar.

(RP)
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