Goch/Uedem Fünf Bewerber für zwei Stellen

Goch/Uedem · Seit gestern Abend stehen die Bewerber für die Bürgermeisterämter in Goch und Uedem fest. Während sich in Goch ein Trio um den Posten streitet, läuft in Uedem alles auf ein Duell zwischen Amtsinhaber und Puppenspieler hinaus.

Rien ne va plus - nichts geht mehr. Pünktlich um 18 Uhr ist gestern Abend in Goch und Uedem die Frist abgelaufen, bis zu der sich mehr oder minder Ambitionierte beim Wahlleiter einen Platz auf den Kandidatenlisten der Bürgermeisterwahl am 13. September hätten sichern können. Überraschungen in letzter Minute sind ausgeblieben, damit stehen die insgesamt fünf Kandidaten fest, die in Weberstadt und Schustergemeinde um die Stimmen der Wähler kämpfen.

In Goch kommt es definitiv zu einem Wechsel auf dem Bürgermeisterstuhl. Amtsinhaber Karl-Heinz Otto hatte schon im Vorfeld deutlich gemacht, dass er für eine weitere Amtszeit nicht zur Verfügung stehen werde. Als stärkste politische Kraft schicken die Christdemokraten mit Heinz van Baal den Leiter der Gocher Polizei ins Rennen. Seit 31 Jahren lebt van Baal in Kessel, punkten kann er mit 20 Jahren Ratserfahrung. Er wolle das Image Gochs wieder auf Vordermann bringen, hatte van Baal von Anfang an betont, der Haushalt müsse dringend konsolidiert werden. Zuletzt hatte er mit der Forderung, die gegen den Widerstand einiger Anwohner eingeführte Parkraumbewirtschaftung müsse angepasst und aufgeweicht werden, für Schlagzeilen.

Die Oppositionsparteien im Gocher Rat konnten sich entgegen aller Beteuerungen zu Beginn der Kandidatensuche nicht auf einen gemeinsamen Namen einigen. Für die SPD tritt daher nun Bettina Trenckmann an. Für sie ist es bereits der vierte Versuch, ins Rathaus einzuziehen. Ein großes Vorbild kommt dabei aus Berlin: Willi Brandt habe es schließlich auch erst im vierten Anlauf geschafft, Bürgermeister von Berlin zu werden, sagte Trenckmann. Auch die Sozialdemokratin will die Finanzen anpacken. Am Herzen liegt der Richterin aber vor allem die Jugend - wie auch schon bei ihrem Wahlkampf 1998.

Dass die SPD überhaupt einen eigenen Kandidaten ins Rennen schickt, liegt nicht zuletzt auch daran, dass das Bürgerforum (BFG) sich dazu entschlossen hatte, Ulrich Knickrehm als eigenen Kandidaten aufzustellen. Er ist im Stadtrat als angriffslustiger Typ mit Ecken und Kanten bekannt, hat jahrzehntelange politische Erfahrung. Zuletzt hat seine Partei aber einen beachtlichen Schlingerkurs hingelegt. Beim Thema Kindergartenbeiträge stellte man zuerst ein eigenes Modell vor, das auch von Knickrehm unterstützt wurde. Als deutlich wurde, dass dieses nicht tragbar sei, stimmte man im Jugendhilfeausschuss zunächst für ein gemeinsames Konzept mit den anderen Parteien, um dann, im Haupt- und Finanzausschuss einen Tag später, plötzlich dagegen zu stimmen und sich bei der Entscheidung im Rat schlussendlich zu enthalten.

In Uedem tritt der parteilose Amtsinhaber Rainer Weber mit Unterstützung der CDU an. Seit mittlerweile zehn Jahren ist Weber im Amt, in den kommenden Jahren werde es vor allem um die Liquidität der Gemeinde gehen, wie er betont. Aber auch das Ehrenamt und die Inklusion wolle man vorantreiben, Schulen sanieren und die Verkehrssituation in der Schustergemeinde verbessern. Lange hatten sich die übrigen Parteien in Uedem schwer damit getan, einen Gegenkandidaten zu finden - zu sicher schien Weber im Sattel zu sitzen.

Dann überraschte die SPD aber mit ihrer Nominierung von Puppenspieler Heinz Bömler aus Goch. Der Betreiber der Viller Mühle und Chef der Firma Lug und Betrug sorgte vor allem mit seiner Aussage, Politik sei wie Kasperletheater, für Aufsehen - bis in die Bundespolitik. So gab es unter anderem Kritik von SPD-Umweltministerin Barbara Hendricks.

Programmatisch setzt Bömler voll auf Märchen. Die Gemeinde solle unter seiner Führung zur Märchenstadt umgestaltet werden.

Spätestens jetzt ist der Wahlkampf eröffnet. In Goch muss die CDU mehr denn je kämpfen, um einen Bürgermeister ins Rathaus schicken zu können. In Uedem ist es der SPD zumindest gelungen, einen vollkommen unberechenbaren Kandidaten ins Rennen zu schicken. Es bleibt also spannend.

(lukra)
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