Goch/Uedem Fünf wollen Bürgermeister werden

Goch/Uedem · Wenn die Bürger morgen in Goch ihr Kreuz machen, müssen sie sich zwischen Heinz van Baal, Bettina Trenckmann und Ulrich Knickrehm entscheiden. In der Schustergemeinde treten Amtsinhaber Rainer Weber und Heinz Bömler an.

Zieht man das Ergebnis der Ratswahl vom Mai vergangenen Jahres als letzten offiziellen Stimmungsbeleg zu Rate, dürfte die Entscheidung, wer am 21. Oktober die Nachfolge von Karl-Heinz Otto antritt, in Goch spannend werden. Damals hatte die Partei des Amtsinhabers überraschend fast zehn Prozent verloren, das Bürgerforum (BFG) nicht weniger unerwartet mehr als zehn Prozent gewonnen. Damit blieben die Gocher Christdemokraten mit 18 Sitzen zwar stärkste Fraktion im Rat, doch das BFG konnte auf zehn Sitze verdoppeln und auch die SPD hatte um zwei auf neun erhöht.

Nun sind Bürgermeisterwahlen immer Personenwahlen mit eigenen Regeln, aber jenes Wahlergebnis wirkte spürbar bis in den aktuellen Wahlkampf nach. Seit Wochen ist die Anspannung bei allen Beteiligten bemerkbar. Ein Beleg dafür ist unter anderem die Tatsache, dass alle drei Kandidaten an der Regelung der Parkgebühren - die ihre Fraktionen einstimmig beschlossen hatten und die in der Folge für Proteste bei vielen Bürgern sorgten - etwas verändern wollen.

Da sind sich Heinz van Baal von der CDU, Bettina Trenckmann von der SPD und Ulrich Knickrehm vom BFG einig. Auch den neunstelligen Schuldenstand der Stadt Goch sehen alle mit Sorge. Einen Routenplan Richtung solide Finanzen konnte im Wahlkampf aber niemand vorstellen. Mit "Einsparungen bei den Personalkosten durch ausbleibende Neubesetzungen" (van Baal), der "Senkung von Standards und veränderten Öffnungszeiten" (Knickrehm) und dem "Verzicht auf den Dienstwagen" (Trenckmann) trauten sich die Kandidaten bestenfalls Ansätze zu.

Deutlichere Abgrenzungen gab es dafür bei anderen Themen. Als ihren Schwerpunkt skizzierte die 55-jährige Richterin Trenckmann die Jugend- und Sozialarbeit ("Ich will eine Skateranlage."), der 59-jährige Ulrich Knickrehm, ebenfalls Richter, setzte sich als harmoniebedürftiger Hardliner in Szene ("Ein politischer Wechsel in der Führung unserer Stadt ist dringend erforderlich."). Der 61-jährige Chef der Gocher Polizei, Heinz van Baal, fiel vor allem durch Zurückhaltung auf. Eine seiner Kernaussagen: Schluss mit dem Schlechtreden!

Von Zurückhaltung war im Uedemer Wahlkampf hingegen weniger zu spüren. Dafür hatte die Nominierung des selbst ernannten "wahnsinnigen Puppenspielers" Heinz Bömler gesorgt, der Uedem vom Rathaus aus zur "Märchenstadt" machen möchte.

Im März hatte die SPD in der Schustergemeinde den 73-Jährigen aufs Schild gehoben und der Marketing-Experte sorgte fortan wie erwartet für Schlagzeilen. Die Empörung über seine Aussage, Kasperletheater gewohnt zu sein, schlug gar Wellen bis Berlin. Später folgte noch der Wunsch nach einer möglichst geringen Wahlbeteiligung. "Desto größer sind meine Siegchancen", so Bömler.

Der parteilose Amtsinhaber fand das alles unterdessen nicht ganz so "Heinzigartig", wie die Bömler-Plakate verkündeten. Gemeinsam mit der CDU gab Rainer Weber von Beginn an folgende Losung aus: "Wir wollen verhindern, dass Uedem zu einer Lachnummer wird." Konsequent verwies der 52-jährige auf Fakten.

Während seiner Amtszeit sei die Zahl der Arbeitsplätze gestiegen, ebenso die Gewerbesteuereinnahmen. Ein Rededuell mit Bömler lehnte Weber schließlich mit der Begründung ab, dass sein Kontrahent mit seinen Aussagen jeden beleidige, "der sich in der Kommunalpolitik betätigt".

Wie dieses ungleiche Duell in Uedem ausgeht und wer in Goch auf Karl-Heinz Otto folgt, wird sich morgen zeigen. Ab 18 Uhr ist sowohl im Bürgerhaus in Uedem als auch im Gocher Kastell ein Wahlstudio eingerichtet, in dem über die Abstimmungen mit allen Zahlen informiert wird.

(RP)
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