Goch Geldautomat mitten in Goch gesprengt

Goch · Bei einem versuchten Raub ist in der Nacht zu Dienstag der Vorraum der Commerzbank-Filiale am Markt zerstört worden. Verletzt wurde bei der Sprengung des Geldautomaten niemand. Die Täter flüchteten ohne Beute. Die Filiale ist seit Mittwochmorgen wieder geöffnet.

Viele neugierige Besucher des traditionellen Gocher Flachsmarkts drücken sich am Morgen nach der Tat an den Scheiben der geschlossenen Commerzbank-Filiale die Nasen platt. In dem Vorraum der Geschäftsstelle zeigt sich ein Bild der Verwüstung: Scheiben sind zersplittert, Metall ist geborsten, die Deckenverkleidung liegt auf dem Boden, Kabel hängen herunter. Unbekannte hatten in der Nacht zum Dienstag einen Geldautomaten der Commerzbank-Filiale am Markt gesprengt. Den zweiten Automaten versuchten sie in Höhe der Tastatur aufzubrechen - ohne Erfolg.

Die Täter schlugen um 3 Uhr nachts zu und verursachten laut Polizei einen Sachschaden in Höhe von etwa 50.000 Euro. Die Explosion war so heftig, dass ein Teil der Automatenverkleidung eine Scheibe der Selbstbedienungszone durchschlug und im Innenraum der Bank landete. "Die Täter leiteten durch den Kartenschacht Gas in den Automaten und entzündeten es", erklärt Polizeisprecherin Manuela Schmickler. "2013 gab es in Nordrhein-Westfalen sechs Fälle, in denen auf diese Art und Weise vorgegangen wurde. In diesem Jahr sind es schon über 20 Fälle", rechnet Frank Scheulen vom Landeskriminalamt NRW vor. "Die Räuber haben einen leichten Zugang zum Objekt. Auch das Material für die Sprengung ist einfach zu bekommen. Allerdings ist die Methode für sie sehr gefährlich, da Zündzeitpunkt und Wucht der Explosion nicht exakt bestimmt werden können."

In den Vorraum der Filiale kamen die Täter problemlos hinein - an der Eingangstür der Geschäftsstelle gibt es kein Kartenlesegerät. "Um das so genannte ,Skimming' zu erschweren, wurde das Lesegerät abmontiert", sagt Mirjam Redecker, Pressesprecherin der Commerzbank. Beim "Skimming" wird mit einer Mini-Kamera versucht, illegal an Kartendaten zu kommen. "Unsere Kundendaten müssen wir um jeden Preis schützen", sagt Mirjam Redecker, "auch wenn das den Räubern ermöglicht, etwas leichter in den Vorraum der Bank zu gelangen".

Dort sieht es aus wie auf einem Schlachtfeld, erfolgreich waren die Täter - ein Zeuge, der die Geschehnisse laut Polizei von Weitem aus beobachtet hat, spricht von drei bis vier Tätern - mit der rabiaten Methode allerdings nicht. "Die Zerstörung ist zwar erheblich, aber die Geldkassette im Automaten hat der Explosion standgehalten", erklärt Polizeisprecherin Manuela Schmickler. "Es wurden definitiv keine Werte erbeutet", sagt Mirjam Redecker von der Commerzbank.

Im März 2013 gab es in Goch-Pfalzdorf einen ähnlichen Fall: Damals jagten Unbekannte einen Geldautomaten samt Bank-Vorbaus der Volksbank-Filiale an der Motzfeldstraße in die Luft und flüchteten mit leeren Händen. Auch in Pfalzdorf arbeiteten die Täter mit einem Gas-Luft-Gemisch. Erfolgreich waren Täter mit dieser Methode im Juli 2012, als sie den Dorfplatz in Kerken-Stenden in ein Trümmerfeld verwandelten. Sie sprengten den Pavillon, in dem sich der Geldautomat befand. Einige Trümmerteile flogen über 100 Meter weit.

Von einer professionellen Bande will Manuela Schmickler bei dem Überfall nicht sprechen: "Echte Profis wären an das Geld gekommen", sagt die Polizeisprecherin. Viele Anwohner haben von der Explosion nichts mitbekommen. "Bei uns hat sich in der Nacht niemand gemeldet", sagt Schmickler. Eine besorgte Nachbarin steht vor der gesplitterten Eingangstür der Commerzbank-Filiale und wundert sich, dass sie die Detonation nicht gehört hat. "Ich wohne zwei Häuser weiter, habe aber geschlafen wie ein Baby."

(RP)
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