Goch Gocher Geschichte hautnah erleben

Goch · Zu einem besonderen Unterrichtsprojekt waren die Seniorenunion und Jugendliche des Gocher Gymnasiums zusammen gekommen: Drei Zeitzeugen berichteten aus der Zeit des Nationalsozialismus in der Weberstadt.

 Gochs Stadtarchivar Hans-Joachim Koepp führte mit einer ausführlichen Präsentation in die Zeit der Nationalsozialisten ein. Im Vordergrund sitzen links die Zeitzeugen: Cordula Hünnekens (Jahrgang 1922), Gerd-Hans Mühlhoff (1925) und Annemarie Lensing (1916).

Gochs Stadtarchivar Hans-Joachim Koepp führte mit einer ausführlichen Präsentation in die Zeit der Nationalsozialisten ein. Im Vordergrund sitzen links die Zeitzeugen: Cordula Hünnekens (Jahrgang 1922), Gerd-Hans Mühlhoff (1925) und Annemarie Lensing (1916).

Mucksmäuschenstill waren die Schüler und Schülerinnen des Gocher Gymnasiums. Und das ausgerechnet im Geschichtsunterricht, wo viele Jugendliche doch eigentlich so viele andere Dinge viel wichtiger finden als den Stoff der Stunde. Doch wenn Zeitzeugen hautnah davon berichten, wie das Leben in Goch sich gestaltete, als NS-Zeichen den Alltag bestimmten, ist das alles andere als ein gewöhnlicher Unterrichtsstoff.

Das Zusammentreffen der Schüler mit den Zeitzeugen von Damals hatte die Senioren-Union Goch für die Gymnasiasten auf die Beine gestellt. Cordula Hünnekens (Jahrgang 1922), Gerd-Hans Mühlhoff (1925) und Annemarie Lensing (geboren im Jahre 1916) stellten sich diesem Unterrichts-Experiment – und beeindruckten die Jugendlichen. Denn plötzlich war das Horst-Wessel-Lied kein bloßes Textdokument mehr, sondern etwas, "das wir tatsächlich singen können", so Annemarie Lensing.

Gochs Stadtarchivar Hans-Joachim Koepp führte mit einer ausführlichen Präsentation in die Zeit der Nationalsozialisten ein. Von einer Gocher Ortsgruppe der NSDAP, die ab 1926 in der Stadt aktiv war, über die Wohlfahrtspflege bis hin zu Kartoffelspenden der Ortsbauern oder der Hitlerjugend zeigte er facettenreich das auf, was die Gocher während dieser Zeit erlebten.

Anhand vieler Fotos und Zeitungsberichte konnten die 17- bis 20-Jährigen gut verfolgen, an welchen Stationen in der Stadt Veranstaltungsorte gewesen sind: "Das Steintor war das Heim der Hitlerjugend", berichtete Hans-Joachim Koepp, "ein Zusammenschluss, in dem die Jugendlichen gerne dazu gehörten. Etwas, das Spaß machte und viele Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung bot", erläuterte er unter Kopfnicken der Zeitzeugen.

Das Trio berichtete aus unterschiedlichen Perspektiven darüber, wie die Kindheit, die Jugend und das junge Erwachsensein zur NS-Zeit gewesen sind. Sie erzählten auch davon, wie Stolz und das Dazugehörigkeitsgefühl auf Unmut und Auflehnung gegen die Nationalsozialisten trafen.

Die ungewöhnliche Stille im Klassenraum des Gocher Gymnasiums sowie die Aufmerksamkeit der jungen Menschen zollten den Zeitzeugen großen Respekt. "Wir freuen uns sehr, dass die Schüler derart interessiert gewesen sind und unsere Idee großen Anklang gefunden hat", so Wolfgang Pitz von der Senioren-Union Goch.

Sowohl der Schulleiter des Städtischen Gymnasiums, Christoph Peters, als auch die übrigen beteiligten Lehrkräfte, haben voll hinter dem Projekt gestanden und sofort Offenheit signalisiert, als die Idee aufkam, Zeitzeugen in den Unterricht einzuladen.. "Für die Senioren-Union ist es besonders schön zu sehen, dass wir in Zusammenarbeit mit dem Stadtarchivar jungen Menschen eine tolle Veranstaltung bieten konnten", so Pitz, "das war eine Bereicherung für alle." Als besonders lobenswert hob er die ausnahmslose Aufmerksamkeit der Jugendlichen hervor, die sogar auf ihre Pause verzichtet hatten.

(RP)
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