Goch Gocher Kunstexpertin geht nach Köln

Goch · Rita Kersting, die eine leitende Stelle am Israel Museum in Jerusalem hat, kehrt mit ihrem Ehemann Guido de Werd, früher Direktor der Klever Museen, nach Deutschland zurück. Ziel: das Museum Ludwig.

 Mit Rita Kersting wird auch Guido de Werd nach Köln ziehen.

Mit Rita Kersting wird auch Guido de Werd nach Köln ziehen.

Foto: evers

/ KLEVE / jerusalem Gut, dass sie noch ihre Eltern und deren geräumiges Haus in Goch hat. Dort haben Rita Kersting und ihr Ehemann Guido de Werd, als sie nach Israel zogen, Möbel und ihren Hausrat eingelagert. Nun schauen sie, was mit soll in die neue Wohnung, die das Paar und seine beiden Kinder in Köln beziehen werden. In Köln, weil die 47-jährige Gocher Kunsthistorikerin stellvertretende Leiterin des Museum Ludwig wird.

Ein Karrieresprung, über den sie sich wahnsinnig freut, wie Rita Kersting gestern im RP-Gespräch betonte. In dem berühmten Kölner Kunst-Museum hatte sie ihre erste Stelle nach dem Studium, bevor sie nach Krefeld und dann zum Kunstverein Düsseldorf ging. Als sich jetzt die Chance bot, zögerte die Gocherin nicht. "Maximal fünf Jahre dürfen Ausländer in Israel bleiben, so dass klar war, dass ich mir bald etwas Neues suchen müsste. Dass es nun Köln wird, ist wunderbar." Erst im Juni hatte sie das Vorstellungsgespräch, nun ist alles in trockenen Tüchern. Direktor Yilmaz Dziewior freut sich auf eine "herausragende internationale Expertin für zeitgenössische Kunst, die für ihre enge Zusammenarbeit mit den Künstlern ebenso bekannt ist wie für ihre hervorragende Vernetzung mit privaten wie öffentlichen Sammlungen".

Noch bis Ende des Jahres werde sie aus der Distanz in Jerusalem ein Projekt zu Ende führen und noch nach Amerika reisen, um einen Ankauf vorzubereiten. In Köln gebe man ihr die Zeit, sich mit der Sammlung vertraut zu machen und sich einzuarbeiten - es geht um die Kunst der Moderne vom frühen 20. Jahrhundert bis heute. Ob Picasso, Max Ernst, Otto Dix, George Braque, Fernand Léger, Gerhard Richter oder Roy Lichtenstein - sie alle sind mit zum Teil weltberühmten Werken in Köln vertreten. Aktuell ist die Ausstellung "Wir nennen es Ludwig" anlässlich der Schenkung der Sammlung Ludwig vor 40 Jahren in Vorbereitung.

An der Seite seiner Frau, mit der er früher in Nimwegen lebte, kommt auch Guido de Werd zurück. Allerdings weitgehend als Privatier. Der pensionierte Klever Museumsdirektor, der im Kurhaus gerade erst die Laudatio auf die 90-jährige Sonja Mataré hielt, werde sich künftig ein wenig in Köln und Düsseldorf einbringen. Und natürlich immer mal wieder in Kleve vorbeischauen. So, wie sich Rita Kersting auch regelmäßig in Goch sehen lässt. Bei ihren Eltern, klar, aber auch im Museum Goch, das schließlich zeitgenössische Kunst zum Schwerpunkt hat und zu dessen Förderverein sie gehört. "Steffen Fischer hat mich mit seiner Frau sogar mal in Jerusalem besucht", erzählt sie.

Vier Jahre Jerusalem, mit politisch und religiös begründeten Spannungen und Unruhen immer und überall, seien dennoch eine kostbare, intensive Zeit gewesen. Die Kinder Rosalie und Jimi mussten ebenso wie ihre Eltern Hebräisch lernen, sprachen auf der Internationalen Schule, die sie besuchten, Englisch, mit dem Vater Niederländisch, mit der Mutter Deutsch. "Sie haben, ebenso wie wir Erwachsenen, auf allen Seiten Freunde gefunden." Dass sie Deutsche ist und die einzige Nicht-Jüdin am Israel Museum, habe nie zu irgendwelchen Spannungen geführt.

In Köln werden Tochter und Sohn die Klassen 7 und 5 eines katholischen Gymnasiums besuchen. "Zum Glück ganz in der Nähe unserer Wohnung. Das zu organisieren war in den vergangenen Wochen das wichtigste", sagt die Mutter.

Ihre eigene Schulzeit an der St.-Georg-Schule und am Städtischen Gocher Gymnasium hat sie nicht vergessen.

(RP)
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