Goch-Kevelaer-Weeze Gesamtschulen — Gocher wollen nicht für Weezer Schüler zahlen

Goch-Kevelaer-Weeze · Das künftige Nebeneinander von zwei Gesamtschulen birgt Ärger: Für die Stadt Goch, Sitz des Zweckverbands, wird's teurer. Zudem sehen die Nachbarn nicht ein, warum sie Weezer Schülern Material und Fahrtkosten spendieren sollen.

 Die Schüler der Gesamtschule Mittelkreis kommen bisher auch aus Kevelaer und Weeze. Das wird sich ändern, denn die Nachbarn bekommen ihre eigene Gesamtschule.

Die Schüler der Gesamtschule Mittelkreis kommen bisher auch aus Kevelaer und Weeze. Das wird sich ändern, denn die Nachbarn bekommen ihre eigene Gesamtschule.

Foto: Privat

Der Ratschlag von Kämmerer Johannes Peters, Weezer Eltern sollten ihre Kinder lieber nicht an der Gesamtschule Goch anmelden, ist in der dortigen Politik und Verwaltung nicht gut angekommen. Zwar versteht jeder, worum es geht: Wer in der einen Gesamtschule nicht aufgenommen wird, kann nicht automatisch damit rechnen, bei der anderen berücksichtigt zu werden. Die Anmeldephasen verlaufen parallel, und wer nicht ankommt, erfährt das erst eine Woche später — wenn auch bei der benachbarten Schule die Bescheide schon verschickt werden. Die Vertreter der Kommunen Kevelaer und Weeze als auch Michael Cuypers vom Anmeldeteam hatten angemerkt, man werde sich natürlich bemühen, möglichst alle Interessenten aufzunehmen. Wenn dies aber nicht möglich sei, weil die Klassen voll seien, müssten die Schulen in der Nachbarschaft einspringen.

Ob das so ist, darüber gehen die Meinungen auseinander. Grundsätzlich entscheidet schließlich der Schulleiter, ob er ein Kind aufnimmt oder nicht. Die Bezirksregierung soll allerdings signalisiert haben, dass Haupt- oder Realschulen einspringen müssten. Die es (in einer für Weezer zumutbaren Entfernung) eben nur noch in Goch gibt. Und das ruft die dortigen Kassenwarte auf den Plan: "Die Weezer sanieren sich auf unsere Kosten", ärgert sich Gochs Bürgermeister Karl-Heinz Otto.

Goch zahlt rund 360.000 Euro für Weezer Schüler

Mittelzentren wie Goch, die für die kleineren Orte alle Infrastruktur vorhielten, seien die Dummen. Denn jeder Schüler verursacht erhebliche Kosten, die der aufnehmende Schulträger zu stemmen hat — und nicht etwa die Gemeinde, die die Schüler schickt. Karl-Heinz Bremer, Chef der CDU-Mehrheitsfraktion in Goch und Mitglied der Verbandsversammlung Zweckverband Gesamtschule, rechnet vor, was Goch zu zahlen habe: "Rund 180 Jungen und Mädchen aus Weeze besuchen Gocher Schulen. 100 das Gymnasium, die übrigen Haupt- und Realschule. Die Weezer und Kevelaerer Gesamtschüler, insgesamt 260, kommen hinzu." Von Land und Kreis gebe es Zuschüsse in Höhe von 650 Euro pro Kind, die tatsächlichen Kosten lägen aber bei durchschnittlich rund 2000 Euro pro Schüler.

Hinzu kommen die Fahrtkosten, noch einmal 600 Euro pro Kind. Goch müsse also pro Jahr rund 360.000 Euro für Weezer Schüler aufbringen. Das für Goch ungünstige Zahlenspiel geht weiter: Wenn Kevelaerer und Weezer ihre Kinder nicht mehr zur Gesamtschule Goch schicken, müssen sie auch nur noch sehr wenig (in einigen Jahren gar nichts mehr) an den Zweckverband überweisen — das geht nach Kopfzahlen. "Da wir die Schule aber mit Gocher Kindern auffüllen müssen, zahlen wir künftig viel mehr selbst", stellt Bremer fest. Er rät den Eltern im "Süden", für ihr Kind Qualität zu wählen. Und die habe anerkanntermaßen die Gocher Gesamtschule zu bieten.

Dass sich Gochs Stadtspitze jetzt aufregt, versteht Johannes Peters eigentlich nicht. "Die Gocher sind damals zuerst gefragt worden, ob sie mit uns und Uedem gemeinsam eine Schule gründen wollten. Sie wollten nicht, also haben wir uns einen anderen Partner gesucht." Die Konsequenz, dass Gochs Haupt- und Realschulen nun womöglich Auffangbecken für Schüler aus anderen Kreiskommunen werden, die sich selbst vom dreigliedrigen System verabschiedet haben, wollen Otto und Co. so nicht akzeptieren. Eine Belastungsprobe für die interkommunale Zusammenarbeit. "Uns fehlt eine kreisweite Schulentwicklungspolitik", stellt Otto nüchtern fest.

(RP)
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