Goch Grundschüler gegen Fremdenhass

Goch · In einem Kurzfilm, der im Kino läuft, sprechen sich zwölf Grundschüler für ein vorurteilsfreies Miteinander aus.

 Im Klever Kino bei der Vorstellung des Films: Filmemacher Thomas Binn, Schulleiter Andreas Berndt und Landrat Wolfgang Spreen (von links).

Im Klever Kino bei der Vorstellung des Films: Filmemacher Thomas Binn, Schulleiter Andreas Berndt und Landrat Wolfgang Spreen (von links).

Foto: Gottfried Evers

Hand aufs Herz: Beim Einschalten der Nachrichten kann man zur Zeit schnell verbittert werden. Religionskonflikte, Fremdenhass und Angst vor dem Unbekannten dominieren scheinbar momentan die geistigen Sehgewohnheiten vieler Mitmenschen. Auch Filmemacher Thomas Binn fiel das auf. So kam ihm die Idee: Zusammen mit der St. Antonius Grundschule in Kevelaer, für die Binn ohnehin gerade ein anderes Projekt betreut, und zusammen mit dem Kreis Kleve, sollten jene nach ihren Ansichten gefragt werden, die bislang noch nicht durch die aktuelle Gewaltwelle zynisch geworden sind und eine regelrecht reine Sicht haben, nämlich die Schülerlinnen und Schüler der 2. und 3. Klassen.

Mit Schuldirektor Andreas Berndt und unter der pädagogischen Aufsicht von Lehrerin Andrea Zeller wurden zwölf Schulkinder - die Hälfte davon mit Migrationshintergrund - ausgewählt, um über das Thema Fremdenfeindlichkeit in einem Kurzfilm zu reden. Einzig der letzte Satz des Spots, "Menschen sind ja Menschen", war den jungen Akteuren vorgegeben, um zur letzten Informationstafel überzuleiten. Alles andere war frei improvisiert.

"Wir haben zwei Tage lang gedreht, wobei wir am ersten Tag vor allem mit den Kindern gearbeitet und gespielt haben, damit diese keine Scheu mehr vor der Kamera hatten", sagte Thomas Binn.

Andrea Zeller führte dann noch weiter aus, dass "wir nicht sicher waren, wie die Gruppendynamik der Kleinen sein wird, aber wir haben zum Glück schnell gemerkt, dass die aufgeweckten Kinder viel gegenseitig aus sich herausgekitzelt haben." Während der zwei Drehtage kamen so über vier Stunden improvisierte Aussagen der jungen Gleichberechtigungs-Advokaten zusammen, die Binn erst einmal auf 45 Minuten herunterschnitt, um schließlich Stück für Stück "das absolut Beste aus dem ganzen Material heraus zu holen". Am Ende ist schließlich ein gut zweiminütiger Kurzfilm übrig geblieben, bei dem sich die Kleinen für ein besseres Miteinander aussprechen und generell - glücklicherweise - nicht verstehen, warum sie Probleme "mit Worten lösen und andere nicht verletzten sollen, wo doch dann die [Erwachsenen] das selbst nicht machen?"

Seine Premiere feierte der Spot am Donnerstagvormittag in den Klever Tichelpark Cinemas. Dazu waren eigens elf Busse mit insgesamt 460 Schülern angereist, die nach der Präsentation noch den Familienfilm "Rico, Oskar und die Tieferschatten" gesehen haben. Landrat Wolfang Spreen führte den Kurzfilm ein und übergab zwei 50-Euro-Gutscheine als "symbolischen Dank" an Schulleiter Andreas Berndt sowie jeweils einen Kinogutschein an die jungen Mitwirkenden. Spreen lobte Binns prägnante Arbeit sehr, "denn wir setzen uns bereits seit vielen Jahren für Integration ein, schließlich leben über 35 000 Menschen anderer Nationalitäten im Kreis Kleve." Der Werbespot selbst wird in den kommenden Wochen vor den Vorstellungen in den Klever, Kempener und Gelderner Kinos gezeigt und kann auf www.kreis-kleve.de angeschaut werden. Doch das Beste waren die Reaktionen der Anwesenden Grundschüler bei der Premiere, denn es gab sehr viel Lob. Und ein Schüler meinte, "dass das ein guter Film ist, weil die da über das Miteinander mit den anderen Menschen geredet haben, damit die nicht immer beleidigt werden." Das alte Sprichwort stimmt eben: Kindermund tut Wahrheit kund. Erst recht, wenn es um das geistig-barrierefreie Zusammenleben geht.

(RP)
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