Goch Grundschulen durch Begrenzung erhalten

Goch · Der Schulentwicklungsplan der Stadt Goch für die kommenden fünf Jahre wurde vorgestellt. Experten empfehlen, die Vielfalt durch Einschränkungen der Zügigkeit zu bewahren. Sorgen bereitet - mittelfristig - die Hauptschule.

 Neben dem Auslaufen der St.-Martin-Hauptschule in Pfalzdorf hatte der letzte Schulentwicklungsplan die Schließung der Don-Bosco-Schule, die dann in der Niers-Kendel-Schule (Foto) aufging, zur Folge.

Neben dem Auslaufen der St.-Martin-Hauptschule in Pfalzdorf hatte der letzte Schulentwicklungsplan die Schließung der Don-Bosco-Schule, die dann in der Niers-Kendel-Schule (Foto) aufging, zur Folge.

Foto: EVERS

Die gute Nachricht vorweg: Die Ansiedlungsbemühungen der vergangenen Jahre zahlen sich aus. Wohnten 2011 rund 7000 Menschen im Alter zwischen 20 und 40 in Goch, sind es fünf Jahre später schon rund 8000. Und wofür steht diese Altersgruppe aus demografischer Sicht? Richtig, für Nachwuchs. Folglich hat sich die Zahl der Kinder in Goch erhöht und auch die Geburtenquote hat sich stabilisiert (mehr als 300 pro Jahr). Dies führt dazu, dass die Experten der Projektgruppe Bildung und Region (biregio), die am Mittwochabend dem städtischen Schulausschuss den Schulentwicklungsplan 2016/2017 bis 2021/2022 vorstellten, "künftig wieder leicht steigende Einschulungszahlen" prognostizieren. "Die Talsohle ist erreicht", so Georg Heller vom biregio.

Die Kehrseite der Medaille ist allerdings, dass die künftigen Schüler beziehungsweise deren Eltern naturgemäß wählerisch sind und es ein Ungleichgewicht bei der Verteilung geben könnte. Damit dies nicht zu Problemen bei der Klassenbildung führt, "empfiehlt biregio daher Zügigkeitsbegrenzungen an allen fünf Grundschulen auszusprechen, um den leichten Anstieg der Schülerzahlen durch ein geringfügiges Umlenken einzelner Schülerströme auch räumlich gerecht werden zu können."

Konkret bedeutet das für die Primarstufen-Standorte im Einzelnen:

Sankt Georg Obschon im geburtenstarken Schuljahr 2019/2020 sogar vier Parallelklassen eingeschult werden könnten, empfiehlt biregio eine generelle "Begrenzung auf drei Züge". Alternativ sei sogar eine Begrenzung auf Zweizügigkeit möglich, doch das sei "aus schulorganisatorischer Sicht" vermutlich nicht erwünscht, so die Projektgruppe.

Liebfrauen Hier gelte es langfristig die baurechtliche Situation der Willkommensklasse im Untergeschoss zu prüfen. Das ändere allerdings nichts daran, dass die Schule "mittelfristig 2 zusätzliche Klassenräume benötigen" werde. Es sei denn, man begrenze sie auf drei Züge. Jährliche Einzelausnahmen für eine vierte Eingangsklasse seien auf Wunsch der Schulleitung zu beantragen.

Arnold-Janssen Sollte die Begrenzung an Sankt Georg und Liebfrauen umgesetzt werden, könnten an der Arnold-Janssen-Grundschule in Einzelfällen höhere Anmeldezahlen als üblich anfallen. Daher räumt biregio auch dieser Schule bei einer Begrenzung auf Zweizügigkeit die Ausnahmemöglichkeit ein, "in einzelnen Jahren" eine dritte Eingangsklasse zu bilden.

Freiherr-von-Motzfeld Hier werden die stärksten Zugewinne prognostiziert. Folglich wird empfohlen, die Schülerbücherei sowie den Filmraum in Klassenräume umzuwandeln und die Zügigkeit auf 3,5 zu begrenzen (jedes zweite Jahre eine vierte Eingangsklasse).

Niers-Kendel Da die Schule räumlich nicht für mehr als zwei Züge ausgestattet ist, rät biregio dazu, die Grundschule auf zwei Züge zu begrenzen.

Mit Sorge blicken die Urheber des Schulentwicklungsplans auf die einzig verbliebene Hauptschule in Goch. Nicht etwa, weil sie grundsätzliche Zweifel an dieser Schulform hätten, im Gegenteil. Doch auch wenn die Talsohle bei den Grundschulzahlen inzwischen erreicht worden sei, sei dies bei den Anmeldungen für die Sekundarschulen noch lange nicht der Fall. "Dort rechnen wir frühestens in den 2020er Jahren mit einer Stabilisierung", so Heller. Und mit Blick auf die Gustav-Adolf-Schule sagte er: "Die sinkenden Schülerzahlen werden mittelfristig vor allem die Haupt- und die Realschule treffen". Auch wenn erstere durch das Auslaufen der Pfalzdorfer Hauptschule vorübergehend sogar über ihre Kapazitätsgrenzen hinaus beansprucht werde und sogar zusätzliche Räume benötige, werde sie Ende dieses Jahrzehnts "an den Rand der Existenzgrenze" geraten. Im Schnitt würden dann rund 400 Schüler in die 5. Klassen wechseln, 300 davon an Gymnasien und Gesamtschule, somit blieben 100 für Haupt- und Realschule. Biregio rechnet hier mit "sehr schwacher Zweizügigkeit der Eingangsklassen", die schlimmstenfalls sogar kurzzeitig unter die "gesetzliche Mindestgröße" rutschen könnte.

Positiv stimme da aber der weitere Blick auf die Glaskugel: "Ab 2021/22 ist wieder mit leicht steigenden Übergangszahlen aus den Grundschulen zu rechnen. [...] Prinzipiell kann der weiterführenden Schullandschaft in Goch das Urteil ausgesprochen werden, dass alle Systeme die gesetzlich vorgegebenen Mindestgrößen in den nächsten fünf Jahren eingehalten werden."

Abschließend regte biregio aus Bonn an, durch eine Elternbefragung festzustellen, ob "die Vorhaltung" von Haupt- und Realschule "noch im Interesse der Mehrheit der Eltern vor Ort ist".

(RP)
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