Goch Gymnasium: Eltern wollen keinen Ganztag

Goch · Gochs Stadtrat machte im Rahmen des Sparpaketes den Weg frei für die Einführung des gebundenen Ganztags am Städtischen Gymnasium. Eltern wehren sich dagegen. Entscheiden wird aber die Schule selbst.

 Am Städtischen Gymnasium sorgte ein Brief vom Bürgermeister, die Schule solle die Voraussetzungen für den Ganztag schaffen, für Aufregung.

Am Städtischen Gymnasium sorgte ein Brief vom Bürgermeister, die Schule solle die Voraussetzungen für den Ganztag schaffen, für Aufregung.

Foto: Evers (Archiv)

Die Angst geht um bei Eltern des Städtischen Gymnasiums in Goch. Die Angst vor dem gebundenen Ganztag. Dabei gibt es erstens gar keine Entscheidung — und zweitens versichert die Stadt Goch: Sie werde in Sachen Gymnasium ohne die Schulkonferenz gar nichts entscheiden. "Und in der sind die Eltern ja mit vertreten", so Torsten Matenaers zur RP. "In Goch ist es gute Tradition, dass auf die Wünsche und Beschlüsse aller Schulkonferenzen Rücksicht genommen wird. Das war so, das ist so und so wird es bleiben. Insofern ist die Aufregung nicht so gut nachzuvollziehen", so der Stadtsprecher.

Darum geht's: "Ab dem Schuljahr 2014/2015 plant die Stadt Goch, das Städtische Gymnasium in ein gebundenes Ganztagsgymnasium umzuwandeln", so die Schulpflegschaftsvorsitzende des Gymnasiums, Bettina Kracht. "Warum? Die Umstellung des Gymnasiums und der Leni-Valk-Realschule würde der Stadt Goch zwei Millionen Euro an Schlüsselzuweisungen bringen. Dieses Geld soll dann eigentlich für den Ganztag verwendet werden, in Anbetracht der Gocher Haushaltslage bleibt dieses aber mehr als fraglich. Bereits im November 2012 wurde dieses Thema im Schulausschuss vorgestellt, eine Diskussion hat allerdings nicht stattgefunden. Ergebnis: In Goch, Weeze und Uedem — Gemeinden, aus denen Schüler das Städtische Gymnasium besuchen — brodelt die Gerüchteküche; Eltern sind verunsichert, ob sie ihre Kinder überhaupt am Gocher Gymnasium anmelden sollen — auch wenn das nächste Schuljahr gar nicht betroffen sein wird."

Gerüchte, sagt Matenaers. Mehr könne es ja auch gar nicht sein. Denn: "Nichts wurde seit Jahren in Goch so umfangreich und öffentlich diskutiert wie das Konsolidierungspaket. Der Rat hat sich darauf geeinigt, den Ganztag zu stärken. Denn die Schullandschaft in Goch soll die Qualität behalten, die sie hat. Und es sind seitens der Eltern in allen Schulformen klare Präferenzen zum Ganztag zu erkennen. Aber: Entscheidend ist letztlich der Beschluss des Schulgremiums." Und die Stadt spekuliere nicht etwa auf bestimmte Schlüsselzuweisungen. "Darum wurde bei der Diskussion ums Sparpaket auch nie von einer Summe von zwei Millionen Euro geredet."

Wenn nun die Elternvertreter sich völlig einig seien, dass sie die Umwandlung in eine Ganztagsschule ablehnen, die die Schulkonferenz so beschließe — dann werde der Rat das bestimmt nicht ignorieren. Ganztag überall. Interessant, was Bettina Kracht nun betont — gegen den vermeintlichen Zeitgeist: "Für unsere Kinder sehen wir eine höhere psychische und physische Belastung. Es wird schwerer für sie, soziale Netzwerke unabhängig von der Schule aufzubauen. Familienleben und Hobbys bleiben auf der Strecke.

Auch die Schulkonferenz habe das Thema "gebundener Ganztag" diskutiert. "Ungeachtet der vielen dort geäußerten Vorbehalte hat sie eine Arbeitsgruppe aus Eltern, Schülern und Lehrern gebildet. Diese wird das Thema in aller gebotenen Ruhe für das Städtische Gymnasium prüfen. Die von der Stadt hervorgerufene Eile, die Umsetzung bereits ab dem Schuljahr 2014/ 2015 durchzuführen, wird zurückgewiesen. Sobald alle Argumente geprüft worden sind, wird die Schulkonferenz einen diesbezüglichen Beschluss fassen", so Bettina Kracht. Matenaers dazu: "In Anbetracht der Tatsache, dass in anderen Städten des Kreises innerhalb von sechs Monaten neue Schulformen etabliert werden, kann man bei anderthalb Jahren Vorlauf nun wirklich nicht von ,Eile' sprechen."

Übrigens: Selbst wenn sich die Schulkonferenz des Gymnasiums für den Beginn des gebundenen Ganztags aussprechen würde, käme der erst sukzessive. Also ab Schuljahr 2014/15 ausschließlich für die fünften Klassen. Alle jetzt schon das Gymnasium besuchenden Kinder betrifft das nicht.

(RP)
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