Goch/Kevelaer Hüls auch ohne Heilquelle ?

Goch/Kevelaer · Es ist ein Großprojekt, über das angeregt diskutiert wird: die Erschließung der Thermalquelle auf der Hüls. Hausarzt Dieter Kopka würde sich eine Lösung ohne Gradierwerk wünschen.

 Das Gelände auf der Hüls aus der Luft: Hier soll der Pilger- und Solepark entstehen. Zentraler Bestandteil soll das Gradierwerk sein, das die Heilquelle zu Salinen führen soll.

Das Gelände auf der Hüls aus der Luft: Hier soll der Pilger- und Solepark entstehen. Zentraler Bestandteil soll das Gradierwerk sein, das die Heilquelle zu Salinen führen soll.

Foto: Seybert / privat

Der Förderantrag für den Pilger- und Solepark ist auf dem Weg. Das Projekt "Hüls" nimmt damit offenbar immer konkretere Formen an. Hausarzt Dieter Kopka hatte in einem Leserbrief zu dem Thema dezidiert Stellung bezogen. Die Zeit der Salinen sei abgelaufen, "sie wirken wie Steinzeitruinen in der Landschaft", hatte er da geschrieben. Darauf habe er viel Resonanz bekommen, berichtet der Mediziner.

Viele hätten ihn darauf angesprochen und ihm bei seiner Sichtweise zugestimmt. Auch das war mit Anlass für ein Gespräch mit dem Bürgermeister und Wirtschaftsförderer Hans-Josef Bruns. Es sei ein sehr gutes Gespräch gewesen, so Kopka. Angetan ist er von der Idee, ein so genanntes Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) auf der Hüls zu integrieren. Bekanntlich hat die katholische Karl-Leisner-Trägergesellschaft Interesse bekundet, dieses MVZ zu betreiben. Das wurde von Seiten des Krankenhauses gegenüber der RP auch noch einmal bestätigt.

"Ich als Hausarzt würde so etwas sehr begrüßen, denn es ist eine Chance, die ärztliche Versorgung im ländlichen Raum zu sichern", sagt Kopka. Die Praxen in Kevelaer, so seine Erfahrung, würde aus allen Nähten platzen. "Bei mir rufen fast täglich Patienten an, die einen Hausarzt suchen", so Kopka. Alle könne er gar nicht aufnehmen. Zusätzliche Ärzte im MVZ würden eine Entlastung bedeuten und keine Konkurrenz, zumal davon auszugehen sei, dass der ein oder andere Kollege in Kevelaer in absehbarer Zeit in den Ruhestand gehe.

Zudem seien solche Zentren aus seiner Sicht das Zukunftsmodell. In Kevelaer etwa gebe es die Möglichkeit, zwei freie Hausarztstellen für das MVZ auf vier halbe aufzuteilen. Es wäre damit attraktiv für junge Frauen, sich als Ärzte niederzulassen. Als angestellte Mediziner hätten sie so die Möglichkeit, Familie und Beruf zu verbinden.

Eben dieses Modell hatte in der RP auch gerade erst der neue Chef des AOK-Bundesverbandes, Martin Litsch, als die Zukunft der Versorgung herausgestellt: "Den Landarzt, wie ihn TV-Serien präsentieren, werden wir künftig nicht mehr haben. Der Beruf wird weiblicher, immer mehr Ärzte wollen angestellt statt freiberuflich arbeiten. Es wird auch unter den Ärzten mehr Zusammenarbeit und Flexibilität geben. Künftig könnten auch mehrere Ärzte in einer Praxis ein größeres Gebiet betreuen", meint er.

Im Grunde positiv findet Kopka auch die Idee von einem Pilger- und Solepark auf der Hüls. "Die Themen Wellness, Pilger, Ruhe sind ansprechend, passen zu Kevelaer und sind sicher auch eine Chance für die Entwicklung der Stadt", sagt er.

Was er dagegen sehr kritisch sieht, ist das Gradierwerk. "Solche Salinen sind heute veraltet und längst überholt", sagt er. Die laufenden Kosten seien hoch, nur in wenigen Städten funktioniere so etwas noch. Oftmals stünden dort nur noch Ruinen. Er stellt daher die Frage, ob ein solcher Park nicht auch ohne Gradierwerk möglich wäre.

(RP)
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