Goch Innenstadt durch Baustelle strapaziert

Goch · Die Baustelle auf der Kevelaerer Hauptstraße beeinträchtigt seit zwölf Wochen den Alltag der Anwohner. Viele meiden, sehr zum Leidwesen der Geschäftsinhaber, die Innenstadt. Doch es gibt auch hoffnungsvolle Stimmen.

 So sieht es derzeit auf der Hauptstraße in Kevelaer aus.

So sieht es derzeit auf der Hauptstraße in Kevelaer aus.

Foto: Krappen

"Es ist eine Katastrophe", sagt ein Kunde im Gespräch mit Josi Moeselaegen über die Baustelle. Dies ist ein Satz, den man in diesen Tagen häufig hört, besucht man die Kevelaerer Innenstadt. Seit mehr als zwölf Wochen halten Bauarbeiten auf der Hauptstraße die Innenstadt in Atem. Am 16. Januar begannen die Arbeiten, die vorerst nur den hinteren Teil der Straße betreffen. Die Anwohner sind sich einig, dass die Bauarbeiten sich viel zu lange hinziehen.

Besonders für Passanten mit Rollstuhl, Rollatoren oder Kinderwagen birgt die Baustelle Schwierigkeiten. Die Grube ist beidseitig von recht schmalen Wegen gesäumt, die immer wieder zeitweise gesperrt werden. Eine Passantin bezeichnet die Baustelle als "schrecklich" und empfindet sie als eine große Belastung im Alltag und während der Erledigung der Einkäufe.

Im Gespräch mit Geschäftsinhabern stellt man schnell fest, dass auch sie mit Problemen zu kämpfen haben. Die Metzgerei Moeselaegen musste durch die Baustelle einen Umsatzrückgang von 50 Prozent hinnehmen, und das, obwohl sich die Baustelle noch nicht unmittelbar auf die Geschäftsstelle auswirkt. Trotz dieser Verluste lief das Ostergeschäft gut: "Wenn die Leute etwas Besonderes wollen, dann kommen sie auch in die Stadt", sagt Josi Moeselaegen. Auch zwischen Geschäftsinhabern und Kunden sind die Unannehmlichkeiten Thema. Große Sorgen macht sich Moeselaegen vor allem darüber, wie die Belieferung in Zukunft aussehen soll.

 Bonbons sollen die Passanten aufmuntern.

Bonbons sollen die Passanten aufmuntern.

Foto: Zoe Krappen / Kristin Aenstoots

Dieser Problematik stellt sich Sabine Dicks, Inhaberin des Restaurants "Goldener Schwan", schon seit einiger Zeit. Pro Lieferung muss sie bis zu 40 Minuten mehr einplanen. Besorgt ist sie besonders im Hinblick auf die Sommerzeit, da viele der Kunden auf Rollstuhl oder Rollator angewiesen sind. Auch das Wallfahrtsgeschäft falle weg, befürchtet Dicks, da die Pilger nicht mehr über die Hauptstraße zur Basilika gelangen. Ihrer Sympathie gegenüber den freundlichen Bauarbeitern tut dies jedoch keinen Abbruch. Einige Verbesserungsvorschläge hätte Dicks aber anzubringen. So würde Schichtarbeit die Arbeiten deutlich vorantreiben. Bisher belaufen sich die Arbeitszeiten auf ungefähr acht Stunden am Tag, freitags werde sogar nur bis 14 Uhr gearbeitet.

Galerist Herbert Kocken, Seniorchef der Galerie Kocken, schlägt außerdem vor, die Hauptstraße in drei Teilabschnitte anstelle von zweien zu teilen, um die Anzahl der betroffenen Geschäfte einzugrenzen. Ein Großteil seiner Kundschaft fehle, und als wäre das nicht genug, haben Unruhestifter vor seinem Laden die Blumenbepflanzung zerstört, die als Reaktion auf die Baustelle gedacht war. Dennoch sieht er die Lage pragmatisch: "Mit der Baustelle muss man leben."

 Für Fußgänger ist ein Durchkommen schwierig.

Für Fußgänger ist ein Durchkommen schwierig.

Foto: Zoe Krappen / Kristin Aenstoots

Auch in den anliegenden Cafés ist es stiller geworden. Oft fallen Sitzplätze weg oder die Kunden bleiben aufgrund der Lärmbelästigung aus.

Lediglich in der Buch- und Kunsthandlung Bernhard Bercker sind keine Auswirkungen zu spüren. Dieses Geschäft erfreut sich weiterhin einer guten Kundenfrequenz, nicht zuletzt, da vor allem viele auswärtige Kunden auf der Suche nach besonderen Produkten keine Mühen scheuen. Mitarbeiterin Gabriele Polders sagt: "Wir sind unseren Kunden sehr dankbar für ihre Treue." Nach anfänglichen Zweifeln hat sich für das Team alles zum Positiven gewendet. Außerdem freuen sich die Mitarbeiter über die gute Stimmung auf der Baustelle und die Freundlichkeit der Bauarbeiter.

Die Buch- und Kunsthandlung organisiert wie andere Fachgeschäfte Baustellenaktionen, um den Kunden einen Anreiz zu bieten, die Innenstadt weiterhin zu besuchen. So gibt es regelmäßige Gutscheinverlosungen, Treuepunkte werden vergeben, Rosen verschenkt und Eimerchen mit Bonbons an Bauzäune gehängt. Sabine Dicks sagt: "Wir hoffen, dass die Baustelle bis Mai verschwunden ist."

(RP)
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