Goch Junge stürzt acht Meter in die Tiefe

Goch · Beim Spielen auf der Reithalle in Schravelen ist ein 13-jähriger aus Syrien durch das Dach gebrochen. Er hat sich dabei schwer verletzt. Problem sei, dass immer wieder Kinder trotz Warnung auf das Gebäude klettern.

Goch: Junge stürzt acht Meter in die Tiefe
Foto: Seemann

Der Betrieb in der Halle des Reitzentrums Steeldust war am Dienstag gegen 22 Uhr bereits eingestellt. Die Halle war dunkel, die Pferde in den Boxen. Da hörte Inhaberin Sabine Stahl plötzlich einen lauten Knall. "Es war wie eine Art Donnerschlag, ich habe im ersten Moment gedacht, da ist was mit den Pferden in der Box", berichtet die 54-Jährige. Danach kam ihr der Gedanke, ob der Knall nicht vom Hallendach gekommen ist. Sie ging in die dunkle Reithalle, konnte aber nichts sehen, bis ihr Hund zu bellen begann. "Da habe ich den Jungen auf dem Boden entdeckt, er war schwer verletzt. Ich dachte im ersten Moment: Um Gottes Willen, er ist tot. Aber er war ansprechbar, da ist mir ein Stein vom Herzen gefallen."

Sabine Stahl handelte sofort. Da sie früher als Rettungssanitäterin gearbeitet hatte, übernahm sie die Erstversorgung zusammen mit einer Reiterin, die aktive Rettungsassistentin ist. Ein Riesenglück für den Jungen, der so schon betreut wurde, bevor der Notarzt überhaupt eintraf.

Der Krankenwagen brachte den 13-Jährigen schwer verletzt in das Marienhospital. Zunächst war überlegt worden, den Jungen von dort per Hubschrauber in eine Spezialklinik zu fliegen. Aber das war nicht nötig. Lebensgefahr bestehe nicht, der Junge sei aber weiter auf der Intensivstation, so Polizeisprecher Michael Ermers. "Es hätte noch viel schlimmer kommen können. Der Sandboden hat den Sturz etwas gemindert."

Der Junge wohnt mit seinen beiden Geschwistern und seinen Eltern im benachbarten Sporthotel. Bekanntlich wird das Haus als Flüchtlingsunterkunft genutzt. Offenbar klettern immer wieder Kinder aus der Unterkunft auf dem Hallendach herum. "Wir haben die Kinder schon öfter darauf hingewiesen, dass sie das nicht machen sollen, weil das Dach das Gewicht nicht hält", erläutert Sabine Stahl. Das Problem sei bei den Verantwortlichen in der Unterkunft bekannt, bestätigt Heinz-Josef Theunissen vom Ordnungsamt der Stadt Kevelaer. Die Kommune ist für die Flüchtlingsunterkunft zuständig. Die Betreuung vor Ort erfolgt über die Caritas und einen Sicherheitsdienst. Die Security hätte die Kinder immer wieder auf die Gefahr hingewiesen. "Diesmal hatte ein Mitarbeiter dem Jungen noch kurz vorher untersagt, über die Fluchttreppe nach oben auf das Hallendach zu steigen."

Der Junge lebt mit seiner Familie auch schon länger in Schravelen, er spricht deutsch und habe daher die Anweisung sicher auch verstanden. Doch diese Warnung schlug der Junge offenbar in den Wind, er wollte Verstecken spielen, stieg die Fluchttreppe außen am Gebäude hinauf und kletterte aufs Dach. Dort trat der 13-Jährige dann auf ein Lichtelement aus Kunststoff, das nachgab und den Jungen mit in die Tiefe riss.

Nach dem Unfall will die Stadt über Caritas und Sicherheitsdienst noch einmal alle Bewohner eindringlich auf die Gefahren hinweisen lassen. Zudem sollen Warnschilder angebracht werden.

Die Fluchttreppen zu sperren sei nicht möglich. Schließlich müssten sie im Notfall immer zugänglich sein.

(RP)
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