Uedem-Keppeln. Keppeln hat einen Dorfbackofen

Uedem-Keppeln. · Er ist ein Gemeinschaftsprojekt und auch, was man darin zubereitet, spendet Gemeinschaft seit Urzeiten: der Dorfbackofen in Keppeln ist fertiggestellt, köstliche Brote, Pizzen oder Flammkuchen lassen sich darin backen, und gleichzeitig kann man ein altes Handwerk wiederentdecken.

 Gertrud Püttgen, Hubert Lemken, Marita Urselmans und Franz Steenmans, von links, vor dem neuen Backofen.

Gertrud Püttgen, Hubert Lemken, Marita Urselmans und Franz Steenmans, von links, vor dem neuen Backofen.

Foto: Gottfried Evers

"Die Idee entstand vor drei Jahren bei einem Besuch des Freilichtmuseums in Kommern", erzählt Hubert Lemken, Vorsitzender des Heimatvereins. Dort habe er einen Holzbackofen gesehen, und der Duft frisch gebackenen Brotes sei einfach unwiderstehlich gewesen. "Wir vom Heimatverein beschäftigen uns gerne mit alten Kulturgütern und handwerklichen Tätigkeiten, die früher selbstverständlich waren, heute oft vergessen werden", so Lemken weiter. Ein gemeinsames Schlachtfest wurde einmal organisiert, eine Apfelpresse werde regelmäßig verliehen. Der Dorfbackofen hatte seinen ersten Auftritt kürzlich bei der Höfetour. Dabei fanden das Fenchelbrot - dabei wird Fenchelgrün unter den Teig gemischt - und das klassische Rosinenbrot großen Anklang, berichten Maresa Urselmans und Angela Lemken. Ein bisschen Übung braucht es aber, um den großen Ofen, in dem 15 Brote gleichzeitig backen können, zu bedienen. Und Zeit. Denn drei Stunden lang muss vorgeheizt werden, dazu sind 30 Kilogramm unbehandeltes Holz nötig. Dann wird die glühende Asche sauber heraus gefegt. Wenn nötig, wird mit Wasser ausgewaschen, um die Temperatur zu regeln. "240 Grad sollten es sein, das ist ideal", sagt Maresa Urselmans und zückt ein Infrarotthermometer zur Messung. "Das ist jetzt nicht stilecht aber praktisch", kommentiert Hubert Lemken mit einem Schmunzeln. Die Brote backen eine halbe Stunde, Pizzen und Flammkuchen oder kleine Brötchen aus Dinkelmehl dauern oft nur Minuten. Durch den heißen Schamottestein erhält das Brot seine unverwechselbare Kruste, einladender Duft erfüllt den Raum. Der "Klopftest" verrät, ob der Brotlaib gar ist.

Die Gesamtkosten in Höhe von 7500 Euro wurden durch den Heimatverein, die Bürgerstiftung Uedem und das "Niersfunding" gedeckt, einem Förderprojekt der Volksbank an der Niers für Vereine. Hierbei können über eine Internetplattform der Bank Spender für die Verwirklichung einer bestimmten Idee geworben werden. "Wir geben 10 Euro für jede Spende, die mindestens Euro beträgt", erklärt Franz Steenmans, Geschäftsstellenleiter der Volksbank in Uedem.

 30 Kilo Brennholz werden für einen Backvorgang benötigt.

30 Kilo Brennholz werden für einen Backvorgang benötigt.

Foto: Evers Gottfried

Das Backofenprojekt des Keppelner Heimatvereins habe eine gute Resonanz gehabt, 157 Unterstützer gab es, insgesamt kamen 4300 Euro zusammen, es sei also "von viele Menschen getragen". Das ist auch das Ziel des Vereins: das gemeinsame Brotbacken soll Gemeinschaft stiften. "Das Dorfleben fördern", ergänzt Werner van Briel, ehemaliger Bürgermeister von Uedem und jetzt Vorsitzender der Bürgerstiftung, die unter anderem den finanziellen Beitrag zum Erwerb der Gärkörbchen aus Peddigrohr und der Brotschieber leistete.

Der bevorstehende Brotbackabend soll etwa zwei bis drei Mal im Jahr stattfinden, ein monatliches Backangebot im kleineren Rahmen ist ebenfalls geplant. Wo Brot gebacken wird, sind schon immer die Menschen zusammengekommen, so sind die Organisatoren des Vereins zuversichtlich, dass es viele Interessierte geben wird. "Um die Weihnachtszeit könnte auch Spekulatius gebacken werden, allein es fehlt noch eine Spekulatiusmaschine", betont Angela Lemken hoffnungsvoll.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort