Goch-Kessel Kesselerin schreibt über den Verlust der Tochter

Goch-Kessel · "Nichts ist mehr wie es war. Aber es wird wieder gut", hatte eine Mutter Silke Ounanian und ihrem Mann Mischa nach dem unerwarteten Tod ihrer vier Wochen alten Tochter Nele gesagt. Darauf haben sie gehofft und sind nicht enttäuscht worden, schreibt Silke Ounanian in ihrem Vorwort. Die Erlebnisse rund um die Schwangerschaft mit Nele, die bedingt durch das "HELLP-Syndrom" (hypertensive Störung) in der 29. Schwangerschaftswoche per Kaiserschnitt beendet werden musste, und die Tage mit Nele danach, hielt die Kesselerin in einem Tagebuch fest.

Ursprünglich nur für sich. Um die eigenen Gedanken und Gefühle einordnen, aushalten und verarbeiten zu können. Und um nicht(s) zu vergessen. Dank dieses Tagebuches ist jeder Moment mit ihrer kleinen Tochter immer wieder nachvollziehbar. Außerdem wird der authentische Bericht über alles, was seit November 2009 geschah, eine gute Vorstellungshilfe für Neles Schwester Mila sein. Die Zweijährige wird irgendwann fragen, wie das "damals" alles gewesen ist. Dann kann das Buch der Mutter helfen zu verstehen. "Volles Herz - Leere Hände" hat die 36jährige ihr Buch betitelt. "Die Muttergefühle sind ja da. Aber man kann nirgendwohin damit", erklärt sie. Als immer wieder Freunde fragten, ob sie das Tagebuch einmal lesen dürften, entstand der Gedanke, es öffentlich zu machen. Einmal soll es Familien in ähnlichen Situationen Zuversicht geben. Es soll aber auch helfen, die Angst zu verringern, auf Trauernde zuzugehen. Jede ehrliche Zuwendung habe gut getan, beschreibt die Autorin. "Die größte Angst ist, dass das verstorbene Kind von den Anderen vergessen wird", erzählt sie. Mit der Veröffentlichung ihres Tagebuches möchte die Lehrerin aber auch erreichen, dass die "Profis", sprich Ärzte, Hebammen und Krankenschwestern, sich die "andere Sicht", die nicht medizinische, vor Augen halten. Dreimal habe sie das Tagebuch beendet, berichtet Silke Ounanian. Erstmals sollte nach einem Jahr Schluss sein, als alle Feste einmal durchlebt waren. Doch dann kam die Folgeschwangerschaft. Das Schreiben ging weiter, um die Ängste zu verarbeiten. Und dann folgten noch die Kapitel von Nele an Mila. Jetzt ist das Tagebuch abgeschlossen. "Es ist ein Plädoyer für das Elternsein, für die schönen Seiten mit Kindern. Egal wie lang oder kurz sie sein mögen. Auch wenn es ein komisches Gefühl ist, sich vorzustellen, dass Wildfremde das Buch lesen. Aber das Ganze ist mir so wichtig, dass ich das in Kauf nehme", berichtet die zweifache Mutter.

Die 250 Seiten enthalten auch viele lustige Geschichten. Lachen sei ausdrücklich erwünscht, so die Autorin. Infos unter silke.37@web.de .

(rih)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort