Goch Kirchenkreis ruft zu Fairtrade auf

Goch · Der evangelische Kirchenkreis Kleve will faire Bedingungen in Arbeitsverhältnissen und Entlohnung für Kakaobauern, die maßgeblichen Anteil an der Schokolade haben. Hierzu werden vor allen Dingen Unterschriften gesammelt.

 Auf dem Gocher Markt bekamen die Kinder kleine Schokoladentäfelchen.

Auf dem Gocher Markt bekamen die Kinder kleine Schokoladentäfelchen.

Foto: Gottfried Evers

Auf dem Gocher Marktplatz hat der fünfjährige Jakob am Freitag viele verblüfft. Auf die Frage von Hans-Joachim Wefers, Superintendant des evangelischen Kirchenkreises Kleve, wie oft und wie viel Schokolade er denn esse, antwortete der Sprössling: "302 Tafeln am Tag." Für viele ein ganzer Jahresvorrat.

Der kleine Mann gehört zur evangelischen integrativen Kindertagesstätte der Stadt Goch, die auf dem Marktplatz das Projekt "Macht Schokolade fair!" unterstützte. Gestern fiel der Startschuss. Über ein halbes Jahr dauert die Aktion, welche an Ostern mit einem Abschlussfest beendet wird.

Die kleinen Kinder sangen in ihrem Lied "Schoko-Alarm: "Wir wollen sie finden, die Schokolade, sonst ist das schade. Schade. Schade." Finden kann man sie heute tatsächlich überall. "Dabei war sie früher ein Luxusprodukt", weiß Stefan Schmelting, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit des Kirchenkreises Kleve. Heute findet man sie für ein paar Cent in jedem Supermarkt oder Discounter Regal. Obwohl die Schokoladenproduktion sehr aufwendig ist. An fängt alles mit der Kakaobohne, die erstmal geerntet werden muss. "Und die Kakaobohne wächst nicht in Goch", merkt Wefers an. "Ob der Weg, den die Kakaobohne zurücklegt, gut ist oder ob Kinder wie ihr dafür hart arbeiten müssen, möchte der Kirchenkreis rausfinden", so Wefers in Richtung der Kindergartenkinder, welche die Aussage ein wenig belächelten. Mehrere tausend Kilometer weiter, in Ghana, Indonesien und an der Elfenbeinküste, wo die meisten Kakaobohnen herstammen, sieht das oftmals anders aus. Dort helfen Kinder ihren Eltern auf dem Feld mit. Vom Lohn können sie, wenn sie Glück haben, gerade so leben.

Schuld daran sind auch die Verbraucher, die ihre Schokolade möglichst günstig haben wollen. "Von den 50 Cent für eine Tafel bekommt am wenigsten der Bauer. Obwohl in einer Tafel mehr als nur eine Kakaobohne und Sorte steckt", erläutert Schmelting. Zwar seien große Schokoladenhersteller wie Milka und Lindt schon sensibler geworden und hätten ihre Philosophie geändert, doch wenn von neun Bohnen, nur sechs fair seien, sei die Schokolade noch keine fair gehandelte.

Damit eine Schokolade, eine Süßigkeit aus fairem Handel ist, muss sie bestimmte soziale und ökologische Kriterien eingehalten werden. Einer der Hauptfaktoren ist dabei die Bezahlung, denn die soll fair sein. "In Deutschland wollen wir ja auch fair bezahlt werden", erklärt Schmelting. Einen Mindestlohn soll es daher auch für Kakaobauern, die trotz des Massenkonsums von Schokolade oft nicht von ihren Erträgen leben können, geben. Ein weiterer, wichtiger Aspekt ist auch die Kinderarbeit. Die soll auf den Plantagen sofort aufhören.

Doch Fairtrade ist auch nicht gleich Fairtrade. "Es gibt auch fair gehandelte Schokolade für 70 Cent und welche für zwei Euro", sagt Schmelting.

Der Unterschied steckt dann in der Qualität. Die teurere schmecke meist besser, da sie auch bessere Bohnen enthalte, so Schmelting. Als Tipp gibt der Pressesprecher allen Verbrauchern auf das Faitrade und das GEPA-Siegel zu achten. Damit sei man schon auf der sicheren Seite.

Mit einem Mythos möchte dagegen noch Wefers aufräumen. "Auch fair gehandelte Schokolade schmeckt", sagt er. Im Gocher Weltladen "Go fair", der bei der Eröffnung des Projekts einen Stand auf dem Marktplatz hatte, kann man Fairtrade-Schokolade nicht nur kaufen, sondern auch probieren.

Dass man dafür aber nicht immer erst in ein Fachgeschäft muss, fordert der evangelische Kirchenkreis, der insgesamt 5.000 Unterschriften sammeln möchte und den Gemeinden einen Schoko-Koffer mit Spielen anbietet, um auf das Thema aufmerksam zu machen, dass fair gehandelte Schokolade auch vermehrt in die Supermarkt und Discounter Regale gelangt und dort gekauft wird.

Es müssen ja nicht gleich 302 Tafeln sein, wie bei Jakob. Eine Tafel im Monat ist für viele Süßigkeiten-Liebhaber sicher auch ein Kompromiss. Die kann man dafür mit einem guten Gewissen verzehren.

(RP)
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