Goch Klassisch-Modern: Neubau mit Weitblick

Goch · Das Haus, in dem früher "Sport Offermanns" angesiedelt war, wurde abgerissen, an seine Stelle tritt ein mit dem Denkmalschutz abgestimmter Neubau, der die Ecke Vossstraße / Blumenplatz aufwerten soll. Gastronomie erwünscht.

 Eine aufwändige Pfahlgründung ist für den Neubau der Vossstraße 92 nötig. Der Blumenplatz soll durch das Projekt gewinnen.

Eine aufwändige Pfahlgründung ist für den Neubau der Vossstraße 92 nötig. Der Blumenplatz soll durch das Projekt gewinnen.

Foto: Gottfried Evers

Die Gocher Vossstraße wird erst ab der Einmündung Kastellstraße zur Fußgängerzone. Vom Ring aus gesehen davor - in der Nähe der beliebten Gaststätte "Poorte Jäntje" - wurde ein altes Haus abgerissen, das damit Platz für einen Neubau gemacht hat. Auf der Ecke zum Blumenplatz, früher "Sport Offermanns", stehen jetzt schwere Geräte samt Tiefenbohrer. In etwa einem Jahr, hofft das Investoren-Ehepaar Andrea und Jens Scheddin, sollte das neue Haus fertig sein. Schicke Wohnungen in bester Lage und die Möglichkeit, ein Restaurant oder Café im Erdgeschoss unterzubringen.

 Die Bauherren Andrea und Jens Scheddin, in der Mitte Architekt Klaus Völling. Der Neubau nimmt klassizistische Formen der Umgebung auf.

Die Bauherren Andrea und Jens Scheddin, in der Mitte Architekt Klaus Völling. Der Neubau nimmt klassizistische Formen der Umgebung auf.

Foto: nik

Das Projekt betrifft eine für die Innenstadt sehr wichtige Lage, weiß Architekt Klaus Völling. "Das Eckgebäude wird stadtbildprägend sein, denn jeder, der vom Südring aus mit dem Auto in die Stadtmitte möchte, fährt auf diesen Punkt zu", erklärt Völling. Die Kurve markiert den Beginn des Fußgängerbereichs, zudem stehen hier einige denkmalgeschützte klassizistische Häuser, deren klar strukturierte Fassaden im Neubau aufgenommen werden mussten. "Natürlich bauen wir ein neuzeitliches, eigenständiges Gebäude, bei dem jedoch die Proportionen und Gliederungselemente der Nachbarhäuser berücksichtigt werden müssen", beschreibt der Architekt. Auch Bauherr Scheddin betont: "Wir sind uns der besonderen Lage des Objekts absolut bewusst und haben uns für einen entsprechend stilvollen Bau entschieden."

Zumal der Denkmalschutz eine andere Vorgehensweise kaum möglich machte. "Bei einer solche Lage und Umgebung muss man Konzessionen machen. Große Schaufenster etwa wären nicht möglich gewesen. Ohnehin steht aber an diesem Ende der langen Fußgängerzone das Einkaufen nicht mehr im Vordergrund. Es ist zwar eine gewerbliche Nutzung möglich, aber eher für Gastronomie als für Handel", erklärt der Planer. Ein nettes Bistro oder Café, für das im Erdgschoss rund 120 Quadratmeter zur Verfügung stehen, wäre den Akteuren am liebsten. Zumal der direkt anschließende Blumenplatz dadurch sicherlich gewinnen würde. "Der hat ja derzeit wenig Aufenthaltsqualität; es wäre schön, wenn dort ein wenig Außengastronomie möglich würde", stellt sich Völling vor.

Der geplante Ersatzbau für das abgerissene Haus wird kein "Vorne" haben - die Fassaden zur Vossstraße und zum Blumenplatz sind gleichwertige Fronten. Das Haus soll die klassizistisch strenge Gliederung durch hohe Fenster aufnehmen, die Farbgebung ist passend grau und weiß.

Die Vossstraße 92 wird eine Wärmepumpe und eine kontrollierte Wohnraumbelüftung haben, was für niedrige Betriebskosten und ruhiges Wohnen spricht. Ins Haus kommt ein Aufzug, alles ist barrierefrei - also auch für ältere Menschen und Behinderte eine gute Adresse. Auf zwei Etagen gibt es je zwei Mietwohnungen, unterm Dach entsteht ein großzügiges Penthouse. "Von dort aus kann man bis nach Uedem, aber natürlich auch in die Stadt gucken", erzählt Andrea Scheddin. Parkraum für die Mieter ist übrigens ein paar Schritte weiter in einem Garagenhof vorhanden.

Fast ein Jahr hat es gedauert, bis alle gutachterlichen Stellungnahmen vorlagen, Denkmalschutz und Kampfmittelräumdienst ihre Untersuchungen getätigt hatten und die Pläne genehmigt werden konnten. Nun folgt eine aufwendige Pfahlgründung, weil die Bodenschichten in der Tiefe nicht ausreichend tragfähig sind.

Aus diesem Grund gibt's auch keinen Keller. Scheddins Überlegungen gehen Richtung Neustraße noch weiter, denn es wurde mehr als "nur" die Hausnummer 92 abgerissen - doch diese Idee sei noch nicht spruchreif. Jedenfalls scheint es eine Option zu geben, eine unschöne Hinterhofsituation, von denen es in stark kriegszerstörten Innenstädten viele gibt, langfristig zu verbessern.

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(RP)
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