Goch/Kevelaer Langenberg-Fassade ist bald saniert

Goch/Kevelaer · Staunässe hat in mehr als 130 Jahren die Schmuckfassade am früheren Wohnhaus des Gocher Holzschnitzers Ferdinand Langenberg stark geschädigt. Die Kevelaerer Fachfirma van Aaken hat die Restaurierung fast abgeschlossen.

Goch/Kevelaer: Langenberg-Fassade ist bald saniert
Foto: Evers, Gottfried (eve)

Das im Zweiten Weltkrieg stark zerstörte Goch ist nicht gerade reich an historischen Gebäuden. Da tut es den Gochern durchaus weh, wenn eine der wenigen schönen alten Fassaden, die sie vielleicht Besuchern mal zeigen möchten, für längere Zeit fehlt. Entsprechend hoffen die Männer der Stadtentwicklungsgesellschaft GO!, dass der hölzerne Vorhang, der das Langenberg-Ensemble seit 1880 ziert, bald wieder an seinem Platz ist. Denn in den vergangenen Monaten hat die Kevelaerer Holzwerkstatt van Aaken die Fassade des Gebäudes restauriert. Die Arbeiten sind beinahe abgeschlossen.

Heinz-Josef van Aaken hat viel Erfahrung mit der Sanierung historischer Holzelemente. "Dabei ist es von der Bearbeitung her eigentlich gleich, ob ein Teil 100 oder 500 Jahre alt ist." In seiner Werkstatt lagern Hölzer, die sehr, sehr alt sind; "das älteste wurde um 970 geschlagen", sagt der Firmeninhaber. Solche "Resthölzer" wirft er niemals weg. Denn wo es etwas auszubessern gibt an hölzernen Balken, Figuren oder Intarsien, kommt für den Fachmann eigentlich nur echt altes Naturmaterial in Frage. Das wird auch dem Denkmalschützer, mit dem jegliche Arbeiten abzustimmen sind, gefallen.

 Vater und Sohn, Heinz und Martin van Aken, sorgen dafür, dass die Langenberg-Fassade wieder vorzeigbar wird.

Vater und Sohn, Heinz und Martin van Aken, sorgen dafür, dass die Langenberg-Fassade wieder vorzeigbar wird.

Foto: GOTTFRIED EVERS

"Nachdem die Kevelaerer Firma vor einem Jahr die hölzerne Fassade des Langenberg-Hauses abgehängt hatte, bekam sie nach entsprechender Ausschreibung als günstigster Bieter auch den Auftrag, die Schmuckfassade zu restaurieren", berichtet Projektleiter Gero Guntlisbergen. Um Fachwerk handelt es sich übrigens nicht, wie mancher meint - das wäre Teil des Baukörpers und nicht abnehmbar. Das Backsteingebäude, das sich hinter der kunstvollen Optik verbirgt, ist weitaus älter, nämlich von 1649, wenn man der Inschrift glauben darf.

Martin van Aaken, der die Arbeiten gemeinsam mit seinem Vater durchführt, zeigt beim Besuch der RP in der Werkstatt, wie er von dem schadhaften Material so wenig wegnimmt und ergänzt wie irgend möglich. Heinz van Aaken erläutert das Problem: "Wir haben hier an vielen Stellen Staufäule, auch Pilzbefall und hier und da sogar Würmer und Käfer." Wenn Holz erst einmal weich wird, ist das im wahrsten Wortsinn ein "gefundenes Fressen" für Schädlinge.

Zum Glück sind viele der Schäden an den Rückseiten der Elemente - eben dort, wo es leichter feucht wird und die Ausbesserung später nicht auffällt. An anderen Teilen kamen die Handwerker nicht umhin, größere Ergänzungen vorzunehmen und die auch dem übrigen Holz farblich anzupassen. "87 Einzelstücke plus zahlreiche Leisten haben wir bearbeitet, davon war mindestens ein Drittel stark befallen", erklärt van Aaken Senior. Allerhöchste Zeit also für die Stadt Goch, aktiv zu werden.

Die Schutzfassade aus Siebdruckplatten, die das Haus in der Roggenstraße seit einem Jahr schützt, wird bald wieder abgenommen, um feststellen zu können, was an der steinernen Wand noch getan werden muss, bevor das Holz wieder montiert wird. Der neugotische Stil der Fassade ließ dem Holzschnitzer Ferdinand Langenberg und seinen Mitarbeitern viel Freiheit. Für Putten, Fratzen und Frauenköpfe im Stil der Renaissance war ebenso Platz wie für Wappenlöwen, ornamentales Zierwerk und einen Sinnspruch. "Allen Menschen recht gethan ist eine Kunst die niemand kann" steht bald wieder über dem Figurenfries, der in fünf Bildern die Geschichte vom "Seltsamen Spazierritt" nach Johann Peter Hebel darstellt. Der Inhalt in Kurzform: Vater und Sohn können sich nicht einigen, was wohl angemessener ist: wenn der alte Mann auf dem Esel reitet, den beide mit sich führen, oder sein heranwachsender Sohn. Auch die Variante, dass beide laufen, scheint unvernünftig, deshalb tragen die beiden Menschen am Ende das Tier...

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort