Goch Maifest zwischen Tradition und Moderne

Goch · Zum 30. Mal hat der Werbering das Stadtfest mit verkaufsoffenem Sonntag in der Gocher Innenstadt veranstaltet. Oldtimer und Drehorgelspieler unterhielten die Nostalgiker, Vereine präsentierten sich dem Nachwuchs.

 Die kleinen Besucher spielen auf dem Karussel, die großen bummeln entlang der Geschäfte. Das Stadtfest hat wieder Tausende Besucher angezogen.

Die kleinen Besucher spielen auf dem Karussel, die großen bummeln entlang der Geschäfte. Das Stadtfest hat wieder Tausende Besucher angezogen.

Foto: Evers

"Ein Volksfest als Magnet der Superlative, ein Einstieg wie aus dem Bilderbuch, zumal auch Petrus gutgelaunt war und Goch mit Kaiserwetter bescherte. Unschwer zu prophezeien, daß nach dieser prächtigen Premiere die Freiluftfete im Wonnemonat Mai wohl zu einer ständigen Einrichtung werden dürfte." Manches bewahrheitet sich noch nach Jahrzehnten, wie der Bericht der Rheinischen Post vom 26. Mai 1986 zeigt. Damals legte das Mai- und Brunnenfest einen fulminanten Einstand hin, soll 50 000 Menschen in die Weberstadt gelockt haben. Und auch wenn Petrus dieses Mal nicht ganz so gut gelaunt schien, waren auch gestern Tausende auf den Beinen, um das 30. Jubiläum des Stadtfestes zu feiern. Na gut: Dass die Geschäfte zum verkaufsoffenen Sonntag geöffnet hatten, dürfte dem Menschenstrom ebenfalls keinen Abbruch getan haben.

"Das Mai- und Brunnenfest hat sich eingespielt, es ist zur Tradition geworden", sagt Karin Arntz vom Gocher Werbering. Was mit der Einweihung des "Geschichtsbrunnens" vor dem Gocher Steintor, der von Udo Sander gestaltet und Bürgermeister Heinz van Ackeren eingeweiht worden war, begann, hat sich mittlerweile zu einer echten Marke weiterentwickelt. "Wir haben uns aber auch wieder etwas Neues einfallen lassen", sagt Arntz. Zum Beispiel mit der Vereinsmeile, auf der 25 Vereine und Organisationen zum ersten Mal in dieser Form ihre Arbeit vorstellen konnten. "Wir wissen um die Nachwuchssorgen in den Vereinen und wollten ihnen einen prominenten Raum zur Verfügung stellen", sagt Arntz. "Ich freue mich wirklich, dass das Angebot sowohl von den Vereinen als auch vom Publikum angenommen wird." Unterdessen nutzten die Gocher Autoprofis den Marktplatz für das wohl größte Freiluft-Autohaus des Unteren Niederrheins. Dass neben den Hochglanz-Modellen der Händler ausgerechnet der Alleinunterhalter "Schrotti" in seinem wild zusammengeschusterten Musik-Wagen auf die Pauke schlug, spricht für den Humor der Veranstalter.

Wer lieber in Erinnerungen schwelgt oder Nostalgiker ist, bog in die Frauenstraße ein. Dort präsentierten Oldtimerfans ihre kostbaren Stücke. "Wenn die Menschen uns sehen, strahlen sie uns immer an", sagt Detlef Freyer. Er steht vor seinem Ford Model A Tudor, Baujahr 1928, restauriert 1979. Während auf der einen Seite gefachsimpelt wird (3,3 Liter Vierzylindermotor mit stehenden Ventilen, unsynchronisiertes 3-Gang-Getriebe, Höchstgeschwindigkeit etwa 100 Km/h bei 40 PS), erzählt Ehefrau Andrea, wie der Ford zu seinem Namen gekommen ist. "Er heißt John-Boy", sagt sie und drückt auf die Hupe, oder anders gesagt: die Tröte. Als Detlef Freyer ihr das Auto gezeigt habe, habe sie ihn spontan so getauft, weil der Wagen sie an die Waltons erinnerte. Ob ihr Ehemann nichts dagegen gehabt habe? "Ich war froh, dass ich es überhaupt kaufen durfte", sagt der stolze Besitzer und lacht.

Das Schätzchen aus dem Jahr 1928, nur einer der Hingucker auf dem Maifest zwischen Tradition und Moderne in Goch.

(RP)
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