Goch Mehr Zeit für Nutzer der Airport-Fläche

Goch · Weil "flugaffines Gewerbe" für Weezes Flughafen derzeit kaum zu bekommen ist, ist die "Zwischennutzung" von Gelände und Gebäuden umso wichtiger. Wesentliche Mieter sind Zeitarbeitsfirmen. Bauausschuss berät heute.

 Ein aus Polen stammender Zeitarbeiter hält per SMS Kontakt zur Heimat. Im Hintergrund die Autos der Arbeitnehmerüberlassung und die Siedlungshäuser, in denen sehr viele der Mitarbeiter wohnen.

Ein aus Polen stammender Zeitarbeiter hält per SMS Kontakt zur Heimat. Im Hintergrund die Autos der Arbeitnehmerüberlassung und die Siedlungshäuser, in denen sehr viele der Mitarbeiter wohnen.

Foto: Seybert

Ein "Euregionales Zentrum für Luftverkehr, Logistik und Gewerbe" klingt gut - und funktioniert am Airport Weeze bislang nur eingeschränkt. Denn Frachtbetrieb, an den sich entsprechende Unternehmen anlehnen würde, gibt es dort nicht. In absehbarer Zeit ist damit auch nicht zu rechnen, da Nachtflugbetrieb unmöglich ist. Seine Zulassung würde ein komplett neues Genehmigungsverfahren bedingen. Deshalb wurden von Beginn an zeitlich befristete Zwischennutzungen ermöglicht. Deren Geltungsspanne soll auf Wunsch der Flughafen-Geschäftsführung verlängert werden. Der Weezer Bauausschuss wird heute ab 18 Uhr darüber beraten.

Die besondere Zweckbestimmung des Sondergebiets ist es, "flughafenaffin" zu sein. Ein "Knebel", der die Gemeinde und den Airport in ihrer Entwicklung bremst, stellt SPD-Fraktionsvorsitzender Alfons van Ooyen fest. "Diese Zweckbindung ist ein echter Hemmschuh", sagt der Weezer, wobei der Begriff rechtlich nicht ganz genau zu fassen sei. "So lange dieser Begriff auf die Geländenutzung anzuwenden ist, haben wir ein Vermarktungsproblem", bedauert van Ooyen. Aber auf dieser Einschränkung der Nutzung habe die Bezirksregierung eben bestanden, merkt zu dem Thema CDU-Kollege Guido Gleißner an. Auch ihm wäre es lieber, wenn die Nutzungsmöglichkeiten breiter angelegt wären. Dass es bislang nur sehr eingeschränkt gelungen ist, "flugaffines" Gewerbe für Weeze zu interessieren, will Gleißner keinesfalls der Airport-Geschäftsführung anlasten. "Ludger van Bebber macht seit zehn Jahren einen sehr guten Job." Gleißner glaubt nicht, dass die suboptimale Infrastruktur hinreichender Grund dafür ist, dass es bislang nicht gelungen sei, genügend passende Firmen anzusiedeln. Obwohl van Bebber im Gespräch mit van Ooyens SPD-Fraktion kürzlich durchaus an den Wunsch erinnert hatte, schneller zur Autobahn zu gelangen. Bekanntlich ist die Umgehungsstraße, die dafür gebaut werden müsste, an ein Fluggastaufkommen gekoppelt, das nach jetzigem Stand der Dinge mittelfristig nicht zu erwarten ist.

Wenn auch das Euregionale Zentrum hinkt - umso besser funktionieren offenbar die "Zwischenlösungen": Die Vermietung von Gebäuden etwa zu Lagerzwecken, als Wohnraum für Zeitarbeitnehmer oder als Hostel. Viel Fläche nutzt auch die "Training Base Weeze", die realitätsnahes Üben für Feuerwehren und andere Hilfeeinheiten ermöglicht. Für sie alle gilt, dass ihr Umfang "in der Gesamtheit des Konversionsprojektes nur eine nachgeordnete Rolle spielen" dürfe. Um Firmen längere Planungssicherheit bieten zu können, möchte die Flughafen-Geschäftsführung nun die Zwischennutzungen zwölf statt acht Jahre ermöglichen.

Die in Weeze "neue" Fraktion der Grünen ist übrigens ebenfalls der Ansicht, der Flughafen müsse, so lange er die Umweltschutzbedingungen erfüllt, die Möglichkeit haben, seine Einnahmesituation zu verbessern. Sprecher Heiko Neubauer wünscht sich auf dem Außengelände Unternehmen für regenerative Energien nach dem Vorbild der Solar-Nutzer. Zwar findet auch er, dass es keine weiteren Kredite aus Steuermitteln mehr geben solle. Ansonsten aber stehen Weezes Grüne dem Airport eher freundlich gegenüber. "Er ist im Vergleich mit der Kiesindustrie auf jeden Fall das kleinere Übel. Würde der Flughafen nicht fortgeführt, würde die Fläche garantiert ausgebaggert. Das wäre für die Landschaft viel schlimmer."

(RP)
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