Goch Missionar beeindruckt Gaesdoncker

Goch · Nach vielen Jahren im Kreis Kleve zog Pfarrer Georg Aßmann 2001 in die Nähe des Kilimanjaro in Tansania. Dort leitet er eine Schule für junge Massai. Im bischöflichen Gymnasium in Goch warb der Missionar für Solidarität.

 Pfarrer Aßmann (stehend) erzählte den jungen Gaesdonckern von seiner zweiten Heimat Tansania. Beim gemeinsamen Trommeln und Singen mit Projektbeteiligten lernte sich die Gruppe ein wenig kennen.

Pfarrer Aßmann (stehend) erzählte den jungen Gaesdonckern von seiner zweiten Heimat Tansania. Beim gemeinsamen Trommeln und Singen mit Projektbeteiligten lernte sich die Gruppe ein wenig kennen.

Foto: Gottfried Evers

Einen Satz wie "Qualität hat ihren Preis" kann Pfarrer Georg Aßmann nur unterschreiben. So schwer es ihm fällt, das so akzeptieren zu müssen: Eine gute Schulbildung, wie er sie seinen Schützlingen angedeihen lassen möchte, ist nicht zum Nulltarif zu haben. Schulen, Lehrer und Unterrichtsmaterialien kosten Geld - nicht nur in Deutschland, sondern überall in der Welt. Zum Beispiel im tansanischen Landanei, in dem der Priester vom Niederrhein ein Schulprojekt für Massai-Jungen begleitet.

Am bischöflichen Gymnasium Gaesdonck berichtete "Missionar" Aßmann, der bis 2001 Pfarrer in Nieukerk war, den Jungen und Mädchen vom Leben Gleichaltriger in Afrika. Und da die Diözese es schätzt, wenn der aus dem westfälischen Ahlen stammende Mann, der später an den Niederrhein kam, in der alten Heimat aus erster Hand erzählt, was Christen in Europa wissen sollten, begleitete Hans-Georg Hollenhaus von der Fachstelle Weltkirche den Geistlichen auf seiner Tour nach Goch.

Peter Broeders, Leiter der Gaesdonck, konnte berichten, dass immer wieder mal auch ein (ehemaliger) Schüler als "Missionar auf Zeit" nach Ruanda, Ghana oder Kenia aufbricht. Und dort Erfahrungen macht, die er sicher nicht mehr missen möchte. So wie Simon Blicker aus Borken, der zwei Jahre lang Freiwilligen-Dienst in Tansania machte und jetzt als Dolmetscher für einen afrikanischen Begleiter des Pfarrers fungierte: Blicker hat während seines Einsatzes nämlich Kisuaheli gelernt. Trauriger Nebeneffekt der vielen Krisenherde in der Welt: Deutlich weniger junge Leute als vor Jahren trauen sich in ferne Länder . . .

Pfarrer Georg Aßmann jedenfalls lebt inzwischen seit 14 Jahren als "Kimani" in Landanei, einer Flächengemeinde nahe des Kilimanjaro. Seine Schüler haben ihm den Namen gegeben, der so viel bedeutet wie "Papa inmitten seiner Kinder". Die Jungs, deren Schuldirektor er ist, sind zwischen zehn und 14 Jahren alt, lernen unter anderem Englisch und alles, was für einen Schulabschluss nötig ist. In nur drei Jahren werden sie fit gemacht für die staatliche Abschlussprüfung. Und das an einer katholischen Schule, die Geld kostet. Etwa 100 Euro pro Jahr müssen die Eltern zahlen, rund 600 Euro kostet ein einzelner Schul-Platz. "Das restliche Geld muss ich mir zusammenbetteln", sagt Aßmann schmunzelnd.

Der Großteil der Menschen gehört in Tansania dem Islam an, die Christen stellen nur rund zwei Prozent der Einwohner. Dennoch engagiert sich die katholische Kirche vor Ort in zahlreichen sozial-pastoralen Initiativen, bohrt Brunnen, baut Schulen und Krankenstationen, fördert die Landwirtschaft und schiebt Kleinunternehmen an. Wenn der Pastor vom Niederrhein in seiner Schule auch "nur" mit Jungen arbeitet - auch die Mädchen waren beim Besuch der (gemischten) siebten Klassen in Gaesdonck Thema. Ein kleiner Film vor der Diskussionsrunde zeigte nämlich, dass Mädchen in Tansania vorwiegend mit "Frauenarbeit" beschäftigt sind und oft mit 13 Jahren verheiratet werden, während die Jungen Tiere hütend durch die Savanne streifen. Dazu hatten die Schülerinnen von Mathias Henkel, der die Stunde vorbereitet hatte, einiges zu sagen.

Pfarrer Aßmann wollte aber keine Diskussion über ein nur armes, rückständiges Afrika. Zufriedene Menschen gibt es auch in Hütten und Zelten, ohne unseren Überfluss, unsere Wohlstandslethargie, ohne Telefon und Internet. "Den ganzen Tag in der freien Natur zu sein, ist auch etwas wert", gab er zu bedenken. Dass Bildung jedoch unverzichtbar ist, das sieht auch Aßmann so, der deshalb für die Solidarität der Katholiken weltweit wirbt.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort