Goch Müllgebühren in Goch: 2018 wird alles besser

Goch · Kämmerin Bettina Gansen geht in die Offensive, weil sie die Ergebnisse des Steuerzahlerbundes nicht so auf sich sitzen lassen will. Die Statistik sei fehlerhaft hinsichtlich der Vergleichbarkeit der Zahlen.

 Zwar zahlen die Gocher mehr Müllgebühren, dafür haben sie auch kostenfreie Zusatzleistungen und größere Tonnen.

Zwar zahlen die Gocher mehr Müllgebühren, dafür haben sie auch kostenfreie Zusatzleistungen und größere Tonnen.

Foto: martin möller

Ganz offen gesagt: Goch hat schlecht abgeschnitten im Städte-Ranking der Müllgebühren. Zumindest wenn man der Statistik des Bundes der Steuerzahler glaubt. Ein Vier-Personen-Haushalt zahlt demnach 463,20 Euro für eine 120-Liter-Tonne, die alle 14 Tage geleert wird. Zum Vergleich: Der Landesdurchschnitt liegt bei 262,80 Euro.

Für Bettina Gansen, Kämmerin der Kommune, und Stadtsprecher Torsten Matenaers basiert die Statistik auf einer Milchmädchenrechnung. Sie wollen das Ergebnis nicht einfach so stehen lassen und gehen in die Offensive. "Die Zahl stimmt", sagt Matenaers. Aber: In Goch bekommen Vier-Personen-Haushalte keine 120-Liter-Tonnen sondern Behälter mit 240 Liter Volumen." Heißt: In Goch können die Bürger doppelt so viel Müll produzieren als anderswo. Nur wer das nicht will, weil er eine Biotonne in der Garage stehen hat, der muss grundlos tiefer in die Tasche greifen. Natürlich gebe es auch 120-Liter-Tonnen in Goch, die auch an Vier-Personen-Haushalte vergeben werden können. Die Kosten allerdings halbieren sich nicht. "Wir sind nur variabel bei der Anzahl der Personen im Haushalt", sagt Bettina Gansen. Kleinere Haushalte zahlen entsprechend weniger, größere mehr.

"Wir wollen nichts verschleiern, so wie es uns vorgeworfen wird", betonen Stadtsprecher und Kämmerin. Sie legen offen, welche Kostenfaktoren am Ende für die hohe Gebühr verantwortlich sind. 39 Prozent gehen an die Firma Schönmackers - ein externes Unternehmen, das den Müll einsammelt und zur Verwertung befördert. "Im Preis inbegriffen sind Müllwagen, Tonnen, Mitarbeiter", erklärt Bettina Gansen.

Über die Fremdvergabe sei vor vielen Jahren in Goch entschieden worden, weil sich bei der Größenordnung der Stadt eine eigene Entsorgung nicht rentiert hätte. An diesen Vertrag sei man gebunden, bis 2018. Dann werde es neue Ausschreibungen geben, dann - sagt die Kämmerin vorsichtig optimistisch - werde man sicher einen besseren Preis für Abholung und Entsorgung aushandeln.

Für die Abfallverwertung selbst fallen 56 Prozent der Gebühr an. "Diese Kosten wurden allerdings auf Kreisebene verhandelt", sagt Gansen. Grundlage für den Wert sei das Müllaufkommen, je mehr Müll produziert wird, desto höher sind die Kosten. Dass die Gocher nun aber mehr Abfall verursachen als andere Städte, das wollte die Kämmerin so nicht unterschreiben. Diese Schlussfolgerung sei für sie zu einfach.

Tatsächlich wurden 2014 nach Angaben der Kreis Klever Abfallwirtschaft (KKA) in Goch 7662,5 Tonnen Restmüll produziert. Geldern ist von der Einwohnerzahl etwa gleich groß, dort fielen aber nur 3651,8 Tonnen Restmüll an. "Der Preis für eine Tonne Müll, der in der Verbrennungsanlage in Oberhausen landet, liegt bei 235 Euro. Die Kosten sind für jede Kommune gleich", sagt Gabriela Thoenissen von der KKA.

Die restlichen fünf Prozent sind interne Verwaltungskosten - Peanuts, die an der Gesamtsumme nicht viel ändern würden.

In der Statistik des Steuerzahlerbundes wird allerdings nicht erwähnt, dass in Goch Grünschnitt kostenfrei entsorgt werden kann. Das gleiche gilt für die Wertstoffentsorgung, und auch für Sperrmüll müssen die Gocher nicht extra bezahlen. "Diese Leistungen sind natürlich alle in der Müllgebühr mit einkalkuliert", so Bettina Gansen. In vielen anderen Städten werden solche Angebote zusätzlich berechnet.

"Natürlich müssen wir das aktuelle System neu überdenken, wenn wir wieder ausschreiben", sagt die Finanzchefin der Stadt, die überzeugt ist, dass sich das Mülltrennungsverhalten in den vergangenen Jahren geändert hat. Vor allem durch die Biotonne. "Aber es beruhigt, wenn man weiß, das 40 Liter pro Kopf da sind", findet sie. Gerade in Familien mit Nachwuchs.

Apropos Biotonne: Wer in Goch schriftlich erklärt, dass er einen Komposthaufen angelegt hat, der wird von der Biotonnen-Pflicht befreit. Ein Vier-Personen-Haushalt würde dann "nur" noch 310,30 Euro zahlen. Und damit schnitte Goch gar nicht mehr so schlecht ab. In Kleve zum Beispiel liegen die Kosten ohne Biotonne bei 296,40 Euro.

(RP)
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