Goch Nachwuchs forscht mit Spaß am "Gogy"

Goch · Nicht nur am bischöflichen Gymnasium Gaesdonck gibt es ein "Kindercollege". Als Ferienaktion hat das Städtische Gymnasium sein Angebot für Viertklässler angelegt. Physik und Zeichnen waren gefragt, Geschichte eher nicht.

Nur noch wenige Monate, dann müssen die jetzigen Viertklässler entscheiden, auf welche Schule sie im kommenden Jahr wechseln. Bei sinkenden Schülerzahlen stehen die aufnehmenden Schulen da durchaus im Wettbewerb miteinander. Nahe liegend also, frühzeitig auf sich aufmerksam zu machen. Das Gymnasium Goch zum Beispiel versucht, mit einer "Herbstakademie" in den Ferien Kinder für sich zu interessieren. "Und zwar suchen wir nicht nur Kontakt zu den Schülern mit Bestnoten, sondern wollen in der Breite fördern", sagt Projektleiter Mark Albers.

Zwei Kurse "Alltagsphysik" und einmal Zeichnen und Malen waren im Angebot. Das Besondere: Nicht erfahrene Pädagogen, sondern angehende Gymnasiasten und ein Referendar leiten die Kinder an. "Das hat schon im vergangenen Jahr sehr gut funktioniert und klappt auch jetzt wieder", sagt Albers. Allerdings sei der Zulauf aus den Grundschulen in diesem Jahr nicht so groß gewesen, so dass weitere vorgesehene Kurse wie Englisch oder Ortsgeschichte nicht zustande kamen. Hoch im Kurs steht bei den Schülern die praxisnahe Physik. Die eine Gruppe beschäftigte sich mit der Elektrifizierung eines Pappkarton-Hauses, die andere bastelte Nudelbrücken.

Gesa, Céline und Leonie sind drei Schülerinnen der Q 2 (Jahrgangsstufe 12), die freiwillig die Kunstgruppe übernommen haben. Ihr Anspruch: den Kindern erklären, wie man Selbstporträts malt. Dazu haben sie ein Allerweltsgesicht an die Tafel gemalt und durch Linien gezeigt, wo in etwa die Augen, der Mund, die Nase hinkommen. "Dann haben wir uns selbst vermessen und unsere Gesichter gezeichnet", sagt Hendrik. Er hat die Lage der Augen und seine Gesichtsform gut getroffen; "weil ich ein Hilfskreuz verwendet habe", erklärt der St.-Georg-Grundschüler. Jetzt grübelt er allerdings, wie er den Anschluss des Oberkörpers und der Beine hinkriegt - alles wird auf einzelnen Blättern gemalt.

Ein paar Räume weiter kleckern die Nachwuchsphysiker mit Heißklebepistolen herum. Sie bauen aus langen Makkaroni "Nudelbrücken" und sollen Erfahrungen mit der "Kräftezerlegung" machen. Ihre Kursleiter gehen davon aus, dass die Kinder an das stabile Dreieck denken, von dem vorab gesprochen wurde, oder an die Bogenform. Einige kleben jedoch lieber ein ganzes Pfund Langnudeln im Paket zusammen; "Massivbauweise", spöttelt Albers. "Fester als so geht's bestimmt nicht", ist einer der jungen Forscher überzeugt. Der Belastungstest, bestehend aus zwei Bücherstapeln, deren Abstand zueinander zu überbrücken ist, wird's zeigen: Welches Konstrukt hält die meisten Kilogramm aus? Hoffentlich dasjenige mit den stabilen Dreiecken, meint der Physiklehrer. "Falls es nicht so ist, reden wir noch über sparsamen Materialeinsatz und die Kostensituation bei Bauprojekten."

Gruppe 3 hat den Auftrag, Wohnräume in leeren Kartons einzurichten. Drei elektrische Geräte sollen später "funktionieren". Nathalie und Larissa haben sich für Musikanlage, Lampe und Radiowecker entschieden. Schalter für die Geräte sind bereits montiert, jetzt verlegen sie Kabel. Nebenan sind Luke und Johannes schon mit dem "Abisolieren" beschäftigt: Sie knipsen die Ummantelung des dünnen Drahts ab und Referendar Sven Frieling hilft ihnen, die Enden in das kleine Loch zu stecken, das gleich Kontakt zur Schraube haben wird. Und dann wird - hoffentlich - bald das Birnchen leuchten.

Mark Albers erfreut sich am Engagement der kleinen Ingenieure und ermutigt jeden, zuversichtlich in die schulische Zukunft zu blicken. "Ich war selbst ein Spätzünder, habe die Hauptschule besucht und erst nach dem Abschluss dort Abitur gemacht." Danach hat es dann noch zum Physik-Diplom und Lehrerexamen gereicht.

(RP)
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