Goch Ostermusical begeistert Zuschauer

Goch · Ein wenig kann man das Ostermusical der Family Singers mit einer Pflanze vergleichen. Aus einer kleinen Idee, einem Samenkorn, wurde im Laufe von zehn Jahren eine große, kräftige Pflanze, die sich dennoch stetig weiterentwickelt. So wurde das Musical im Laufe der Jahre immer wieder behutsam bearbeitet und verändert.

 Stehende Ovationen für Chor und Musiker des Ostermusicals gab es bei der Premiere auf der Gaesdonck.

Stehende Ovationen für Chor und Musiker des Ostermusicals gab es bei der Premiere auf der Gaesdonck.

Foto: Giottfried Evers

Der Kern der Geschichte ist jedoch unverändert und wohlbekannt. Eingeführt werden Jesus, gespielt und gesungen von Daniel Verhülsdonk, und seine Jünger, gut gelaunt und hoffnungsvoll. Sie verbreiten eine frohe Botschaft, sind noch unbelastete von dunklen Vorahnungen. Jesus heilt ein krankes Kind, er segnet die Kinder und trifft schließlich zum ersten Mal auf die Pharisäer. Angeführt werden diese von Hohepriester Kaiphas, den Hans-Peter Bause ebenso wunderbar böse und abgründig darstellt, wie den Herodes während des Weihnachtsmusicals. Mit dem Lied "Wer ohne Sünde ist", verteidigt Jesus eine Sünderin, die die Pharisäer steinigen lassen wollen. In diesem Augenblick bahnt sich der große Konflikt zwischen den strengen mosaischen Gesetzen auf der einen Seite und Jesus' Menschlichkeit und Vergebung auf der anderen Seite bereits an. Kaiphas ist zutiefst erschüttert davon, wie Jesus sich über Konventionen und religiöse Gesetze hinwegsetzt, und sieht eben diese Gesetze und seine Macht bedroht.

Dass dunkle Zeiten bevorstehen sieht auch Lazarus, gesungen von Karl Philipp Kamps, der von Jesus von den Toten erweckt wurde. Erschüttert weiß Lazarus bereits, was Jesus in Jerusalem erwartet, kann jedoch nicht verhindern, dass er mit den Jüngern dorthin zieht.

Nach der Pause tritt mit Judas eine Person in den Mittelgrund, die gemeinhin schnell als "der Böse" gilt.

Seine Rolle war im Vorfeld überarbeitet und erweitert worden. Dargestellt von Christian Driessen ist Judas eine zerrissene Figur, die einerseits Jesus verehrt und zu ihm stehen will, andererseits aber Angst hat vor der Macht der Pharisäer und den Konsequenzen, die Jesus' teils radikale Handlungen für ihn und alle seine Jünger haben könnten. Verunsichert lässt Judas sich auf den Handel mit den Pharisäern ein und verrät Jesus.

Diese ahnt bereits, was ihm bevorsteht. Nach dem letzten Abendmahl schickt er Maria Magdalena, gespielt von Annette Regnitter, fort, um mit den Jüngern zu beten. Diese hat schlimme Vorahnungen und bittet in dem herzzerreißenden "Lass mich nicht allein" um noch etwas mehr Zeit mit Jesus — vergeblich, denn auch Jesus weiß nun, was geschehen wird.

In einem Augenblick der menschlichen Schwäche gesteht er seine Angst ein und fleht Gott an, verschont zu werden. In diesem Augenblick verliert Jesus nun auch für die Zuschauer endgültig jede Unnahbarkeit und wird auf sein Menschsein reduziert

. Der Augenblick vergeht, der Eindruck bei den Zuschauern bleibt. Jesus wird verhaftet und verurteilt, auch dank Kaiphas, der bei Pilatus auf die Todesstrafe drängt. In seinen letzten Augenblicken denkt Jesus an die, die er zurücklässt, bevor er am Kreuz stirbt.

Die Frauen sind zutiefst erschüttert und verzweifelt, geben sich jedoch gegenseitig Hoffnung. Das Duett zwischen Annette Regnitter und Sabrina Daniels als Martha beginnt angsterfüllt und traurig, entwickelt sich jedoch zu einem Lied der Hoffnung und ist einer der musikalischen Höhepunkte des Abends. Und ihre Hoffnung wird belohnt, denn das Grab ist leer und Jesus ist doch wieder mitten unter ihnen.

Und so endet das Musical trotz aller Tragik hoffnungsfroh und schickt die Zuschauer mit einem guten, warmen Gefühl nach Hause. Der wunderbare Chor, das Orchester und natürlich die Solisten bescherten den Zuschauern einen unvergesslichen Abend.

(RP)
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