Goch Otto: "Ich schaue von der Tribüne aus zu"

Goch · Nach elf Jahren im Amt des Gocher Bürgermeisters ist heute der letzte Arbeitstag für Karl-Heinz Otto mit der Schlüsselübergabe an seinen Nachfolger Uli Knickrehm. Der 67-Jährige freut sich auf den Ruhestand.

 Zum letzten Mal steigt Karl-Heinz Otto heute als Bürgermeister von Goch die Rathaustreppen hinab.

Zum letzten Mal steigt Karl-Heinz Otto heute als Bürgermeister von Goch die Rathaustreppen hinab.

Foto: Gottfried Evers

Den Schlüssel zur Macht hat er schon fast ein Dutzend Mal abgegeben, aber immer nur für die drei tollen Tage an die amtierenden Karnevalstollitäten. Heute indes wird es ernst für Karl-Heinz Otto, wenn er seinem Nachfolger Ulrich Knickrehm den Rathausschlüssel aushändigt und selbst zum allerletzten Mal als Bürgermeister von Goch die Treppen hinabsteigt. Bevor dieser Moment gekommen ist, gibt Otto aber noch ein Versprechen ab: "Ich werde mich aus der politischen Szenerie komplett verabschieden und nicht noch zwischendurch als Besserwisser auftreten. Nach meinen insgesamt 31 Jahren im Rat in unterschiedlichsten Funktionen bin ich überzeugt, dass wir jüngeren Leuten das Ruder überlassen sollten." Otto blickt zurück nach vorne: "Nach jetzt 51,5 Jahren Lebensarbeitszeit habe ich es mir wohl erarbeitet, meine Pension genießen zu können und ich habe auch neben meiner Familie genügend private Interessen", sagt der seit 37 Jahren in Hassum beheimatete Verwaltungsprofi. Was er sich vorgenommen hat: "Ich schaue mir jetzt alles von der Tribüne in Hassum aus an !"

An Erfahrung mangelt es dem Christdemokraten nicht: Seit 1982 ist er bei der CDU Goch politisch aktiv gewesen, zwischenzeitlich auch als Fraktionsvorsitzender. Seit 2004 war Otto als Nachfolger von Rudolf Lange Bürgermeister der Stadt Goch, fünf Jahre später wurde er nach einem Kantersieg mit insgesamt 57,91 Prozent der Stimmen im Amt bestätigt. Verwaltung hat er von Kindesbeinen an gelernt: Bei der Stadt Duisburg absolvierte der begeisterte Hobbykoch eine Ausbildung zum Diplom-Verwaltungswirt, später auch noch zum Systemanalytiker, arbeitete unter anderem in Berlin als Senator für Finanzen und in Duisburg im Hauptamt und in der Kämmerei, ehe er in seiner Wahlheimat Goch schließlich zum Ersten Bürger wurde.

Blickt er auf die mehr als 4000 Tage als Bürgermeister zurück, steht eines fest: "Für mich war es die interessanteste berufliche Funktion meines Lebens. Das liegt an der Breite des Aufgabenspektrums, von der Begegnung mit den Bürgern bis zur Vielfalt an Sachthemen und manchmal auch überraschenden Ereignissen", sagt Otto, der sich übrigens "immer mehr als Hauptverwaltungsbeamter und erst in zweiter Linie als Repräsentant" angesehen hat. Alles in allem "war es eine spannende Zeit mit Höhen und Tiefen". Höhepunkte aus seiner Sicht: Der Kauf der Reichswaldkaserne mit dem geplanten Umbau zu einem neuen Stadtteil, die Rettung des Wilhelm-Anton-Hospitals durch eine Menschenkette (zu der Otto übrigens aufgerufen hatte), der Bau der Nierswelle, der Ringausbau, die Erneuerung der City-Straßen, aber auch "die grandiose Aufgabe, die Schulen zu sanieren" und eine hervorragende Schullandschaft zu hinterlassen. Nicht zu vergessen die tagesaktuelle Problematik der Flüchtlingsunterbringung oder die fortlaufenden Aufgaben wie die Kindergarten-Situation. "Es gibt noch hunderttausend weitere Puzzleteile, aber wenn ich alles zusammen füge, dann bin ich mit meiner Bürgermeister-Zeit durchaus zufrieden, auch wenn natürlich nicht alles fehlerlos war. Ich habe eine sehr gute Verwaltung vorgefunden und versucht, sie weiter zu entwickeln, denn das Motto heißt ja seit langem immer weniger Personal für immer mehr Aufgaben".

Auch den vielzitierten und kritisierten hohen Schuldenstand der Stadt Goch lässt Otto nicht aus, betont freilich, "dass wir in Goch entsprechende Werte geschaffen haben, die im Boden, in Straßen, in Schulen, in Gebäuden, in Sportanlagen stecken. Für alles, was wir investiv eingesetzt haben, gibt es einen Gegenwert". Nicht vergessen solle man die "ganz teuren Themen wie die davonlaufenden Sozialabgaben, die Ausgaben für Jugendhilfe und Flüchtlingshilfe, die Wundertüte Gewerbesteuer".

Alles in allem sei das Bürgermeister-Dasein ein Paket aus unglaublich vielen Tätigkeiten und Belastungen psychischer und physischer Natur mit der besonderen Thematik der politischen Seite, aber er habe vieles erlebt, was Goch tatsächlich zur "Miteinander-Stadt" gemacht habe, zum Beispiel die im Kompetenzzentrum gebündelten ehrenamtlichen Institutionen wie Feuerwehr, DRK und DLRG: "Ich war immer dankbar für das starke ehrenamtliche Engagement in Goch", bilanziert der 67-Jährige.

(RP)
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