Goch Otto: "Neue Hebammen-Haftpflicht ist keine Lösung"

Goch · Die neue Haftpflichtversicherung für Hebammen schiebe das Problem nur um ein weiteres Jahr auf, sagt der Gocher Bürgermeister.

Gochs Bürgermeister Karl-Heinz Otto vermisst weiter eine dauerhafte Lösung für das Versicherungsproblem der Hebammen (die RP berichtete): Dass freiberufliche Hebammen nun auch nach Mitte 2015 die Möglichkeit haben werden, eine Haftpflicht abzuschließen - und zwar bei einer Gruppe von Versicherungen, die sich vor kurzem dazu bereit erklärte, eine entsprechende Haftpflicht bis Mitte 2016 anzubieten - sieht der Bürgermeister nicht als nachhaltige Lösung: "Die Summe ist für die freiberuflichen Hebammen einfach nicht zu tragen. ich habe mit vielen Hebammen aus dem Kreis gesprochen, die gesagt haben: Das kommt für uns nicht in Frage", sagt Otto.

Denn die Versicherungsbeiträge sollen um weitere 20 Prozent steigen, auf dann mehr als 6000 Euro jährlich. "Eine ganze Reihe von Hebammen aus der Region überlegt schon jetzt, den Beruf aufzugeben, weil der aktuelle Beitrag zu hoch ist", sagt Otto. Eine weitere Erhöhung sei für die Freiberuflerinnen schlicht nicht mehr zu stemmen. Selbst für die Hebammen, die es irgendwie schaffen, den Betrag aufzubringen, sei die Verlängerung bis 2016 keine Dauerlösung, betont der Bürgermeister: "Man verschiebt das eigentliche Problem damit nur um ein Jahr."

Das Problem werde - ebenso wie das Thema Ärzteschwund vor allem in ländlichen Regionen - in der Öffentlichkeit nicht breit genug thematisiert. "Wir müssen uns einfach fragen, welchen Stellenwert das Thema Gesundheit in unserer Gesellschaft haben soll. Für Banken gibt es längst Rettungsfonds. Warum wird nicht auch für die Hebammen ein Fonds eingerichtet?", sagt Otto, und weist zudem darauf hin, dass die Versorgung mit Hebammenhilfe im Sozialgesetzbuch verankert sei. Er sieht die Politik um Gesundheitsminister Gröhe in der Pflicht, eine dauerhafte Lösung für die Hebammen-Haftung zu finden. "Es muss doch möglich sein, dass sich die Leute in den Ministerien zusammensetzen und eine Lösung finden."

Um über ihre Arbeit und über die aktuelle Problemlage zu informieren, werden die freiberuflichen Hebammen der Praxis Lebensraum am 4. Mai auch beim Gocher Gesundheitsmarkt vertreten sein.

(RP)
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