Goch Plan: Flüchtlingsheim in der Liebfrauenkirche

Goch · Das Untergeschoss wird schon für Wohnzwecke genutzt, nun wird die Bücherei umgebaut. Ein Ausschuss soll prüfen, ob auch der profanierte Kirchenraum übergangsweise Asylbewerber beherbergen könnte.

Eine Nacht in der Düsseldorfer Flüchtlingsunterkunft
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Foto: Bernd Schaller

Bislang gibt es im Stadtbereich von Goch keinen Ort, an dem Flüchtlinge zentral untergebracht sind. Das könnte sich in Zukunft ändern, denn es wird erwogen, die ehemalige Liebfrauenkirche als Notunterkunft einzurichten. Aktuell wird ein Bereich im Souterrain, die sogenannte "Unterkirche", zu Wohnzwecken genutzt. Dort war früher das Pfarrheim untergebracht. In einem zweiten Schritt wird derzeit die ehemalige katholische Bücherei im hinteren Bereich des Tiefgeschosses an die neuen Anforderungen angepasst. Dass auch die im Jahr 2010 profanierte Liebfrauenkirche selbst Flüchtlingsunterkunft werden könnte - das wird gerade erst Thema.

Gestern trafen sich erstmals Vertreter der Stadt, des Kirchenvorstands und des Kirchen-Bauausschusses, um sich die Örtlichkeiten näher anzusehen. "Die Stadt Goch ist kürzlich von der Bezirksregierung angefragt worden, ob sie kurzzeitig 150 Flüchtlinge unterbringen könnte. Da kam man auf die Kirchengemeinde zu mit der Frage, ob dazu eventuell die Liebfrauenkirche in Frage käme. 150 Menschen fanden wir deutlich zu viel, aber grundsätzlich war der Kirchenvorstand einhellig der Meinung, dass wir da helfen müssten", sagt Martin Jürgens vom Kirchenvorstand. Es hat sich ein Ausschuss gebildet, der das Projekt vorantreibt. Abgestimmt wird es mit dem Generalvikariat des Bistums Münster, das ja auch an der Profanierung der Kirche beteiligt war und mit dem jede Folgenutzung abgesprochen werden muss.

Die Stadt Goch wollte eine konkretere Planung noch nicht bestätigen, das Bistum ist jedoch weniger zurückhaltend. "Es laufen in der Pfarrei Arnold Janssen Goch, der die profanierte Kirche gehört, in Absprache mit der Stadt Goch Überlegungen, den früheren Gottesdienstraum der Kirche als Kurzzeit-Flüchtlingsunterkunft herzurichten", sagt Martin Wißmann, Pressesprecher des Generalvikariats, auf eine entsprechende RP-Anfrage. Die Abteilung Kirchengemeinden habe der Pfarrei gegenüber signalisiert, dass das Bistum grundsätzlich selbstverständlich die Unterbringung von Flüchtlingen unterstütze. Gerade erst hat im Übrigen ja sogar Papst Franziskus selbst die Gemeinden aufgefordert, sich der Thematik zu stellen und Menschen aufzunehmen.

Im konkreten Fall des ehemaligen Gottesdienstraums sei allerdings darauf hingewiesen worden, dass es bei dem angedachten Projekt um die Umnutzung eines Raums geht, der für den Verwendungszweck Wohnen nicht vorgesehen war. "Ein Kirchenraum ist schwierig auf Wohntemperatur zu heizen, und auch die Frage fehlender sanitärer Einrichtungen ist noch offen", so das Generalvikariat. Die Abteilung Kirchengemeinden habe deshalb darum gebeten, dass aus Goch ein Konzept vorgelegt wird.

Martin Jürgens, der sich gemeinsam mit einigen anderen der Sache angenommen hat, hofft, dass die Gemeinde und die Nachbarn die Idee unterstützen werden. "Weil aber die Liebfrauenkirche zumindest im Kopf vieler Gocher noch immer eine Kirche ist, muss man entsprechend sensibel vorgehen." Die ehemalige Wohnung des Pfarrers ist übrigens an das Anna-Stift verpachtet, das dort eine Wohngruppe für Jugendliche unterhält. Auch dies müsse im Hinblick auf die Verträglichkeit berücksichtigt werden. Ein paar Meter weiter liegt der Liebfrauen-Kindergarten - auch dessen Leitung wird gehört werden wollen.

Langfristig soll aus der ehemaligen Kirche sowieso etwas anderes werden. Bis da aber die Lösung gefunden ist, steht sie leer und bietet viel Platz, der vermutlich in nicht allzu ferner Zeit benötigt wird.

(RP)
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