Goch Prinz Michael zieht durchs Narrenvolk

Goch · Der Klever Rosenmontagszug hat wieder Zehntausende an die Zugstrecke gelockt. Mehr als 70 Wagen präsentierten sich im strahlenden Sonnenschein. Die Motive waren dabei manchmal lustig, manchmal frech, aber immer bunt.

Rosenmontag 2020 in Kleve: Jecke feiern Karneval
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Jecken in Kleve feiern Rosenmontag 2020

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Foto: Markus van Offern (mvo)

Ob es an der Klever Sage liegt, nach der Lohengrin einst auf dem Boot nach Kleve gekommen sein soll? Oder an der neu entdeckten Liebe zum alten Klever Hafen? Man weiß es nicht. Die Anzahl der Karnevalsgruppen, die sich dafür entschieden haben, am Rosenmontag auf einem Schiff durch das Klever Narrenmeer zu ziehen, war so oder so beachtlich. Ob als Wikingerboot, Hochseedampfer oder Piratenschiff: Eine Handbreit Kammelle unter dem Kiel schien der Trend 2015 zu sein.

Ansonsten gab es von allem etwas beim Klever Karnevalszug: Manchmal ein bisschen politisch, manchmal frech, aber immer bunt zeigten sich die mehr als 70 Wagennummern zwischen Kellen und Materborn. Den ersten Fang des Tages konnten die ganz jungen Besucher bei den ganz jungen Teilnehmern machen: Der Kinderprinzenwagen zog als Nummer Eins vorne weg den Jecken entgegen. Auch wenn sich der Zug pünktlich in Bewegung setzte: Gerade in der Unterstadt waren schon weit vor Beginn so viele Narren zusammengekommen, dass die Wagen große Mühe hatten, in einem Fluss durch die Menschenmenge zu kommen. Dabei herrschte den gesamten Tag über genau so ein Wetter, wie es Prinz Michael schon die ganze Session über beschworen hatte: Strahlend blauer Himmel und durchegehender Sonnenschein. "Die Eiskönigin - Winter nur noch im Märchen?", fragten sich da nicht nur die Jecken der CKJ Nütterden.

Einige wenige Zugnummern spielten auch mit lokalen Themen. Die Brejpott Quaker sahen sich dem "großen Lauschangriff" auf das Kellener Schützenhaus ausgesetzt und kamen gleich mit einem überlebensgroßen Dezibel-Messegerät im Schlepptau. Klar, dass sie auf die Nachbarschaftsstreitigkeiten rund um das Schützenhaus anspielten - bereits auf den Prunksitzungen der Quaker ein beliebtes Thema. "Die vollen Eulen" haben unterdessen eine Lösung für das Wohnungsproblem in Kleve gefunden - und boten ihren Karnevalswagen kurzerhand als "Mobiles Studentenwohnheim". Die "Mehrhühner" feierten ihre "Heldenzeit" und blickten zurück auf die vielen Party-Locations, die Kleve im Laufe seiner Geschichte verloren hat: Whisky, Downtown, Schweizerhaus. Ebenfalls zurück schaute die KG "Satte Jecken 06" - allesamt offenbar "Kinder der 90er". Mit Super Mario, Pokemon und der Gummibärenbande blickten die Jecken auf ihre Jugendzeit.

Die Germania aus Materborn denkt dabei schon längst in anderen Sphären: Von Kleve in die Welt - so oder so ähnlich muss man die Bewerbung für eine eigene Samstagabend-Show wohl verstehen. Nicht weniger als den Sendeplatz von "Wetten Dass...?" hat man sich dafür ausgesucht. "Germania zur besten Sendezeit!"

Für besonders gute Stimmung sorgten die als Heißluftballons getarnten mobilen Kamelle-Wurfstationen, die hinter dem Wagen der Klever Club Männekes herzogen. Aber auch die Fußball-WM durfte als Motto in Kleve natürlich nicht fehlen. Während sich die einen über den Sieg in Rio freuten, blickten die "Nötterse Jonges" schon nach Katar: "Sepp Blatters Mafifa: Geld regiert die Fußballwelt."

Der Schwan gehört wie der Prinz zum Klever Rosenmontagszug. Die Schwanenfunker rund um ihren Vorsitzenden André Budde hatten aber nicht nur das Wappentier mit an Bord, sondern mit Udo Janssen auch einen, der sich vom Wagen herab schonmal für sein mögliches neues Amt warmgrüßte.

Der prächtigste Schwan des Tages aber zog natürlich den Prinzen. Michael "Der Rhytmische" ließ sich hoch auf seinem rot-weißen Prinzenwagen nichts von den Strapazen der zurückliegenden Session anmerken und verteilte Kamelle, als ob es kein Morgen mehr geben würde.

Und genau so feierten dann auch viele der Narren nach dem Zug weiter. Ob im Ganzkörperkostüm oder ganz kurzem Kostüm, ob im Festzelt, auf der Straße oder in den Kneipen der Innenstadt. Einige hatten gleich ihre eigenen Musikstationen mit zur Zugstrecke gebracht und tanzten immer noch, als die Aufräum-Truppen der USK schon längst angerückt waren, um die Stadt auf Vordermann zu bringen. Wie sie eben immer singen: Karneval ist nur einmal im Jahr.

(RP)
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