Goch Puppen erzählen Evangelium

Goch · Alles selbst gemacht, selbst erdacht und eingekleidet: Sie sind eigentlich gesichtslos, die Figuren, die in der Maria-Magdalena-Kirche immer neue Geschichten erzählen. Egli-Puppen – so gibt’s die hier sonst nirgends.

Es ist immer das gleiche Staunen bei den Besuchern der Maria-Magdalena-Kirche. Gerade durch den Haupteingang das Gotteshaus betreten, Blick nach links, der erste Eindruck: eine Krippe, mitten im Sommer! Die Anziehungskraft ist groß, und wer genauer hinsieht, der sieht eben keine Krippenszene, aber anderes, von den aufwändig gemachten und gekleideten Figuren erzähltes Evangelium. Da sitzt doch, essend und trinkend, Matthäus am Tisch mit. . . wer war das noch mal? Das Evangelium, in diesem Fall gedruckt und an der richtigen Stelle aufgeschlagen, hilft. Ein paar Sätze zum Nachlesen, und das Bild ist komplett.

Gesichtslos – nicht ohne Gesicht

Fragen bleiben: Warum sind die Figuren zwar gesichtslos, haben aber dennoch Gesichter, irgendwie? Nicole Coenen, Pastoralreferentin in St. Arnold Janssen Goch und eine der „Mütter der Idee“, solche Egli-Figuren in Goch zu zeigen, gestern zur RP: „Doris Egli, eine Schweizerin, gab in den sechziger Jahren den Anstoß. Sie kennt es aus der eigenen Familie, dass biblische Geschichten mit Figuren erzählt wurden. Die Schweizerin entwickelte dann selbst mit ihrer Schwester die Grundfiguren, die heute Vorbild sind.“ Hier und da – aber eben immer noch selten. Im münsterländischen Sendenhorst beispielsweise gibt es ähnliche Figuren wie die in Goch – nur wesentlich kleinere. Die in Maria Magdalena beeindrucken durch ihre Größe. Gestalten mit Charakter, die allein durch ihre (schier endlos variierbare) Körperform Freude oder Verzagtheit, Angst oder Mut, Ratlosigkeit oder Entschlossenheit ausdrücken können. Das Evangelium, in Bildern erzählt, auch (und vielleicht gerade) denen, die sonst nicht so ganz viel damit am Hut haben.

Und: Die Figuren für Goch wurden nicht etwa gekauft, mit Geld bezahlt ist lediglich das Material. Nicole Coenen: „Die Figuren selbst zu machen, ist schließlich Teil des ganzen Gedankens. Wir waren uns nicht sicher, ob wir vorm Pfingstwochenende genug Freiwillige zusammen bekommen, die solche aufwändigen Sachen herstellen, einkleiden – nicht für Zuhause, sondern für die Kirche.“ Da hatte sie sich getäuscht! Nicole Coenen: „Der Gedanke ,Ich komme hin, aber habe nichts davon’ zählte in diesem Fall nicht. Es gab so viele Mitstreiterinnen, dass die Figuren ganz schnell fertig waren.“

Es gibt jetzt die großen für die Kirche – und es gibt, Richtmaß so etwa 30 Zentimeter, auch noch eine „reisefähige“ Ausführung. Die nimmt Nicole Coenen mit zum Religionsunterricht in die Grundschulen, auch zum „Reden über Gott“ in die Kindergärten. Da erlebt sie ständig, wie unmittelbar Figuren erzählen und wirken können.

(RP)
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